KAPITEL 30| Gabe

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Gabriel 'Gabe' Parker
Bittersweet Home, Staunton
1.Februar

Schweißgebadet schreckte ich auf. Ich schlief nicht gerne. Denn die Träume die mich schon damals heimgesucht hatte und die ich in Alaska hatte abhängen können waren zurück. Intensiver als je zuvor. Dür mich war es die Hölle gewesen, jede Nacht Billys traurigen Blick zu sehen. Doch als ich wieder in die normale Welt gekommen war, war es nun nicht mehr nun Billys Gesicht das ich sah. Und es war auch nicht mehr nur die staubige Wüste in der ich mich befand.
Anfänglich waren es Träume gewesen in denen ich immer wieder Billys Tod geseven hatte. Ich hatte ihn wieder und wieder durchlebt. Doch dann war es nicht mehr Billy der dort lag und starb.
Ihr schönes Gesicht dreckverschmiert. Nur die Tränen bahnten sich einen Weg über ihre sandigen wangen. Und in ihrem Blick Angst, Panik und dieser Vorwurf. Es brachte mich um.
Und dann verändert sich alles. Die Hitze wird zur Kälte und Sky war verschwunden. Aber ich musste sie suchen. Und jedes Mal fand ich sie. In dem zerbeulten Wrack des alten Hibschraubers. Doch jedes Mal war ich zu spät. Und jedes Mal blieb mir die Luft weg. Und jedes Mal wachte ich auf. Mit schlagendem Herzen, schmerzender Lunge, Panik im Körper und dem sehnsüchtigen Gefühl.
Es fühlte sich so echt an. So verdammt real. Ich brauchte eine ganze Weile bis ich mir selbst klar machen konnte, dass ich nicht dort war. Doch meist half das nur wenig.
"Ist alles in Ordnung?" Fragte Aby mich und drehte sich vom Beifahrersitz zu mir um. Ich erhaschte einen kurzen Blick von Norman im Rückspiegel und nickte. Mit meinen Finger vergriff ich mich in Rufus' Fell. Durch ihn merkte ich, dass alles nur ein Traum war.
Mit blinzelnden Lidern blickte ich hinaus. Die Dämmerung hatte schon eingesetzt, doch ich erkannte die Umgebung. Sky hatte Aby die Adresse schon vor einigen Tagen gegeben und ich kannte die Straße. Ich fragte mich, warum meine Mutter nicht mehr auf dem Hof lebte.
Nachdem ich nach Alaska gegangen war, hatte ich noch eine Nachricht von ihr bekommen. Sie war in dem Postfach in der Stadt hinterlegt worden. Es war die Nachricht, dass mein Vater gestorben war. Ich bereute es ihr darauf nie geantwortet zu haben. Aber damals war ich an einem dunklen Ort und ich glaubte fest daran, dass richtige getan zu haben. Erst Sky hatte mich daran zweifeln lassen.
Aby hatte mir erzählt das meine Mom Sky herzlich empfangen hatte. Meine Mom war schon immer so. Auch wenn sie knallhart sein konnte. Sie hörte immer auf ihr Bauchgefühl und damit lag sie meist richtig.
Annie war ihr sehr ähnlich. Jedenfalls früher. Ich hoffte sie wäre es noch immer denn Sky konnte jemanden gebrauchen, der sie mit offenen Armen empfing. Und dann war da noch...
Ich hatte Sky nie von ihm erzählt. Ich wusste, dass ich ihn verletzt hatte. Und das er mir nie verzeihen würde, dass ich Dad so in die Verzweiflung getrieben hatte. Vielleicht hatte ich ihr deswegen nie geantwortet. Denn nicht nur Alexander gab mir die Schuld daran.
Norman fuhr in die Hauptstraße und sah sich um. Ich spürte die Panik, die sich in meinem Körper zusammenballte und schmerzhaft in meinem Magen eiferte.
Was wenn meine Familie mich nicht sehen wollte? Wenn sie mich nicht reinlassen würden? Wenn Sky ihnen glaubte? Wenn sie endlich verstanden hatte, dass sie so viel besser war als ich?
"Du kannst hier abbiegen. Hinter dem Café ist ein öffentlicher Parkplatz." Erklärte ich mit ausdrucksloser Stimme. Aubrey wandte sich wieder zu mir um, doch ich ignorierte ihren besorgten Blick.
Norman fuhr auf den Parkplatz und stellte das Auto ab. Wir stiegen aus. Rufus schien meine Uhruhe zu spüren, denn er blieb an meiner Seite, ignorierte den Lärm der Straße.
Aubrey hatte darauf bestanden mir ein paar neue Klamotten zu besorgen. Sie hatte mir sogar die Haare schneiden wollen, doch ich war kein Fan davon jemanden an mich ranzulassen. Vor allem jemanden mit einer Schere oder einem Messer. Es war eine Prozedur sie auch nur ein wenig Form in meinen Bart bekommen wollte, wie sie sagte. Doch jedes Mal wenn sie mich aus Versehen berührte zuckte ich zusammen. Es war als wären all meine Sinne in Alarmbereitschaft und das Rund um die Uhr.
Mir zitternden Knien ging ich voran. Ich kannte mich aus, doch ich spürte wie jeder Schritt schwerer wurde. Nachdem wir die Ecke erreicht hatten und wir uns dem Haus näherten wusste ich, dass es erst wurde. Meine Schritte wurden langsamer und als Silver an mir vorbeiging und vor dem Hauseinang hielt, hatte ich schon gehalten. Dabei trennten uns noch bestimmt fünf Meter.
Rufus jaoste aufgeregt, blieb aber an meiner Seite. Es war als würde er spüren, dass jetzt etwas passierte.
"Bist du in Ordnung? Sollen wir vor gehen?" Fragte mich Aubrey und riss lich aus meinen kreisenden Gedanken. Doch nur weil sie vorgingen, würde das nichts ändern. Ich wollte Sky sehen. Mit zittrigen Fingern zottelte ich an dem schwarzen Pulli herum, den ich unter der Dunkelbraunen Jacke trug. Ich konnte mich nicht mal mehr erinnern wann ich zuletzt eine Jeans getragen hatte. Meine Haare hatte ich mir im Nacken zusammengebunden und mein Bart wirkte gepflegt. "Du siehst gut aus." Sagte Aby und blickte auf meine Finger, die noch immer am Pulli herumnestelten. "Aber Sky wird das völlig egal sein." Erklärte sie mir mit einem aufmunternden Lächeln.
Sie war viel besser als ich es je sein würde. Ich konnte nicht verstehen, dass sie das nicht hatte sehen können. Doch ich hatte meiner Familie so viel angetan. Sky würde ihnen glauben, denn sie sagten immerhin die Wahrheit.
"Aber du bis hier. Für sie. Sie braucht dich und du brauchst sie. Und der kle..." Sie brach ab. Wandte den Blick ab und räusperte sich. "Lass dir so viel Zeit, wie du brauchst." Sagte sie stattdessen und lächelte wieder. Ich verstand warum Sky ihre Schwester so vergötterte. Es war als würde sie immer genau das sagen, was man gerade hören musste.
Dann strich ich Rufus über den Kopf, den er in meine Handfläche drückte und schnaubte nervös.
"Ich werde niemals bereiter sein." Gab ich zu und trat mit überraschend festen Schritten zur großen Eingangstür.

Freezin' Soul ( Freezin' 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt