19.

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Als Chuuya aufwachte war er alleine. Müde setzte er sich auf und rieb sich über die Augen, er spürte ein leichtes Ziehen in seinem Unterleib. Von irgendwo her hörte er Automotoren schnurren und Möwen kreischen, sein Blick wanderte zu dem Fenster, es war offen. Er blickte sich in dem Zimmer um, nichts, er war alleine. Überall auf dem Boden verteilt lagen ihre Sachen, nur Dazais Mantel und sein Hemd konnte er nicht entdecken. War er gegangen? Der Rotschopf richtete sich auf, seine Haare standen in alle Richtungen ab und er merkte das sie langsam strähnig wurden. Er stand auf, schnappte sich aus Dazais Schrank einen Pullover und eine Boxershorts dann ging er duschen. Chuuya brauchte eine Viertelstunde um seine Haare zu entknoten und sie richtig durch zu kämmen, seufzend stand er vor dem Spiegel und betrachtete sein Werk.
Du bist so wunderschön.
Dazais Worte halten in seinem Kopf wieder und ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, verschwand jedoch fast augenblicklich als seine Gedanken weiter wanderten. Was war das jetzt eigentlich zwischen ihnen? Noch vor knapp einer Woche hatten sie sich nicht ausstehen können und nun ließ er sich von dem Braunhaarigen fast jeden Tag mindestens einmal vögeln. Seufzend raufte er sich die Haare, er hatte keine Ahnung, Empfand er etwas für den Braunhaarigen? Das wäre ja mal was, wäre das überhaupt erlaubt? Mori hatte ja bis jetzt noch nichts dazu gesagt und so unmissverständlich war das nun auch nicht. Man traf die beiden eigentlich nur noch zu zweit an und wenn man nach Feierabend etwas von ihnen wollte hielten sie sich steht's zusammen in einer Wohnung auf. Chuuya verließ das Bad, sammelte seine Klamotten auf und legte sie ordentlich auf einem Stuhl ab. Er fand seinen Hut nicht, gereizt schnaubte er, schaute im Flur nach, doch auch da war keine Spur von seiner wertvollen Kopfbedeckung. „Dazai du Arsch.", zischte er während er in die Küche tapste, er stockte, sein Hut lag auf der Kücheninsel zusammen mit einem Glas Saft und Frühstück für ihn. Als er näher kam sah er den Zettel auf seinem Hut, er schnaubte noch einmal ehe er den Zettel an sich nahm, er war nicht wirklich groß und trotzdem bis auf den letzten Millimeter mit Dazais Handschrift beschrieben.

Hey Chibi,
Ich hoffe du hast gut geschlafen und fleißig deinen Hut gesucht :P. Sei mir nicht böse, ja? Ich hab Frühstück für dich gemacht. Du kannst ruhig in meiner Wohnung bleiben wenn du willst, ich habe einen Auftrag bekommen und weiß noch nicht wann ich damit fertig bin, er klang irgendwie stressig :( . Wie dem auch sei, ich hoffe du hast einen angenehm Morgen mein kleiner Wirbelwind.
PS. In dem untersten Küchenschrank steht eine Flasche Rotwein für dich. <3
Mach nichts kaputt,
Dazai.

Chuuya nickte leicht während er sich Dazais Nachricht durchlas. Einen Auftrag also, komisch das er nicht mitkommen sollte, sie erledigten immerhin fast alle Aufträge gemeinsam. Naja, das sollte ihm nur recht sein. Er legte den Zettel bei Seite und sah auf das Frühstück, Dazai hatte sich wirklich die Mühe gegeben und ihm seine Lieblings Pancakes gemacht. Er musste Koyo einmal nach dem Rezept gefragt haben denn sie war die einzige Person von der Chuuya wusste das sie sie zubereiten konnte. Als der Rothaarige noch ganz neu war hatten er und seine Mentorin oft zusammen gefrühstückt, sie hatte gesagt das es wichtig ist seinen Schützling von Beginn des Tages an im Auge zu behalten. Wenn Chuuya da an Dazai und Akutagawa dachte legte der Braunhaarige vermutlich nicht so viel Wert darauf. Allgemein war Dazai ein ganz anderer Mentor als Koyo, sie war ruhig und geduldig gewesen, hatte immer ein offenes Ohr für ihn und selbst jetzt konnte er noch zu ihr gehen wenn ihn etwas bedrückte. Sein Partner war ganz anders, Akutagawas Training war hart und nicht selten ging der Schwarzhaarige dort mit ernsthaften Verletzungen heraus. Außerdem interessierte Dazai sich nicht für das Wohlbefinden seinen Schützlings, wenn Akutagawa Probleme hatte konnte er eigentlich mit niemanden darüber reden. Kein Wunder das der Junge so verkorkst ist, schoss es Chuuya durch den Kopf während er begann sein Frühstück zu essen. Einmal hatte einer von Dazais Männern Chuuya gegenüber erwähnt das der Braunhaarige auf seinen Schüler geschossen hatte nachdem er ihm fast einen Zahn ausgeschlagen hatte und das alles nur, weil dieser einen Auftrag nicht so ausgeführt hatte wie Dazai es wollte. Wenn ihn nicht alles täuschte war dieser Vorfall noch gar nicht so lange her, nachdenklich blickte der Rothaarige auf einen unbestimmten Punkt in der Küche. Sein Partner ging das alles eben etwas anders an, ein Klopfen riss ihn aus seinen Überlegungen, verwirrt sah er zu der Tür, unschlüssig ob er sie öffnen sollte. Es klopfte erneut, Chuuya rührte sich nicht, starrte das dunkle Holz an, wieder ein Klopfen. Langsam stand er auf und ging auf die Tür zu, ein leises Geräusch ließ ihn inne halten, ein kaum hörbares Klicken. Der Rotschopf stoppte, lauschte angestrengt, wieder ein Klicken, diesmal etwas lauter, er kannte dieses Geräusch. Chuuya starrte auf die Tür, es wollte ihm einfach nicht einfallen woher aber etwas sagte ihm das es nichts gutes bedeutete. Das Klopfen ertönte erneut, er rührte sich nicht. Dann hörte er ein dumpfes Geräusch so als sei etwas an der Tür angesetzt wurden und plötzlich wusste der Rothaarige woher er das Klicken kannte, jemand hatte eine Waffe entsichert. Blitzschnell drückte er sich an die Wand als die Kugel auch schon durch die Tür schoss und mit enormer Geschwindigkeit in die Wand gegenüber einschlug. Chuuyas Atem ging flach, sein Puls wurde allmählich schneller, vorsichtig tastete er sich an der Wand entlang zu der Kommode, die Tür behielt er fest im Blick. Der Rotschopf ließ seine Hand vorsichtig zu der Schublade wandern in welcher Dazai immer eine Waffe liegen hatte. Kaum hatte er diese in der Hand sauste ein zweiter Schuss durch die Tür. Es war still, so still das Chuuya selbst sein Atem viel zu laut vorkam. Dann ertönte ein knarren, jemand drückte die Tür auf, der Blick des Rothaarigen wanderte an dem Holz entlang, blieb an dem Schloss hängen oder viel mehr an der Stelle an welcher ein Schloss hättest ein Müssen. Das Metall war nicht mehr da, der zweite Schuss musste es heraus gefeuert haben. Chuuya blickte auf die Waffe in seiner Hand, sie lag bereits entsichert in der Schublade und zum ersten Mal seit er den Braunhaarigen kannte dankte er ihm für seine seltsamen Eigenarten. Seine blauen Augen fixierten die Tür und im selben Moment in welchem diese nun endgültig aufgedrückt wurde sprang er an die Decke. Er beobachtete wer dort durch die Tür schritt und erstarrte, weiße Haare, schwarze Augen.
Der gruselige Doktor!
Chuuya war so als stünde Dazai direkt neben ihm und würde diese Worte lachend aussprechen. Wahrscheinlich hätte er ihn geschlagen, doch recht geben musste er ihm, dort in dem Flur seines Partners stand der gruselige Doktor. Eben jener gruselige Doktor, welcher ein Wundermittel zur Deaktivierung seiner Fähigkeit entwickelt hatte, eben jener Doktor, welcher eigentlich hätte elendig verrecken sollen wenn man den Worten des Braunhaarigen Glauben schenken konnte. Er schritt langsam durch die Wohnung, schien Chuuya nicht zu bemerken, doch es war nur eine Frage der Zeit bis dies geschehen würde. Fieberhaft suchte er nach einem Ausweg, wenn dieser Doktor es wieder schaffen würde ihm sein Mittel zu verabreichen würde ihm die Waffe in seiner Hand doch tatsächlich gefährlich werden. Mittlerweile war der Doktor in die Küche gekommen und hatte den Zettel gefunden. Schmunzelnd las er ihn, „So ist das also.", murmelte er und setzte sich Chuuyas Hut auf, ein leises Knurren entwich der Kehle des Rothaarigen, der Doktor wirbelte herum. SCHEISSE. Durchfuhr es Chuuya, sofort sauste ein Schuss neben ihm in die Decke, erschrocken sprang er nach unten. „Mister Nakahara, wie schön Sie wieder zusehen.", er lächelte ihn an, Chuuya stellten sich die Nackenhaare auf, alles in seinem Körper schrie nach Flucht. Instinktiv bewegte er sich Richtung Tür, ein Schuss sauste neben seinem Fuß in den Boden, er stoppte. „Ich muss Sie doch bitten, ich wollte mich mit Ihnen unterhalten.", Chuuya schnaubte, „Kein Interesse, ich-", ein Geräusch hinter ihm ließ ihn herumwirbeln, die Waffe auf den Mann gerichtete welcher eben noch hinter ihm stand und ihn nun überrascht ansah. „Erstaunliche Reflexe,", Chuuya spürte einen Schmerz am Hals, griff sich intensiv an die Stelle, „nur leider zu berechnen bar.", beendete der Doktor seinen Satz und steckte die nun leere Spritze wieder ein. Der Rothaarige sank auf seine Knie, die Hand immer noch auf seinen Hals gelegt, er spürte wie sein Körper an Kraft verlor. Der Weißhaarige sah auf ihn herab, der gefürchtete Mafioso Nakahara Chuuya wirkte plötzlich sehr verletzlich, amüsiert beobachtete er wie der Kleinere gegen die Müdigkeit ankämpfte die durch seinen Körper kroch. „Ob Dazai wohl wieder kommt um dich zu retten?", interessiert sah er auf dem am Boden Knienden welcher sich mittlerweile schon mit einer Hand abstützen musste um nicht umzukippen. Er schob den Pullover des jungen Mannes nach oben und betrachtete die makellose Haut welche zum Vorschein kam. „Verständlich das dein Partner Interesse hat, schlecht siehst du ja nicht aus.", Chuuya knurrte ihn an, „Fass mich nicht an.", fauchte er, doch seine Stimme hatte nicht mehr die gewünschte Kraft. Der Doktor seufzte, versetze ihm einen leichten Tritt, der Rotschopf sackte zusammen, seine Augen fielen ihm immer wieder zu. Wie dumm er doch gewesen war, wie konnte er den Doktor nur aus den Augen lassen, er hätte wieder an die Decke springen sollen. Sein Hut fiel neben ihm auf den Boden, dann wurde alles schwarz.

Remember not to love me Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt