Kapitel 55

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Es sind mehrere Tage seit Bursa vergangen, sodass Aykan und ich zurück in Istanbul sind. Mittlerweile waren wir auch im Unternehmen, obwohl seit der Veranstaltung vor wenigen Wochen nicht mehr viel los ist.

"Asya wir hassen beide diesen Small-Talk und ich weiß, dass diese Situation zwischen uns ein wenig komisch ist, aber es gibt etwas wichtiges, das ich ansprechen wollte.", beginnt Karan nach andauernder Stille das Gespräch, der vor mir sitzt und an einem Espresso nippt.

Er lud mich zu einem Treffen in einem Café ein, dem ich natürlich zusagte, da er wichtiges mit mir besprechen wollte, ebenso wie ich. Ich muss nämlich endlich wissen, ob er hinter der Erpressung steckt, bei der momentan komischerweise Funkstille herrscht.

Ich nicke ihm zu, ihn auffordernd mit seinen zurückgehaltenen Wörtern rauszurücken.

"Wie du weißt bin ich alleine für unser Familiengeschäft zuständig, seitdem Baba verstorben ist. Bevor er starb, stand schon fest, dass ich alles vererbt bekommen würde. Das Haus, das Vermögen und das Unternehmen. Allerdings möchte ich das ändern, da du ebenso ein Familienmitglied bist.", führt er weiter fort und öffnet einen Knopf am Kragen seines Hemdes.

Bitte sprich nicht die Worte aus, die ich befürchte.

Karan faltet seine Hände ineinander, die er dann auf den Tisch ablegt.
"Ich möchte, dass du mit mir zusammen das Familienunternehmen leitest. Fifty-fifty, falls du verstehst was ich meine."

Ich wusste es.

Trotzdem überrascht es mich. Er kennt mich kaum, auch wenn ich seine Schwester bin und das ist ein riesiges Angebot.

Ich atme scharf ein, um etwas anzusetzen, doch bevor ich ihm dankend ablehnen kann, stoppt er mich.

"Bevor du mein Angebot verweigern solltest, überlege es dir. Und auch wenn nicht, das Angebot steht dir jederzeit zur Verfügung. Was meins ist, ist auch deins. Es ist merkwürdig, aber wir sind eine Familie und daher gehörst du zum Geschäft. Ich würde das Angebot keinem anderen machen, denn ich bin alles andere als ein leichtsinniger Mann. Ich habe Menschenkenntnisse und deine Augen sind ein offenes Buch.", redet er weiter.

Er ist wirklich ein großzügiger Mensch, was seine Familie betrifft. Das durfte ich bereits von meinen Cousinen erfahren.

"Ich schätze dieses Angebot sehr und werde es mir aus Respekt zu dir überlegen. Ich befürchte, dass sich an meiner Antwort nichts verändert wird.

Ich bin verlobt und es steht nicht fest wann wir heiraten. Das kann man bei uns nicht wissen. Was ich dir damit vermitteln möchte, ist, dass ich nicht von Aykan getrennt sein will. Wir beide leiten bereits gemeinsam mit Serkan unser Unternehmen.

Wenn ich mich dazu entscheide bei beiden Firmen gleichzeitig zu arbeiten, wird das zu stressig. Falls ich mich für unser Familienunternehmen entscheide, habe ich Aykan nicht bei mir und das ist mir wichtig. Wir sind eine Einheit und getrennt würden wir nicht funktionieren.", erkläre ich meinem Bruder.

"Du arbeitest lieber in dem Unternehmen einer Familie, die dein Leben zerstört hat und siehst lieber tagtäglich das Gesicht deines Exes als das deines Bruders. Du liebst ihn wirklich, nicht wahr?", filtert er das Wichtigste meines Gesagten heraus.

In Karans Gesicht widerspiegelt sich ein Hauch von Verbitterung, sowohl als auch Einsicht.

"Diese Familie hat mein Leben nicht zerstört, sie hat mich gelehrt. Und um deine Frage zu beantworten. Wir lieben uns wirklich, nicht nur ich ihn. Wir werden eine Familie sein", korrigiere ich ihn.

"Ich weiß, dass er dich auch liebt." Während seinen Worten, wandert sein Blick auf meinen Ring.

Überrascht hüpfen meine Augenbrauen hoch. "Wirklich?"

Just a hugWo Geschichten leben. Entdecke jetzt