Schnee

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Alec ging es nicht gut. Er konnte sich nicht bewegen, nicht schreien, nicht richtig denken und sehen.
Er lag auf einer Liege wie man sie aus Psychologenfilmen kennt. Seine Hände und Füße waren mit Riemen an ihr befestigt.

Er versuchte sie umzukippen, aber sie war am Boden festgeschraubt. Die Luft war salzig und mit der Zeit spürte er wie alles sich bewegte. Er war in einem Container, auf einem riesigen Schiff.

Sein Herzschlag war mehr als doppelt so schnell wie sonst in solchen Situationen. Sein Atem war zu schnell. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn, alles drehte sich..

Noch nie hatte er sich und seinen Körper so wenig unter Kontrolle wie jetzt. Er konnte sich daran erinnern, dass er Alex in Venedig gesehen hatte, aber an mehr auch nicht.

Nach einer Weile die sich wie Stunden anfühlte, öffnete sich mit großem Krach die Eingangsseite. Zwei Männer kamen rein. Der eine jünger, mit Sonnenbrille und hellbraunem Anzug, er war von der Sonne gebräunt und konnte fast sympathisch rüber kommen.

Der andere sah eher verängstigt aus, er trug einen Koffer mit einem Kreuz darauf, einen Arztkoffer. Gekleidet war er mit mit Jeans und Hemd.

Der Mann im Anzug ging auf Alec zu, musterte ihn wie eine antike Vase, ehe er sich von dem älteren eine Spritze geben ließ. Er injizierte Alec die ganze Flüssigkeit und war scheinbar amüsiert über dessen Schmerz.

Die Flüssigkeit brannte in seinen Adern und verteilte sich auf seinem gesamten Körper. Er hatte das Gefühl er würde sterben.

"Das war zu viel... Sir... Wenn sie so weiter machen stirbt er ehe sie ihn bei sich zu Hause haben.."

"Wenn das passiert, hatte er mindere Qualität und ich schicke die Leiche zurück."

Damit verließ er den Raum und ließ den jungen Russen mit dem scheinbaren Arzt alleine. Der Arzt schien mit sich zu ringen, ging dann doch zu Alec, untersuchte ihn und gab ihn etwas um die Wirkung der Droge zu mindern.

Der Junge atmete wieder langsamer und sein Herz war auch nicht mehr kurz davor zu explodieren. Er drehte seinen Kopf zu dem Arzt, er konnte ihn mehr oder weniger erkennen.

"Scorpia... sucht... nach mir..."

Nach dem verschreckten Blick des Mannes, wusste er wer Scorpia war. Mehr konnte Alec nicht sagen, er war eingeschlafen. Doch der Mann lief nach draußen und sofort zu seinem Chef. Er versuchte ihm die Lage klar zu machen.

"Scorpia sucht ihn... Die finden jeden! Die haben eine Zielerfüllung von 120%!"

"Ach was... Wieso sollte Scorpia einen 14 Jährigen Jungen umbringen. Wahrscheinlich hat er den Namen irgendwo aufgeschnappt und denkt uns Stress machen zu können"

"A.. Aber... Die Sachen die er dabei hatte... Er hatte drei Pässe..."

"Zeig her"

Zitternd gab er seinem Chef die Bilder die von Alecsanders Sachen gemacht wurden. Er sah sie sich an, blieb bei einem Ring stehen und dann bei den Pässen. Beim Namen Gregorovich musste er jedoch schmunzeln. Bekam keine Angst.

"Ach wie schön... Der Sohn des besten Killers der Welt... Eine schöne Trophäe, dafür bezahle ich auch gerne das doppelte."

Der Arzt war perplex und verwirrt, aber sein Chef grinste nur und ging weiter. Mit diesen Voraussetzungen war das was er mit dem Jungen vor hatte noch viel amüsanter und leichter. Und mit dem Wissen, wem er den Sohn geklaut hatte, war es für ihn noch reizbarer.

Er dachte nicht daran das er dabei sterben könnte. Wieso auch. Er hielt sich eh für einen Übermensch, besser und mächtiger als der Rest der Welt. Wieso sollte so jemand einfach sterben?

Zur selben Zeit, nur auf der anderen Seite der Welt, das ein anderer Mann im Anzug gerade in einem Meeting. Der Raum in dem es stattfand, war ein Zimmer in einem Luxushotel in Singapur. Die Wände bestanden aus verspiegeltem Panzerglas. Von innen konnte man runter auf die Stadt sehen, von außen nicht herein.

Acht Menschen saßen an dem Tisch, es wurde gegessen und getrunken. Sein Handy klingelte, beim ersten Mal drückte er weg, beim zweiten Mal drückte er weg, beim dritten Mal ignorierte er es und beim vierten Mal, entschuldigte er sich. Er stand auf, nahm den Anruf entgegen und ging in den Nebenraum, fern von ungebetenen Zuhörern.

"Wir haben ihn"

"Sehr gut. Ich bin in zwei Stunden da, macht nichts ohne mich. Schick mir das Signal und redet mit niemanden"

"Jawohl Sir."

Er beendete das Gespräch und für einen kurzen Moment war sein Blick voller Trauer und Angst. Er wusste, sie würden ohne ihn handeln. Immerhin war der Mann am Handy sein Partner, er konnte sich 100% auf ihn verlassen, sonst wären sie keine Partner, aber in dieser einen speziellen Sache. Er würde selbst nicht warten.

"Alecsander wurde entführt richtig?"

Eine Frau kam zu dem Mann in den Nebenraum. Sie kannte ihn. Sie hatte ihn ausgebildet. Jetzt war sie Direktorin und er Vizedirektor. Sie erfüllten kein Klischee. Sie hatten noch nie etwas mit einander gehabt.

Allein an Yassen Gregorovichs Blick konnte sie sich ihre Frage beantworten. Und auch das er sich die Schuld daran gab. Hätte er Alec bei sich in Russland gelassen, wäre er sicherer denn je. Aber er hatte darauf bestanden das sein Sohn ein normales Leben kennen gelernt. Er hatte vergessen, daß sein Sohn nicht normal ist.

"Verklag die Schlampe. Du hast das alleine Aufenthaltsrecht und sie hat es schon mal versucht. Sie hat sich mit den Falschen angelegt. Ihr Mann ist vielleicht irgendsoein kleiner Minister. Aber wir sind Scorpia. Sabotage, Corruption, Intelligence und Assassination.
Wir sind auf der ganzen Welt. Wir haben zwei Regierungen gestürzt und dafür gesorgt, dass eine dritte zu Unrecht gewählt wurde. Wir haben Dutzende von Unternehmen zerstört, Politiker und Beamte korrumpiert, mehrere große ökologische Katastrophen verursacht und jeden getötet, der uns in die Quere kam. Wir sind jetzt für ein Zehntel des weltweiten Terrorismus verantwortlich, den wir auf Vertragsbasis unternehmen. Wir sind das Microsoft des Verbrechens - aber im Vergleich zu Scorpia war Microsoft nur eine sehr kurze Zeit. Yassen Gregorovich. Ein lächerlicher Minister. Ist nichts gegen uns."

Sie ging davon aus das Alecs Mutter ihn geholt hatte. Wie damals. Nein niemals, damals war Alec keine 6 Jahre alt und hat sich alleine gegen zwei Spitzen Agenten verteidigt. Das jetzt ist jemand anderes, jemand mächtigeres.

"Er befindet sich auf einem Containerschiff nach Tripolis. Misha ist dran. Und Alex Rider."

"Alex Rider? Der Sohn von John Rider? Ich wusste gar nicht das er bei uns ist"

"Ja der Rider, aber er ist nicht bei uns.. Er ist Alecs bester Freund, sie wollten sich treffen und Alec wollte ihm die Stadt zeigen. Du kanntest John, sein Sohn ist genauso, wenn etwas passiert kann er nicht still halten. Guck nicht so, sein Onkel hat ihn fast so gut ausgebildet wie ich meinen Sohn."

"Gut. Dann habe ich keine Einwände. Ich entschuldige dich und du suchst dir unsere zehn besten Mitarbeiter. Ich will meinen Neffen am Wochenende in meiner Villa zum Chai trinken treffen."

Damit ging sie wieder zu den anderen und erklärte ihnen das, Yassen wegen privater Probleme schnell weg muss. Diese Frau war unverbesserlich. Als wüsste Yassen nicht auf was es Scorpia ankommt. Herrscht ihn an als wäre es ihr Kind und er solle es gefälligst zurück bringen. Aber gleichzeitig war er froh. Jetzt konnte er schneller zurück, Misha und Alex waren sicher schon unterwegs.

Good Killer [abgeschlossen] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt