Kapitel 5 - Anakin

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„Keine Angst, ich glaube, er wird schneller wieder auftauchen, als wir denken", sagte Ahsoka, als sie in der Tür stand und Denzo suchte.
„Das weiß ich, so war auch mein Plan. Er soll wissen, was ihm entgeht", antwortete Obi-Wan.
„Zurück zu Anakin ..." Ahsoka kam wieder herein und setzte sich neben Obi-Wan.
Warum konnte sie den Teil nicht einfach vergessen, seufzte er in seinen Gedanken.

„Ich habe ihn das letzte Mal gespürt, kurz bevor Rex und die Klone mich angegriffen haben. Seitdem suche ich ihn."
Ahsoka schaute mit einem leeren Blick zu Boden. „Aber sehen kann ich nur Dunkelheit und Chaos."
Obi-Wan kämpfte mit sich. Was konnte, was wollte er ihr sagen?
„Ahsoka, ich habe ihn ein letztes Mal gesehen, als Padmé und ich nach ihm gesucht haben", sagte er und sofort schnellte Ahsokas Blick wieder nach oben.

„Ihr und Padmé? Wo habt ihr ihn gefunden?"
Obi-Wan atmete aus, es blieb ihm wohl keine andere Wahl.
„Mustafar. Er wurde von den Sith verraten. Ich habe versucht, ihn zu retten, aber ich habe ihn verloren."

Ahsoka konnte nicht glauben, was sie gerade hörte. Verloren? Von den Sith verraten? Sie wusste, dass Palpatine der Sith-Lord war, aber sie ging bislang immer davon aus, dass Dooku der letzte Schüler Palpatines war.
Sie dachte an die Worte Mauls auf Mandalore, daran, was er über Anakin sagte. Ahsoka konnte sich nicht vorstellen, dass Anakin sich je der dunklen Seite anschließen könnte. Selbst dann hätte sie ihn spüren können.

„Wer genau hat ihn verraten?", bohrte Ahsoka nach. Sie musste es unbedingt wissen.
Obi-Wan strich sich über sein Kinn und den Bart, was sie bemerkte. Entweder schindete er Zeit, oder er wusste mehr als er sagen wollte.
„Er wird Vader genannt. Dieser griff Anakin aus dem Hintergrund an und nahm ihn gefangen. Ich konnte ihn nicht mehr befreien, ehe der Imperator ihn in Gewahrsam nahm. Ich musste mit Padmé fliehen, weil sie ..."
Abrupt stoppte er.

„Weil sie was?", fragte Ahsoka. Sie hasste es, wenn jemand in Rätseln sprach, und Obi-Wan war ein ausgesprochener Meister darin, obwohl er dies selber nicht mochte.
„Du weißt, dass die beiden ein Paar waren?"
Obi-Wan suchte nach einer Regung in ihrem Gesicht, die Überraschen ausdrückte, doch Ahsoka zeigte keine Spur von all dem. Eher sah sie aus als ob sie es wusste.

„Ja, ich hatte schon lange das Gefühl", bestätigte sie ihm seine Gedanken.
Gut, das war wenigstens ein Anfang, dachte sich Obi-Wan erleichtert.
„Padmé war schwanger, als es passierte. Wir brachten sie nach Polis Massa, wo auch Meister Yoda im Exil lebte", erzählte Obi-Wan weiter. „Es gab keine Komplikationen bei der Geburt, aber Padmé lag trotzdem im Sterben. Niemand wusste, was ihr fehlte."

Jedes Wort war wie ein Nadelstich für Ahsoka. Sie wusste zwar von Captain Typho, dass Padmé umgekommen war, doch kannte sie nicht diese Geschichte. Und diese war deutlich glaubhafter als das, was Typho von den Imperialen erfahren hatte.
„Wir vermuteten, dass ihr der Lebensmut fehlte. Ich habe mich daher dazu bereit erklärt, den Jungen zu schützen. Er lebt hier, bei seiner Familie."

Langsam lehnte sich Obi-Wan zurück. Er hatte mehr als genug gesagt, auch wenn er Ahsoka alles anvertrauen konnte. Doch wenn sie noch nicht mehr von den Rebellen erfahren hatte, musste er nicht derjenige sein, der sie über alles aufklärte. Das war für sie zu gefährlich und machte sie zu einem potenziellen Ziel.
„Deswegen also Tatooine ...", folgerte Ahsoka.
„Deswegen also Tatooine", wiederholte Obi-Wan bestätigend.

Denzo kam mitten in der Nacht in Mos Eisley an.
Die Plätze im Inneren der Stadt waren leerer als sonst, was auch daran lag, dass das Imperium Sperrstunden angeordnet hatte. Damit kannte er sich bereits aus, auch wenn er nun nicht abschätzen konnte, ob die Imperialen noch immer nach ihm suchten.

Er überlegte sich, wie er schnellstmöglich zu seinem Schiff in dem Raumhafen kommen sollte. Als er sich einst das Schiff gekauft hatte, war er klug genug, dieses unter falschem Namen zu registrieren. So war es ihm nie zuzuordnen, wenn die Imperialen dieses eines Tages durchsuchen würden.
Denzo entschied sich für die vermeintlich sichere Route durch die verwinkelten Gassen der Stadt und war bereits fast angekommen, als er von zwei Soldaten aufgehalten wurde.

„Halt, stehen bleiben!"
Denzo fand keinen sinnvollen Ausweg zur Flucht, also hätte er einen der Soldaten überwältigen und ihm die Waffe abnehmen müssen.
Geschlagen hob er die Hände. „Verzeihung, was kann ich für Sie tun?"
Die Soldaten kamen näher, blieben aber in einem sicheren Abstand stehen. „Es herrscht Sperrstunde. Kein Bürger hat um diese Zeit noch draußen zu sein. Weisen Sie sich aus!"

Denzo seufzte. Natürlich würde er nichts dergleichen machen.
Der alte Mann meinte also, ich könnte die Macht beherrschen, dachte er sich. Dann schauen wir doch einmal, ob er recht hat.
„Ihr braucht meinen Ausweis nicht zu sehen. Ich bin unwichtig", sagte er langsam.
Die Soldaten sahen sich gegenseitig verwirrt an.
„Was war das?", fragte einer der beiden.

„Ich sagte, ihr braucht meinen Ausweis nicht zu sehen, ich bin unwichtig." Dieses Mal legte er deutlich mehr Ruhe und Überzeugung in seine Stimme.
Wieder sahen sich die Soldaten an. Länger als vorher. „Wir brauchen seinen Ausweis nicht sehen, der ist unwichtig", sagte der eine.

Innerlich stand Denzo gerade der Mund offen. Es funktionierte also wirklich.
„Ihr könnt gehen und habt mich nie gesehen", sprach er mit der gleichen Art.
Die Soldaten drehten sich um und gingen. „Wir können gehen und haben ihn nie gesehen."

Als die Soldaten um die Ecke bogen, starrte Denzo noch immer in seine offenen Hände, so als würde dort ein Feuer brennen.
Was genau war da gerade passiert? Hatte er die Soldaten wirklich mit seinen Gedanken beeinflusst? Er wusste, dass Jedi so etwas konnten, doch hatte er es sich nie vorstellen können.
Sich wundernd wandte er sich um.

Ja, er hatte vor, zu seinem Schiff zu gehen. Doch nun, wo er wusste, dass er das gerade mit der Macht getan hatte, musste er zurück zu den beiden Jedi. Zumindest zog ihn etwas zu ihnen.
Er ging zurück in die Gasse, um zu seinem Speeder zu gelangen.
Dabei bemerkte er jedoch nicht den Mann, der in der gegenüberliegenden Gasse stand und sich das Schauspiel ebenfalls angesehen hatte.
„Noch ein Jedi?", fragte sich Cody. Wusste er vielleicht von Kenobi? Es blieb ihm nur eine Möglichkeit, das herauszufinden: Er musste ihm folgen.

„Denzo kommt wieder zurück. Ich spüre es", sagte Ahsoka, als sie kurz draußen standen.
Obi-Wan starrte sie nur an. „Wie kommst du darauf? Ich spüre nichts dergleichen."
Doch ihm war bewusst, dass sie etwas Besonderes war. Nicht nur, weil sie einen der besten Jedi als Meister hatte, sondern auch, weil sie selbst in ihrer Ausbildung enorm viel gelernt und erlebt hatte.

Sie wurde getötet und wiederbelebt von der Macht selbst, sie wurde entführt und verschleppt von Trophäenjägern und sie wurde zu Unrecht wegen eines nicht von ihr begangenen Mordes gejagt, aus dem Orden entlassen und beinahe verurteilt.

Es war etwas, was ihm noch immer schmerzte. Das Wissen, ihr nicht noch mehr geholfen zu haben. Doch das war nun über zehn Jahre her und nun stand sie hier neben ihm. Lebendig.
Ahsoka drehte sich zu ihm. „Ich fühle es einfach, Obi-Wan."
Er konnte sie nur milde anlächeln, bei dem Anblick von ihren blauen, unschuldigen Augen. „Ich vertraue dir."

Ahsoka wollte gerade etwas Weiteres sagen, als sie ihren Kopf in Richtung der Stadt drehte.
Sie hatte etwas im Gefühl. Nicht nur Denzos Abdruck in der Macht, sondern noch eine weitere Person, die in einigem Abstand zu Denzo folgte.

Es war kein Machtnutzer, doch spürte sie, dass sie dieses Wesen kannte.
„Ich spüre es auch", sagte Obi-Wan und sah in die gleiche Richtung. Ferne Staubwolken zeugten davon, dass sich Denzo und sein Begleiter näherten.
„Wir müssen zu ihm!", rief Ahsoka und rannte los.

Dangerous Past - A Star Wars Fulcrum Story Part 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt