Goldenes Glück

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Am Flughafen in Kairo angekommen, knallte dem Jungen  gleich die schwüle Hitze entgegen. Und da dachte er in Zambia wäre es heiß, aber hier war nicht mal ein laues Lüftchen zu spüren. Hitze, tausende Menschen und eine Sprache dessen  Akzente und Dialekte er nicht beherrschte.

Bei der Passkontrolle wurde er doof angesehen, von seinem Aussehen her passte er überhaupt nicht in dieses Getummel. Blass, rotblonde Haare, alleinreisend. Dazu ein nigelnagelneuer Pass. Sein Vierter mittlerweile. Bei der Taschenkontrolle behielt er seinen Rucksack immer im Blick. Dank der doppelten, mit Metall verstärkten Rückseite konnte das wichtige nicht mal durch Röntgenstrahlen gesehen werden.

Das einzige das auf dem Bildschirm zu sehen war, war eine Zahnbürste, ein paar Schuhe und ein kleiner Stapel Klamotten, ausreichend für eine Nacht.

"Was möchten Sie in Kairo?"

Aus dem Augenwinkel konnte ich die Soldaten an den Türen und die Polizisten erkennen. Kairo hatte die höchste Terrorwarnstufe im Land. Sie alle waren vorbereitet wenn etwas passieren würde. Sobald der Typ ihm gegenüber allerdings den Namen Alex Rider eintippte und Spion in seinem PC aufblinkte, war Alec ebenfalls verdächtig.

Kairo. Ägypten. Afrika. Ein Versuch war es wert.

"Mein Vater hat hier ein Hotel. Fürst Mirnas, das goldene Glück."

Der Mann am Schalter musterte den Jungen vor sich genaustens, doch dann stempelte er den Pass ab und ließ ihn mit seinem Koffer weiter ziehen. Es war wirklich Glück.

An der Wand von Mirnas Arbeitszimmer hatte er den Querschnitt eines riesigen Hotels gesehen. Der Name war goldenes Glück, Standort Kairo. So ein bescheuerter Name konnte nur von seinem Dad kommen. Abgesehen davon gab es eine geheime Fürstensuite im obersten Stockwerk.

Ausserhalb des Flughafens war die Luft noch schlimmer. Beinahe hatte er das Gefühl überhaupt keine mehr zu bekommen. Etliche alte Autos standen auf den Straßen, Taxis warteten auf jeden neuen Kunden. Doch Alec wurde erwartet. Ein Mann in schwarzer Hose, weißem Hemd und gelber Weste hielt ihm die Tür einer verdunkelten Limousine auf.

Kaum war er eingestiegen, wurde ihm ein Milchshake gereicht und die Klimaanlage aufgedreht. Der Mann der ihm zuvor die Tür aufgehalten hatte, nahm nun vorne Platz und setzte den Wagen in Bewegung.

"Ich freue mich sehr Sie kennen zu lernen Prinz Alecsander von G.. Grä.. Gowitch."

Der Fahrer versuchte es auf einer für Alec verständlichen Sprache und stellte sich eigentlich gar nicht so doof an. Aber sein afrikanischer Akzent zerstörte die Kanten seines Nachnamens.

"Alecsander Gregorovich reicht völlig. Wieso nennen Sie mich Prinz?"

"Fürst Mirnas sagte ich solle seinen Sohn vom Flughafen abholen und zum Hotel begleiten. Der Sohn eines Fürsten ist ein Prinz. Sir Alecsander Grägorowitsch"

"Bleiben wir besser bei Alecsander."

Kopf schüttelnd blickte der Junge auf die vollgestopften Straßen. Der Wagen bewegte sich sicher langsamer als eine Schnecke die Salz wittert. Wenn er sich hier schnell bewegen wollte, ohne den Hitzetot zu sterben musste er sich etwas überlegen. Falls sein Papochka nicht auch für den Fall vorgesorgt hatte.

Das Hotel war riesig. Nicht so groß wie das Schloss in dem Mirnas lebte, dafür war es höher und prunkvoller als jedes andere Gebäude. So weit das Auge reichte Mamorwände, Goldene Statuen und.. Mitten im Foyer stand ein riesiger Springbrunnen. Zwei goldene Delfine spuckten Wasser in die Luft und über ihnen drehte sich ein goldenes Kind. Ein Junge wenn man es genau nehmen wollte.

Sein Fahrer führte ihn zum Empfang und redete mit dem Angestellten vor Ort. Natürlich nicht mehr in Alecs Sprache und schon gar nicht so langsam das er es verstehen konnte. Das einzige was er jedoch immer wieder klar heraushören konnte war Fürst Mirnas. Er hatte hier wohl wirklich einen ziemlich großen Fanclub.

"Ich zeigen Ihnen Ihre Suite"

Der Mann von zuvor führte Alec zu dem mittleren der drei weißen Fahrstühle und zeigte dem Jungen eine kleine Linse über den Knöpfen, welche ihre Iren scannte und sogleich schlossen sich die Türen. Nur ganz wenige waren registriert.

"Dies ist ihr privat Lift. Nur ihre Familie kann ihn betätigen. Er hält in jeder Etage, zu jeder Zeit. Von der Dachterrasse bis zu Ihrer privaten Tiefgarage. Besitzen Sie einen Führerschein?"

"Einige."

Die Suite war riesig und zog sich über die gesamte Fläche des Hotels. Eine eigene Terrasse mit Pool und Whirlpool, drei große Schlafzimmer, ein Saloon mit Bar, ein Wohnzimmer und zwei riesen Bäder. An einer der Mamorsäulen im Wohnzimmer fand er kleine feine Kerben. Jede hatte einen anderen Abstand als die vorige. Die letzte war auf Augenhöhe. Wie die Mamorsäule bei ihnen zuhause, in welche Yassen an jedem Geburtstag einritzte wie groß Alec war.

Hatte Mirnas ebenfalls ein Kind hier, welches er aufwachsen gesehen hatte? Zumindest hatte er nichts gesagt.

"Danke ich bestelle mein Essen per Gedankenübertragung."

Ein seltsamer Blick, doch dann verschwand sein Begleiter wieder in dem Lift. Gedankenübertragung... Mirnas hatte sicherlich alles für ihn geregelt. Am Abend, wenn er von dem Treffen mit Alex wieder kommen würde, würde es Fish&Chips geben, anschließend Baklava.

Was wollte Alex hier?

Kaum hatte er die Frage gedacht, verdunkelten sich die Fenster, eine Landkarte tauchte auf und ein rotes A zuckte über den Bildschirm, bis es schließlich anhielt. Er war noch in Kairo. In einer kleinen Studentenpension. Keine zehn Elefanten würden ihn in soetwas kriegen.

Am zweiten Fenster tauchten Kamerabilder und Videoaufnahmen von Alec auf, seitdem er den Flughafen verlassen hatte. Er war alleine unterwegs und wollte seine Tante besuchen... Er hatte keine Tante. Hätte er ihn besuchen wollen wäre er nach Zambia nicht nach Ägypten. Das einzige was es hier in Kairo gab, was irgendwie in einem Zusammenhang mit Alex Rider stand. War die ehemalige Festung von Razim, in der Jack, Alexs Kindermädchen, ums Leben gekommen war.

Hatte er mit der Zerstörung Scorpias nicht schon genug angerichtet?

Oder..

Auf dem dritten Fenster erschien der Bildschirm von Alexs Laptop, seine Emails liefen eine nach der anderen an der Scheibe vorbei, ebenfalls seine SMS, seine Bilder bis...

Alexx
Ich Le

Eine Email von einem unbekannten Absender.

Auf Datenschutz legte sein Papochka irgendwie so überhaupt keinen Wert. Aber wer tat das schon, die normalen kleinen Menschen wurde es auferlegt und die großen scheren sich null drum wer wann welchen Menschen röntgt.

Alex Rider war für jeden der ein bisschen was von Technik verstand, ein gläserner Mensch. Oder ein bisschen mehr. Bis sich das rote A bewegte, genehmigte sich der Junior Exkiller einen eiskalten Drink. Wenn sein bester Freund etwas vor hatte, würde er sicher nicht Stunden in der Pension verbringen.

Holmes, Watson, Bond.

So hatten sie sich genannt. Alle zusammen. Mittlerweile ging jeder seinen eigenen Weg.

Good Killer [abgeschlossen] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt