KAPITEL 2| Aby

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Aubrey 'Aby' Baker
In unbekannten Gefilden, Seattle
16. Dezember

Nachdem ich zur Arbeit gegangen war, drifteten meine Gedanken immer wieder zu Sky. Sie war so anders.
Ich hatte nicht angenommen es würde werden wie vorher aber sie war seltsam. Und egal wie ich auf sie einging, entfernte sie sich weiter von mir. Manchmal glaubte ich sogar, dass sie lieber wieder zurückgehen wollte.
Es war nicht so das ich den Kuss nicht gesehen hatte, doch ich hatte ihn ignoriert und gehofft sie würde mit mir darüber sprechen. Doch sie tat es nicht. Seltsamerweise sprach sie überhaupt nicht mehr mit mir und das machte mich nervös. Denn früher hatten wir immer alles geteilt. Seit zwei Wochen scharwenzelte ich um sie herum und hoffte sie würde irgendwann mit mir reden, doch ich wartete vergebens. Dabei hatte ich genug vom warten. Also beschloss ich sie zur Rede stellen. Genug gewartet.
Zuerst würde ich sie wegen des Absturzes fragen und dann würde ich sie nach Parker fragen. Er war überhaupt nicht ihr Typ. Vor allem wenn ich mir Nolan ansah. Die beiden hatten wirklich nichts gemein. Nicht das ich Nolan Richards besonders toll fand und nur im geringsten dachte, dass er der Richtige für Sky war, aber dieser Wilde... Er war garantiert auch nicht der Richtige.
Wobei ich den Reiz durchaus verstand. Dieser Mann war wild und rau. Der Holzfäller eben. Manche Frauen standen darauf. Wenn ich mir so ansah wie ich auch Norman reagierte, war ich selbst wohl auch nicht ganz von dem rauen, starken Typ Mann abgetan.
Doch Sky? Sky war gradlinig und durchdacht. Alles was sie tat, tat sie aus einem Grund. Tat sie perfekt und nicht weniger. Sie mochte den süßen Buchhalter und nicht den Wilden. Jedenfalls hatte ich das immer gedacht.
Und doch schien sie unglücklich zu sein, weil sie nun wieder in Seattle und nicht in Alaska war. Welchen Grund als diesen Mann sollte es denn sonst geben? Immerhin gab es dort nichts weiter als Bäume und Schnee. Nicht sehr aufregend. Auch nicht für jemanden so detailversessenen wie Sky.
Und dann war da noch dieser kleine, nicht zu vergessene Faktor. Als ich sie zum Arzt geschleppt hatte, mal wieder, hatte ich damit nicht gerechnet. Doch wieder wollte sie nicht darüber reden. 
Sie schien es zu vermissen. Schien den kalten Ort und den Mann zu vermissen. Oder steckte etwas ganz anderes dahinter? Ich war verunsichert und überfordert. So kannte ich mich nicht. Und so wollte ich mich auch nicht kennen.
Als die Tür geöffnet wurde blickte ich auf. "Hey B." Begrüßte ich Bailey mit einem lächeln. Doch ihr Blick sagte mir, dass sie wusste das etwas mit mir nicht stimmte.
"Du siehst echt fertig aus, Abs." Erklärte sie und ließ sich mit einer Akte neben mir nieder. Wir hatten gerade Mittagspause und zum Glück zur Zeit eh nicht allzu viel zu tun. Das war die Zeit in der wir den Papierkram auf Vordermann bringen konnten.
"Geht es um Sky?" Eine Vermutung die seit fast zwei Monaten immer ins schwarze traf. Genervt nickte ich.
"Sie redet einfach nicht mit mir. Wir haben ums nie etwas verschwiegen. Doch seit sie wieder da ist liegt sie nur im Bett." Erklärte ich und war überrascht wie verbittert ich dabei klang. "Sie hat viel durchgemacht." Sagte Bailey und ich nickte, doch das war kein Grund.
"Traumata sind manchmal schwer zu überwinden." Ich schnaubte. Das wusste ich natürlich. "Aber sie wirkt nicht traumatisiert." Jammerte ich. Das Problem war das sie irgendwie total normal wirkte, nur das sie mich ausschloss. 
"Glaubst du das dieser Mann..." Bailey riss die Augen auf. "Hat er ihr was getan?" Wollte Sie wissen und ich zuckte mit den Schultern. "Sie haben sich geküsst. Als wir gegangen sind." Bailey sah mich an. Sie schien zu überlegen, was sie als nächstes sagen sollte. Ihre kakaobraune Haut rötete sich etwas und ihre fast schwarzen Augen verengten sich. Wut und Skepsis wechselten sich auf ihrem Gesicht ab.
"Glaubst du er hat sie ausgenutzt. Vielleicht schämt sie sich dafür. Du weißt verge..." Sofort fiel ich ihr ins Wort. "Nein. Ich glaube sie mag ihn. Wirklich!"
Es war eine Sache zu sehen, dass er sie ausgenutzt hatte, doch eine andere zu glauben er hätte sie angefasst ohne das sie es wollte. Auch wenn ich sie genau das gleiche gefragt hatte. Glaubte ich das nicht wirklich. Ich hatte gesehen wie er sie ansah und wie sein Körper auf sie reagierte. Es war als wären sie beide aufeinander abgestimmt und wäre die Situation nicht so eigenartig gewesen, dann hätte ich mich für Sky gefreut. Doch wie sollte ich mich freuen. Sky konnte nicht bei diesem Mann sein, sie liebte ihren Job und auch mich zu sehr. Und Parker schien offensichtlich nicht bereit bei ihr zu sein. Doch war ihr seltsames Verhalten wirklich wegen Liebeskummer? Das erschien mir unwahrscheinlich aber andererseits hatte Sky noch nie Liebeskummer.
"Du glaubst also sie liebt diesen Kerl?" Fragte Bailey, diesmal nickte ich. "Ich glaube schon. Ich weiß nur nicht was ich dagegen tun kann." Bailey lachte auf. "Du kannst nichts dagegen tun." Stellte sie klar. Auch wenn sie recht hatte, so passte mir ihre Antwort nicht wirklich. "Und was mache ich jetzt?" Meine Stimme klang mittlerweile total kraftlos. Ich klang selbst so fertig, als wäre ich wochenlang in der eisigen Tundra gewesen. "Frag sie nach ihm. Lass dir was von ihm erzählen. Wenn Sky ihn mag, lerne ihn kennen. Jedenfalls mit den Mitteln die du hast." Ich hasste es wenn Bailey mir eine Lösung bot, die mir nicht gefiel. Denn wollte ich den Mann mögen der Sky so verändert hatte? Keine Ahnung. Was ich aber wusste war, dass ich ihm ewig dankbar sein würde. Ewig dafür dankbar, dass er Sky das Leben gerettet hatte. Denn egal was ich von ihm halten mochte, eins war glasklar: Wäre er nicht gewesen, wäre Sky jetzt tot.

Freezin' Soul ( Freezin' 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt