Es sind drei Tage seit der Beerdigung vergangen und somit vier Tage seitdem ich Abstand von Asya halte.
Sie hat es mir nicht gesagt.
Asya hat mir nicht gesagt, dass meine Mutter sich mit mir versöhnen wollte. Es hätte alles anders sein können, oder?
Ich habe sie in den vergangenen Tagen verdammt noch mal so sehr gebraucht, genauso wie sie mich, aber ich konnte sie nicht bei mir haben.
Es ging einfach nicht.
Bei der Beerdigung weinte ich nicht, denn das musste niemand sehen. Eher gesagt verließ meine Augen keine weitere Träne seit dem Krankenhaus.
Ich kann nur bei ihr weinen und meine Tränen bei ihr zulassen, denn sie verurteilt mich nicht. Ich brauche mich bei ihr nicht zu schämen, denn sie hat mich so kennengelernt.
Ihre Präsenz direkt neben mir die letzten Tage verursachte jedoch ein unangenehmes Brennen in meiner Seele.
Asya versuchte die ganze Zeit auf mich zuzukommen, doch ich verschwand jedes Mal, wenn ich sie aus dem Augenwinkel sah.
Wie konnte sie es bloß vergessen?
Ich zerreiße durch reinen Frust ein schwarzes Oberteil meiner Mutter, welches ich in der Hand halte, denn die Farbe erinnert mich an ihre Augen.
Nach all den Jahren betrat ich das Haus, in dem ich aufwuchs. Es war an ein äußerst aufsträubendes Gefühl. Serkan und ich entsorgen nämlich gemeinsam die Sachen unserer Eltern. Er hätte es alleine nicht geschafft.
Serkan und ich haben auch seit dem Vorfall nicht viel miteinander geredet. Gelegentlich nur das nötigste. Es ist merkwürdig, dass wir uns umarmt haben, denn so etwas kenne ich nicht.
Nicht von meiner leiblichen Familie und erst recht nicht von meinem Bruder. Das war die erste Umarmung, die wir hatten.
Ich schmeiße das Oberteil achtungslos in den Karton, lege meinen Kopf in den Nacken und fahre mir frustriert übers Gesicht und durch die Haare.
"Aykan, setz dich hin.", befiehlt mir mein Zwilling und zeigt auf das ehemalige Ehebett meiner Eltern.
Ich widerspreche nicht und folge seinem Befehl. Ich setzte mich auf die Bettkannte und lege mein Gesicht in meine Hände. Serkan pausiert die Sache mit der er beschäftigt ist, um sich danach zu mir zu gesellen.
"Hör auf damit.", fordert er mich auf.
"Womit?", schnaube ich genervt.
"Asya zu ignorieren und ihr unausgesprochene Vorwürfe zu machen.", antwortet Serkan auf meine Frage.
"Und was geht dich das an?", keife ich ihn an.
"Nichts, deswegen sage ich es ja auch. Du tust dir selbst keinen beschissenen Gefallen, indem du ihr aus dem Weg gehst, während eure Herzen nacheinander schreien."
"Die Gefallen, die ich mir gebe, haben dich nicht zu interessieren. Vor allem nicht, wenn deine Augen noch immer auf ihr liegen.", stelle ich in ernster Tonlage fest.
Serkan fängt plötzlich an zu lachen. Warum lacht er jetzt?
"Ich habe mit Asya abgeschlossen.", behauptet er plötzlich.
"Klar. Deine Lügen kannst du bei jedem anderen auftischen. Bei mir ziehen sie nicht mehr.", korrespondiere ich.
"Hast du seitdem du wieder hier bist jemals erlebt, dass ich, wenn es um Asya ging, gelogen habe? Nein, hast du nicht und das wirst du auch nicht.", erläutert er.
Ich vertraue dir trotzdem nicht.
"Allein, dass du das sagst, bezeugt das Gegenteil. Du empfindest noch was für sie.", stelle ich fest.
"Asya hat einen besonderen Platz bei mir, Aykan, aber ich liebe sie nicht mehr. Sie kennt mich und weiß ganz genau wie ich in jedem Moment reagiere. Deshalb rief ich ausgerechnet sie ins Krankenhaus. Das Einzige, was sie nicht kannte, warst du in meinem Leben.
Sie hat dich getroffen und hat weitergelebt, als sie sich von mir getrennt hat. Ich konnte das anfangs nicht akzeptieren, aber mir ist nichts anderes übriggeblieben. Im Gegenteil hat es mir gezeigt, dass wir nicht füreinander bestimmt sind.
Wenn es nicht so gewesen wäre, dann hätte sie kein neues Buch in ihrem Leben aufschlagen können, verstehst du? Also habe ich das auch getan.
Und im unerwarteten Moment hat eine andere Frau mir den Kopf verdreht. Wir kennen uns zwar nicht richtig, aber Sevde... sie ist so einzigartig.
Wenn es zwischen mir und Sevde klappt, wird Asya mit Sicherheit sagen, dass es Schicksal war, dass ich mit ihrer Cousine zusammengekommen bin.", berichtet mir Serkan über seinen momentanen Lebensstand.
Mir fällt plötzlich ein wie Sevde mich in Bursa begafft hat.
"Du kannst dir sicher sein, dass Sevde auf Männer steht.", verrate ich ihm und bemerke seine Verwirrung, doch er meidet es darauf einzugehen.
"Zurück zum Thema. Hör auf Asya Vorwürfe zu machen, weil sie es dir nicht gesagt und es vergessen hat. Was wäre passiert, wenn sie es dir gesagt hätte, Aykan?", fragt Serkan plötzlich.
Darüber habe ich nicht nachgedacht.
Wenn Asya zu mir gekommen und mir erzählt hätte, dass meine Mutter sie darum gebeten hat, dass Asya ihr helfen soll, dass ich ihr verzeihe, hätte ich es trotzdem nicht gemacht.
Ich wäre sauer geworden, hätte meiner Mutter ins Gesicht gesagt, dass es zu spät ist und wäre am selben Punkt wie jetzt gewesen. Nur mit Asya an meiner Seite.
Ich bin bescheuert.
Warum habe ich nicht davor daran gedacht?
"Ich denke du denkst gerade, dasselbe was ich denke, also raff dich wieder zusammen. Verliere sie nicht.", äußert sich Serkan und steht auf um weiter die Sachen zu entsorgen.
Würde Asya mir verzeihen?
Ich war anscheinend so sehr von meinen Emotionen geblendet, dass ich nicht klar denken konnte, obwohl ich das immer tue.
Asya wird das verstehen können. Wer wenn nicht Asya?
Ich blicke hinab auf meinen Verlobungsring.
Verliere sie nicht.
Direkt fällt mir etwas ein, was Asya an dem Abend zu mir sagte, an dem wir uns das erste Mal trafen.
"Vorhin hatte ich noch Angst dich in der Menschenmenge zu verlieren, doch ich denke ich brauche davor keine Angst mehr zu haben. Ich muss mich dann nur auf den Boden legen und würde deine Schuhe wiedererkennen."
"Worauf wartest du noch?", fordert mich Serkan auf zu Asya zu gehen.
Ich zögere keine Sekunde und stehe auf.
Würdest du mich auch heute wiederfinden?
2/4 der letzten Lesenacht!
Hättet ihr die Rede von Serkan erwartet? Was denkt ihr jetzt über ihn? Sagt am besten schonmal bye zu ihm, denn er wird nicht erneut vorkommen, genauso wie Karan.
Was wird Aykan wohl jetzt als nächstes tun?
Nächstes Kapitel um 23:00 Uhr!
Fortsetzung folgt...
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Just a hug
Romance𝘐𝘯 𝘦𝘪𝘯𝘦𝘳 𝘸𝘪𝘭𝘥𝘧𝘳𝘦𝘮𝘥𝘦𝘯 𝘎𝘢𝘴𝘴𝘦 𝘐𝘴𝘵𝘢𝘯𝘣𝘶𝘭𝘴 𝘷𝘦𝘳𝘭ä𝘶𝘧𝘵 𝘴𝘪𝘤𝘩 𝘥𝘪𝘦 𝘷𝘰𝘯 𝘪𝘩𝘳𝘦𝘮 𝘍𝘳𝘦𝘶𝘯𝘥 𝘧𝘳𝘪𝘴𝘤𝘩 𝘣𝘦𝘵𝘳𝘰𝘨𝘦𝘯𝘦 𝘈𝘴𝘺𝘢. 𝘋𝘰𝘳𝘵 𝘵𝘳𝘪𝘧𝘧𝘵 𝘴𝘪𝘦 𝘢𝘶𝘧 𝘦𝘪𝘯𝘦𝘯 𝘔𝘢𝘯𝘯, 𝘥𝘦𝘳 𝘣𝘪𝘵𝘵𝘦�...