15. Feigling

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Yukine POV

Monate waren vergangen. Ich war mittlerweile ein gesegnetes Werkzeug. Ob Ryu mir neckisch durch die Haare wuscheln würde? Ob Yumeko stolz wäre? Ich stellte mir vor, wie sie mich anlächelte und wie ihre Augen dabei leuchteten. Ich stellte mir vor, wie sie fröhlich umher hüpfen würde, mich an sich ziehen würde und wir durch den Sakurawald tanzen würden.

Sie würde sich freuen und wie eine Wilde tanzen und singen. Wir würden lachen und uns in den Armen liegen. Ich war so ein Feigling. So ein unfassbarer Feigling. Sie hatte mir gesagt, dass sie mich liebt! In dem Moment, da dachte ich, dass ich vor Nervosität noch einmal sterben müsste. Sie strahlte dabei und ich wollte sie eigentlich direkt an mich ziehen und sie küssen. Und was tat ich? Ich sagte ihr, dass ich sie gern hatte. Wie dumm!

Eigentlich wollte ich es in die Welt hinaus brüllen: Yumeko, ich liebe dich auch! Ich tat es doch. Das war doch offensichtlich. Aber ich habe mich nicht getraut. Ich hatte Schiss. Aber wovor nur? Meine Güte. Ich saß unter einem der schönen Bäume. Ich raufte die Haare und legte dann verzweifelt meinen Kopf auf meine Knie.

„Yukine?" ich sah auf und da stand Yato. Er setzte sich zu mir. Einige Minuten saßen wir schweigend nebeneinander. „Ich vermisse sie auch, weißt du?" ich seufzte, aber sah ihn nicht an. „Aber da ist noch was, oder? Was ist passiert?" wütend ballte ich meine Hände zu Fäusten. „Ich habe Scheiße gebaut. Große Scheiße." „Ach ja?" ich nickte niedergeschlagen. „An dem Tag, bevor Ronin sie geholt hat, da hat sie mir gesagt, dass sie mich liebt." „Und was ist dann das Problem? Das ist doch wunderbar! Das wolltest du doch!"

Ja, das wollte ich. „Ja, aber ich habe ihr gesagt, dass... naja... dass ich sie gern habe. Mehr nicht." Langsam drehte Yato sich zu mir. „Aber wieso, Yukine? Das macht doch gar keinen Sinn." erschöpft strich ich mir durchs Gesicht. „Ich weiß! Ich war einfach nur feige." „Ist schon gut, Yukine. A-aber wie kam es denn dazu?" ich runzelte die Stirn. Was war das denn für eine Frage? „Naja, sie kam ganz fröhlich aus dem Schrein auf mich zu gelaufen und dann hat sie es mir einfach so gesagt." „Was? Kein Romantikzeugs wie sonst? Kein Tanz im Mondschein?" Ich schlug ihm fest gegen die Schulter, aber runzelte verwirrt die Stirn. Das war wirklich komisch. Normalerweise, waren die Situationen in der wir uns so nah kamen, anders. Schöner. „Ja, du hast recht."

„Das kann nur eins bedeuten. Wo ist dieses bescheuerte Buch???" Yato rannte in den Schrein und ich folgte ihm. In Yumeko's Zimmer wurden wir schon fündig. Eine Seite war aufgeschlagen. „Oh mein Gott, Yukine! Du Vollpfosten!" Yato gab mir eine heftige Kopfnuss. „Aua! Wofür war das denn?" Er zeigte auf eine Stelle im Buch. Was? Ich hätte es einfach nur erwidern müssen? Es war genau das was ich fühlte. Es hätte so einfach sein können. „Wir müssen ihr helfen! Wir müssen zu ihnen!" „Ja. Los geht's!" Yato und ich machten uns auf den Weg um Ryu und Yumeko zu retten.

Ryu POV

Ich hasste es hier. Es war dunkel und es muffte nach Tod. Yumeko war so stark, aber ich merkte, wie ihre Kraft sie wieder verließ. Ronin strebte einen Generationswechsel an, nur weil sie verliebt war. Ich wich ihr nicht von der Seite. Ich war ihr Wegweiser, ihr gesegnetes Shinki und ihr bester Freund.

Yuie schlief tief und fest. Ich saß in einem der unbequemen Sessel in dem Flur. Ryota lief an mir vorbei. In der Zeit, in der wir hier waren, hatten wir uns eigentlich ganz gut verstanden. Sie war gar nicht mal so übel. „Latsch hier mal nicht so laut her, als wärst du ein Stier." sie drehte sich zu mir um und mir stockte der Atem. Sie weinte und in ihrem Gesicht, zeichnete sich deutlich der Abdruck einer Hand ab. Ihre Lippe war aufgeplatzt und sie blutete.

„Ryu, bitte. Ich habe jetzt keine Lust auf solche Späße." ich stand auf und nahm ihre Hand. Sie tat mir leid. Ronin war ein schlechter Herr. Er verletzte seine Shinkis, ohne mit der Wimper zu zucken. Yuie würde sowas niemals tun. „Was willst du, Ryu? Lass mich bitte los." ich schüttelte den Kopf und zog sie näher zu mir. „Nein." sanft strich ich ihr über die Wange. Kurz zuckte sie zusammen. Ich verlor mich in ihren blauen Augen. Was war nur los mit mir?

„Du hast so ein Glück, Ryu. Pass gut auf sie auf, ja?" ich nickte und wischte ihr die Tränen weg. Aus irgendeinem Grund, mochte ich es nicht sie so zu sehen. Neben uns die Tür wurde zaghaft geöffnet und Yuie sah müde raus. „Was ist denn hier los? Ryu, warum hab ich so ein komisches Gefü-. Oh, Entschul-. Oh, mein Gott, Ryota!" sie rannte zu dem anderen Shinki und besah sich ihre Verletzungen. „Komm." Yuie zog Ryota mit in ihr Zimmer und schob sie durch die Tür. Bevor sie die Tür schloss, drehte sie sich nochmal zu mir, grinste frech und wackelte mit den Augenbrauen. „Pf, halt bloß die Klappe." sie lachte und schloss dann die Tür.

Ich beschloss den beiden etwas zu trinken zu holen. Also machte ich mich auf den Weg in die Küche. Dort fand ich Ronin, der an der Theke lehnte und irgendwas trank. Ich ignorierte ihn und wollte etwas zu trinken für die beiden Frauen holen. Plötzlich warf Ronin sein Glas in meine Richtung. Lässig und nur mit minimalen Bewegungen wich ich aus. Mit hochgezogener Augenbraue sah ich zu dem Todesgott.

Mit wutverzerrtem Blick kam er auf mich zu und griff meinen Kragen. Er schüttelte mich hin und her, doch ich reagierte nicht. Ich sah ihn gelangweilt an. Das machte ihn noch wütender und er schlug mir ins Gesicht. Ich reagierte wieder nicht. Immer wieder schlug er auf mich ein. Irgendwann hatte er keine Lust mehr.

Verächtlich sah er mich an. „Du. Was bist du schon? Nicht mehr als ein Sklave. Alle Shinkis sind Sklaven. Nur weil du angeblich das stärkste von allen bist, heißt nicht, dass du etwas besonderes bist." wütend stapfte er davon. Kurz sah ich ihm nach und wischte dabei das Blut aus meinem Gesicht. Das würde Yuie gar nicht gefallen.

Forbidden LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt