Kapitel 30

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Mit leerem Blick schaue ich durch die Wohnung und presse meine Lippen aufeinander.

Ich trage so eine Last mit mir und kann an nichts anderes mehr denken als Aykan. Ich saß erst stundenlang vor meinem Laptop und bin alles gründlich durchgegangen, kam aber kaum weiter und habe ihn ausgeschaltet, das aber natürlich erst nachdem ich mir meine Haare geföhnt habe. Danach stellte ich das ganze Apartment auf den Kopf, hörte Rihannas Lieder, während ich putzte, da ich das sonst auch immer tue, aber nicht einmal Riri konnte mich auf andere Gedanken bringen und gar nichts tun, ging überhaupt nicht.

In die Küche mit meinen Kuschelsocken rutschend, öffne ich den Kühlschrank, aber entdecke nichts neues wie die anderen Male wie zum Beispiel vor zwei Minuten. Langsam schließe ich den Kühlschrank wieder, dieses Mal achte ich aber darauf wann das Licht ausgeht.

Auf dem Tisch entdecke ich die beiden Tüten, die blaue von Aykan und die orangene von Karan. Ich mag kein orange. Orange ist okay, aber blau ist viel schöner. Die Farbe blau widerspiegelt für mich einfach den Himmel und das Meer. Jeder der mich kennt, weiß, dass das gemeinsam mit dem Mond meine Lieblingsnatureigenschaften sind.

Ich trete näher zur Theke und nehme mir Aykans zur Hand. Beim ersten Blick hinein, muss ich unwillkürlich grinsen. Schokolade. Er hat mir Schokolade mitgebracht und das nicht nur irgendeine, sondern Gofret, meinen Lieblingsschokoladenriegel. Und das nicht nur einen, sondern eine ganze Packung.

Ich lege sie zur Seite und muss breiter grinsen.

Grüne Äpfel. Nicht einer hat eine einzige Macke oder Schramme. Beim Halten bemerke ich, dass sie auch wirklich hart sind. Ich liebe Äpfel, aber am meisten die grünen, da sie schön sauer sind und jedes Mal wenn es brennt, beißt man nochmal ab, weil es so lecker schmeckt und süchtig macht.

"Wenn man wirklich liebt, dann kehrt man immer wieder zueinander zurück, auch wenn es weh tut, denn sie macht einen süchtig. Du würdest alles riskieren für nur eine Sekunde.", murmele ich ein Zitat von Mina, als mir der Zusammenhang auffällt.

Ich schüttele meinen Kopf und wasche die Äpfel ab, dann lege sie in den Obstkorb und wende mich wieder der Tüte zu. Diesmal entdecke ich ein Honigglas und bemerke schnell, dass es  frischer Honig ist und somit kein billiger, sondern vom Imker höchstpersönlich. Das ist so süß.

Ich kann nicht anders und stoße mich an der Theke ab, obwohl die riesige Tüte noch immer nicht leer ist. Bei dem Gedanken, dass er sich die Mühe gemacht und mir etwas gekauft hat, bedeutet so viel für mich und erwärmt mein Herz. Dann hat er auch noch die Dinge geholt, die ich liebe und allein der Fakt, dass er sich das alles gemerkt hat, obwohl ich es nie wirklich erwähnt habe, lässt mich weinen.

Ich bin so dumm und habe ihn angeschrien. Er hat sich doch in Wahrheit nur um mich gesorgt. Es sind nur wenige Stunden vergangen, doch es kommt mir vor wie Jahrzehnte.

Das Klingeln meines Handys reißt mich aus meinen Gedanken. Ohne auch nur eine Sekunde zu verschwenden greife ich danach in der Hoffnung, dass er es ist, doch es ist Alara. Wieso sollte sie mich anrufen? Es sei denn Aykan -

Sofort nehme ich den Anruf an.

"Asya? Ist er bei dir?"

"Nein, wieso denn?", räuspere ich mich zuerst, damit ich meine Stimme wiederfinde.

"Weil sein Handy aus ist und er sich seit heute morgen nicht mehr gemeldet hat. Zuhause ist der auch nicht.", teilt sie mir mit. Die Besorgnis ist aus ihrer Stimme nicht zu verhören.

"Ich melde mich später bei dir, okay?" Danach lege ich auf, greife meine Kopfhörer und einen grünen Apfel.

[...]

Just a hugWo Geschichten leben. Entdecke jetzt