KAPITEL 17| Sky

116 15 0
                                    

Skyler 'Sky' Baker
Ganz wo anders, Staunton
28. Januar

Schweigend saß ich auf dem Zweisitzer und wollte am liebsten im Boden versinken. Es war eine schlechte Idee herzukommen. Ich hatte für einen Moment geglaubt, dass Miranda mir zu glauben schien, wäre eine gute Sache. Doch ich musste nicht nur sie überzeugen und Alexander war um einiges schwieriger zu überzeugen.
"Du glaubst doch nicht wirklich das..." Sie unterbrach ihn. "Genug!" Rief sie und hob die Hand. "Ich weiß es nicht. Aber wenn es so sein sollte, dann werde ich nicht hinnehmen, dass du sie weiter beleidigst." Erklärte sie streng. 
Langsam erhob ich mich. "Ich werde gehen. Ich habe gesagt, was ich sagen wollte." Erklärte ich und seufzte leise. 
Ich würde mir ein Zimmer suchen und Morgen zurück nach Seattle fahren. "Ich wollte nicht..." Alexander wandte sich zu mir um. "Keine alten Wunden aufreißen?" Er lachte kalt. "Was glaubst du was passiert, wenn du hier auftauchst?" Er schnaubte. "Gabriel hat uns verlassen. Ist zur Army gegangen. Er war der große Held und als er wiedergekommen ist, hat er unsere Familie zerstört." Rief er. "Erinnerst du dich noch, Mom?" Fragte er an sie gewandt. "Er hat dir den Arm gebrochen und die Nase noch dazu." In seiner Stimme lag eine Wut die mich zusammenzucken ließ. Bei jedem seiner Worte zuckte ich nochmal. 
"Und was er mit mir gemacht, weißt du auch noch, oder?" Rief er weiter und ich starrte ihn an. Ich kannte Gabe nicht so. Zu mir war er immer sanft gewesen. Jede seiner Berührungen war zärtlich gewesen. Federleicht.
"Er ist krank." Verteidigte Miranda ihn und ich schloss die Augen. Sie sprachen von einem Mann den ich nicht kannte und es machte mir Angst. "Und trotzdem hat er sich nicht behandeln lassen." Er schnaubte enttäuscht. Dann blickte er mich wieder an. "Ich bin froh, dass er weg ist. Von mir aus kann er bleiben wo er ist. Alaska schien ihm die letzten Jahre gefallen zu haben." Damit wandte er sich zur Tür. Doch bevor er sich abwandte erkannte ich einen Ausdruck in seinem Gesicht. Gabe hatte ihn auch. Immer dann, wenn er von seiner Familie erzählte. Wenn er erzählte, dass er bereute was er getan hatte. Das er sie vermisste. 
Und auch wenn Alexander ein Fremder war, war er mir doch vertraut. Denn er war seinem Bruder so ähnlich. Nicht nur vom Aussehen, sondern auch von dem was er fühlte und wie er diese Gefühle äußerte. Gabe war nicht wütend gewesen, sondern hatte sie in einen Mantel aus  Gleichgültigkeit gepackt. Aber beide verpackten ihre Gefühle in etwas, dass es nicht war. Versteckten es. Versteckten sich. Gabe versteckte sich mitten im Nirgendwo. Alexander hinter einer Maske. 
"Er hat nicht nur dich verlassen." Sagte Miranda leise und Alexander hielt inne. "Er hat auch mich verlassen und deine Schwester und deinen Vater." Sagte sie mit bebenden Lippen. "Ja und wohin hat uns das gebracht? Ich denke wir sind gut ohne ihn ausgekommen." Sagte er verbittert. "Er hätte in Afghanistan bleiben sollen." Sagte Alexander und ich zuckte wieder zusammen. "Wir würden noch immer auf dem Hof leben und Dad wäre noch da." Schnaubte er. "Er hat diese Familie zerstört und wir mussten die Teile ohne ihn aufsammeln." Dann verschwand er aus dem Raum und beinahe sofort danach, knallte die schwere Haustür.
Lange schwiegen wir, sagten kein Ton, sahen uns nicht an. Ich blickte nur Alexander nach und versuchte zu verdrängen, wie sich der Schmerz anfühlte, den er in sich aufgestaut hatte. Ich hatte Gabe verlassen und fühlte mich furchtbar. Doch er hatte Recht. Gabe hatte ihn verlassen. Zu einer Zeit in der sie ihn gebraucht hatten. Doch er war nicht in der Lage gewesen zu helfen. Aber anstand es zu versuchen hatte er aufgegeben und hatte einen Trümmerhaufen zurückgelassen. Ich verstand Alexander. 
Aber Miranda hatte recht. Er war krank gewesen. Keiner von ihnen schien zu wissen, was genau passiert war. Sie schienen von Billy nichts zu wissen und so überraschte es mich nicht wirklich, das sie ihn auch nicht verstehen konnten. Wie auch?
"Damals waren die beiden ein eingeschworenes Team. Sie waren die besten Freunde." Erklärte Miranda leise mit trauriger Stimme. "Als Gabe gegangen war, hat er Alexander einen großen Teil von sich genommen und nie erklärt warum. Das hat er ihm nicht verziehen." Das hatten sie beide auch gemeinsam. Sie waren nicht in der Lage zu verzeihen. Etwas das ihnen beiden nicht gut tat.
"Gabe ist egoistisch. Das war er damals und das ist er noch." Gab ich zu. "Er bildet sich ein jemanden schützen zu dürfen, jemanden lieben zu dürfen. Doch er verbietet es uns. Er verbietet es seiner Familie. Verbietet es mir..." Erklärte ich und holte tief Luft, bevor mir die Tränen kamen. "Er redet sich ein die Welt sei schwarz und weiß. Und ignoriert all die anderen Farben." Sie lächelte sanft. "Ich wünschte er hätte dich kennengelernt, als wir noch in New Hope gelebt haben." Erklärte sie leise. "Er hat die Ranch geliebt." 
Wieder verlor sich ihr Blick, als wäre sie in einer anderen Welt und ich wünschte mir ich könnte dort bei ihr sein. Sehen was sie sah. 
"Sie sind sich beide sehr ähnlich." Sagte ich nach einer Weile, in der Miranda nichts gesagt hatte. "Sie sind beide sture Böcke. Immer schon gewesen. Wenn sie nicht gerade irgendwas zusammen ausgefressen hatten, haben sie sich gestritten." Sie kicherte leise. "Sie sind ihrem Vater ähnlich. Auch wenn sie sich nur gestritten haben. Gerade am Schluss. Ich wünschte sie wüsste, wie ähnlich sie sich alle waren." Ein Lächeln schob sich auf ihre Lippen. 
"Ich glaube es hat niemanden mehr verletzt als Alexander, das er einfach gegangen ist." Sagte sie traurig. "Als er ging, meinte Alexander zu ihm, wenn er ginge, würde er keinen Bruder mehr haben und er solle nie wieder auch nur seinen Namen erwähnen. So viel sei er ihm immerhin schuldig." Das Erklärte, warum er mir von ihm nicht erzählt hatte.
"Es brach mir das Herz. Aber das war immer noch leichter zu ertragen, als zu sehen, wie dieser gebrochene Mann, der meinem Sohn so ähnlich war, einfach nur in die Luft starrte." Kurz hielt sie inne. "Ich war hier. Doch er war ganz wo anders." 

Freezin' Soul ( Freezin' 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt