KAPITEL 9| Sky

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Skyler 'Sky' Baker
Mit den Gedanken woanders, Seattle
28. Januar

"Das ist doch verrückt." Rief Aby nun zum dritten Mal und ich gab ihr recht. Es war verrückt. Ich war verrückt. Doch es würde mich noch verrückter machen einfach nur hier zu sitzen. Mir fiel die Decke auf den Kopf, doch gleichzeitig gab es auch vor der Tür nichts für mich.
"Ich muss das tun." Erklärte ich ehrlich. Denn dieses drängende Gefühl ging nicht weg. Es war da, seit ich die Idee in meinem Kopf geformt hatte und nun hatte ich sie zu Ende gedacht. 
"Wir haben so viele Dinge zu besprechen." Sagte Aby und ich nickte. Ich wusste ich verhielt mich unfair. Ich wusste sie machte sich nur Sorgen. Ich wusste ich sollte mit ihr Reden, ihr erklären warum ich das tat. Doch ich hatte Angst sie würde es nicht verstehen. Ich hatte Angst sie würde mir einen plausiblen Grund nennen das nicht zu tun. 
"Du kannst mich nicht schon wieder hier lassen." Sagte Aby irgendwann und in ihrer Stimme lag ein Ton der mir das Herz bracht. Eine Trauer, die ich so noch nicht von ihr gehört hatte. Ich hielt inne. Hörte auf meine Sachen zu packen und sah sie an. Ich war ihr eine Erklärung schuldig.
"Aby..." Begann ich flüsternd. Sie nickte. "Ich liebe dich." Sagte ich fest. "Du bist meine Familie." Sie nickte wieder. "Aber er ist auch meine Familie und..." Langsam strich ich mir über meinen Bauch. "Der kleine Wurm ist auch meine Familie." Wieder nickte sie. 
"Ich liebe dich auch, Sky. Ich bin immer für dich da." Erklärte sie mit einem Schluchzen, denn sie erkannte, das ich mich nicht umstimmen ließ. "Das weiß ich, Aby. Aber jetzt gerade ist das nicht genug." Ich sah die Tränen, die sie nicht zurückhalten konnte.
"Ich bin nicht genug? Du und ich gegen den Rest der Welt, weißt du noch?" Ich nickte. "Ich werde immer auf deiner Seite sein aber..." Sie fiel mir ins Wort. "Nein, jetzt gerade bist du nicht auf meiner Seite! Du verlässt mich. Aber er hat dich gehen lassen." Rief sie verzweifelt und ich nickte. "Vielleicht hat er sich gegen mich entschieden." Ich holte tief Luft. "Aber ich bin es dem kleinen Wurm schuldig, dass ich mich für ihn entscheide." Sie schnaubte. "Du willst das Baby bekommen, das verstehe ich... Aber das du abhaust?" Rief sie wieder vorwurfsvoll. "Ich muss das tun, Aby." Sagte ich wieder fest. "Lass mich mitkommen?" Sagte sie dann, doch das wollte sie nicht wirklich. "Ich muss das alleine tun." Erklärte ich und erkannte, wie Wut sie packte. Sie war wütend und enttäuscht und ich konnte ihr das nicht mal übel nehmen.
"Du bist nicht mehr die Sky die ich kenne." Erklärte sie erschöpft und ich nickte. "Stimmt. Und das tut mir leid." Gab ich ehrlich zu. "Aby du bist meine Schwester und ich werde alles für dich tun. Aber..." Was aber? Was genau wollte ich sagen? Ich musste das tun um vielleicht, nur vielleicht eine Zukunft zu haben? Eine Zukunft mit Gabe und das obwohl er ausgeschlossen hatte je wieder in die wirkliche Welt zurückzukehren? Nicht für mich und vermutlich auch nicht für den kleinen Wurm. 
"Ich werde das Baby bekommen und du wirst seine Tante werden. Aber ich möchte das dieses Baby, wenn es schon keinen Vater haben wird, eine Oma und einen Opa haben wird..." Sagte ich ihr und sie nickte. "Wirst du es ihm sagen?" Fragte sie und ich lächelte traurig. "Ich habe einen Brief geschrieben, doch der wird vermutlich erst mit der nächsten Lieferung ankommen." Aby nickte leicht. 
"Ich wünschte du würdest mich nicht ausschließen." Gab Aby zu und diesmal nickte ich. "Ich wünschte ich würde es nicht tun." Das wünschte ich wirklich. Doch ich vermisste ihn. Ich vermisste Gabe so sehr, dass ich nicht mehr klar denken konnte. Und obwohl ich den ganzen lieben langen Tag ignorierte, dass ich etwas von ihm hatte, was für immer bleiben würde, hatte ich das Gefühl, von ihm wegzutreiben. Jeden Tag etwas mehr. 
"Aby, du willst das alles so wird wie vorher." Sie nickte. "Aber das geht nicht." Erklärte ich ihr. "Ich kann Gabe nicht vergessen und ich will es auch nicht. Das erste Mal seit Jahren habe ich das Gefühl ich zu sein. Wirklich ich zu sein. Frei zu sein." Erklärte ich es ihr so gut ich konnte. 
"Er hat dir eine Gehirnwäsche verpasst." Erklärte Aby laut. "Er hat dich verändert." Fügte sie aufgebracht hinzu. "Nein, er hat mir einfach nur gezeigt, dass ich gut so bin, wie ich bin. Das ich nicht alles hinnehmen muss. Das ich jemand bin der eine Stimme hat. Das es da draußen jemanden gibt, der mir zuhören will. Der nichts von mir erwartet, mich nicht verurteilt, keine Entscheidungen für mich trifft." Sagte ich schlicht. "Meine Gefühle, Gedanken und Meinungen sind wichtig, weißt du. Ich bin nicht nur Abys kleine Schwester. Ich bin Skyler. Aber das verstehst du nicht, denn du bist Aby. Die große, tolle Aby. Niemand nimmt dir die Butter vom Brot." Erklärte ich etwas sehnsüchtig. "Aber ich bin nur deine Schwester. Ich habe mich immer in deinem Schatten wohl gefühlt. Aber jetzt nicht mehr. Ich muss endlich mein eigenes Leben führen und nicht nur in deinem Schatten leben, Aby. Ich danke dir für alles was du für mich getan hast. Aber jetzt bin ich dran. Ich bin dran den Mund auf zu machen." Meine Stimme war mir jedem weiteren Wort fester, sicherer geworden. 
"Ich bekomme ein Baby von einem Mann dessen Selbstmitleid größer ist als das was er für mich fühlt. Ich kann ihm nicht mal sagen, dass ich schwanger bin. Ich kann ihn nicht anrufen und seine Stimme hören. Ich bin nur dazu verdammt ihn zu vermissen, obwohl ich ihn hassen sollte, kann ich es nicht. Verdammt, Aby, es wird an der Zeit mal an mich zu denken. Nur an mich und an den kleinen Wurm." 
Ich hatte nicht Mal gewusst, das all das mich so sehr belastete. Doch so war es. Ich war immer die kleine Zwillingsschwester gewesen. Ich war nicht einfach nur Sky. Ich war nie wirklich ich gewesen, nicht so wie ich wirklich war und es fühlte sich gut an, dass es aus mir herauskam. 
Und dann war da noch diese Babysache, die ich noch immer nicht wirklich realisierte. 
"Ich wünschte ich könnte dir geben was du willst, aber das kann ich nicht. Ich bitte dich nur, dieser neuen Sky eine Chance zu geben." Bat ich sie und hörte ihr leises Seufzen.
"Was wenn ich diese neue Sky nicht mag?" Fragte sie und mein Herz setzte einen Schlag aus. Doch dann lächelte ich nur leicht. "Wir sind Schwestern. Du musst mich nicht mögen, um mich zu lieben." 

Freezin' Soul ( Freezin' 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt