Skyler 'Sky' Baker
Hellwach, Staunton
29. JanuarDie ganze Nacht hatte ich kein Auge zu getan. Ich hatte wachgelegen und an die Decke gestarrt. Es war kurz nach halb sechs als ich leise aus dem großen, fremden Schlafzimmer die Treppe hinuntertapste. Vielleicht würde mir ein Schluck Milch helfen?
Als ich hinunter in die Küche kam, sah ich, dass ich nicht die einzige mit dieser Idee war. "Oh. Habe ich dich geweckt?" Fragte Miranda mit einem sanften Lächeln und ich schüttelte den Kopf.
"Ich kann nur nicht schlafen." Erklärte ich und holte tief Luft. Noch bevor ich mich auf einen der Hocker setzen konnte, packte mich eine Welle der Übelkeit. Morgenübelkeit war echt Mist. Und jedes Mal wenn mich wieder eine Welle überrollte, wollte ich schreien. Denn es erinnerte mich an das was ich ignorieren wollte.
Aber Aby hatte Recht. Das hier war keine Kleinigkeit und ich hatte absolut keine Ahnung davon. Ich war unvorbereitet und überfordert. Und ich war in der fünften Woche. Leichter würde das alles vermutlich nicht werden.
Manchmal stellte ich mir vor, was Gabe sagen würde, wenn ich es ihm erzählte. Ich stellte mir ein normales Leben vor. Eine kleine Wohnung mit ihm und wir waren glücklich. Doch das zwischen uns war nicht für die Ewigkeit gewesen. Es war nicht für diese Realität gedacht und ich wusste das. Trotzdem schaffte ich es aber nicht davon los zu kommen. Denn ich saß hier. Bei einer völlig Fremden in der Küche, um mich nur ein kleines bisschen näher zu fühlen. Einem Mann näher zu fühlen, den ich kaum kannte und trotzdem so sehr vermisste.
"Geht mir auch so." Flüsterte Miranda und lächelte. Dann erhob sie sich und ging zum Kühlschrank. Sie stellte mir ein Glas Milch vor die Nase und schenkte mir wieder eines dieser mütterlichen Lächeln. Noch nie hatte mich jemand so angelächelt. Es trieb mir die Tränen in die Augen.
Doch was sollte ich sagen? Wir hatten genug über Gabe gesprochen. Wir hatten in Erinnerungen geschwelgt. Ich hatte jedes ihrer Worte aufgesogen, doch in der Vergangenheit zu leben war nicht gut und ich wurde jede Stunde daran erinnert, dass es eine Zukunft gab, um die ich mich dringend kümmern musste. Und egal was ich erwartet hatte, ich würde es hier nicht finden. Denn auch wenn ich mir Gabe näher fühlte, war das kein Ersatz und den Gabe den ich vermissten würde ich hier niemals finden.
Dabei war ich mir sicher, dass ich mich auch in den Gabe verlieben konnte. Den Gabe den Miranda mir vorstellte. Den Gabe den ich nie hatte kennenlernen können. Aber auch das war eine romantische, unrealistische Vorstellung. Denn im normalen Leben hätte ich weiter hinter jemandem wie Nolan hinterher geschaut. Und Gabe hätte keinen Blick in meine Richtung geworfen. Vielleicht hätte er Aby bemerkt. Sie war gut mit Männern.
"Ich weiß nicht warum ich hier bin." Flüsterte ich leise, so leise, dass ich mich selbst nicht hören konnte. "Ich weiß nicht was ich gehofft hatte hier zu finden." Fügte ich hinzu. "Egal was es ist, ich hab es nicht gefunden. Und ich werde es hier auch nicht finden." Erzählte ich Miranda und wandte mich langsam zu ihr um. "Er ist nicht hier." Flüsterte ich leise und versuchte mich an einem Lächeln, doch es musste grotesk aussehen. Jedenfalls fühlte es sich so an.
"Du kannst bleiben so lange du willst." Langsam schüttelte ich den Kopf. Doch ich wusste nicht mehr was ich sagen sollte. Plötzlich wünschte ich mir ich wäre bei Aby.
Aby hätte genau gewusst, was ich sagen wollte. Was ich tun sollte. Sie war meine Familie und sie passte auf mich auf. Sie kannte mich besser als ich mich selbst kannte.
Und genau das hatte ich ihr noch vor zwei Tagen vorgeworfen. Ich wusste auch nicht was ich wollte. Ich wollte nicht zurück, doch ich wusste auch nicht wohin ich wollte. All meine Hoffnungen mich hier zu finden, waren zerschlagen worden.
"Ich kann dir nicht sagen was du tun sollst, aber egal was du machst. Ich bin froh das du hier warst. Das du mir von ihm erzählt hast." Sagte sie. Wieder dieses Lächeln. "Ich habe die Hoffnung aufgegeben je wieder etwas von ihm zu hören." Fügte sie hinzu und nahm meine Hand. "Aber ich verstehe was er in dir gesehen hat." Verbittert lachte ich auf. Denn ich war nur ein Häufchen Elend. Ich hoffte sehr, dass es nicht das war, was er in mir gesehen hatte. Ich war nie besonders stark, doch ich wollte nicht das er mich für so unfähig hielt. Es reichte, dass ich es tat.
Mit einem gehetzten Blick sah ich zu der Uhr auf, die über der Küchentür hing. Es war kurz vor Sieben. Wir hatten eine Ewigkeit schweigend nebeneinander gesessen. Doch ich brauchte jetzt Aby. Ich musste ihre Meinung hören. Ich musste etwas von der Normalität zurückbekommen, die ich verlassen hatte.
"Ich muss telefonieren." Erklärte ich und erhob mich. Miranda nickte und lächelte wieder auf diese sanfte Art. Sie sah mir noch nach, als ich aus der Küche hinausging. Mit schnellen, zielstrebigen Schritten ging ich die Treppe hinauf und steuerte das letzte Zimmer auf der linken Seite an.
Ich musste mich entschuldigen und mit Aby vernünftig darüber reden. Denn ich war Sky. Und sie war Aby. Wir waren eine Familie und egal was passierte, wir gehörten zusammen. Aby würde mich verstehen und sie würde mir helfen zu entscheiden wie es weiterging.
Aber erstmal musste ich mich ausheulen, mich entschuldigen und mein Leben neu ordnen. Eine neue Perspektive finden. Es war wie beim Fotografieren. Wenn ein Bild nicht funktioniert. Wenn es etwas gibt, dass einen Stört ohne es benennen zu können, dann musste man die Perspektive ändern und zwar so lange, bis es stimmig war.
Mein Leben war das Motiv und irgendwas, das ich nicht benennen konnte, stimmte nicht. Also war es nur logisch die Perspektive zu wechseln. Manchmal reichte es sich klein zu machen, doch manchmal brauchte man die Hilfe von anderen, um sich größer zu machen.
Es hatte nicht funktioniert es alleine zu machen. Mich klein zu machen und in Virgina zu verstecken. Jetzt brauchte ich Aby, damit sie mich auf ihre Schultern hob und mich aufrichtete. So wie sie es immer getan hatte. So wie sie es auch immer tun würde.

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Freezin' Soul ( Freezin' 2)
Любовные романыDer zweite Teil von Freezin' Heart. Die Geschichte von Sky und Gabe geht weiter! "Hallo Sky." Flüsterte er leise und ich war verloren. Gegen meine Tränen konnte ich nichts mehr tun. Ich schob mich an ihn, zog ihn gleichzeitig zu mir und drückte mic...