Familie

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"Wieso jetzt und nicht früher?"

"Ich lese die Moskauer Tageszeitung und auf dem Deckblatt waren Bilder der Prüflinge. Du ganz vorne, also wusste ich das du im Sommer nach Venedig gehst, dass macht bei euch zuhause jeder, war schließlich meine Idee."

Der junge Russe nickte leicht und verfluchte innerlich die Typen dafür, dass sie ihn nach vorne gesetzt hatten. Alec war nun schon zwei Tage bei seinem Vater, heute wollten sie mit Buggys durch die Wüste fahren.

Der Palast in den Mirnas sich eingerichtet hatte, stand mitten in einer Oase und bis zur nächsten Stadt waren es etliche Meilen.

"Du kannst dich echt nicht an mich erinnern? Das tut leicht weh Alecsander. Wo ich dich doch gerettet habe, als die Kackbratzen dich entführen wollten. Ja ein bisschen Blut hast du abbekommen.. Und danach hab ich dich in den Schacht gesetzt, aber gut. Bin ja nur dein Papochka. "

Schulter zuckend ging Mirnas zu einem der Buggys. Alec hingegen war stehen geblieben. Er sah Bilder vor sich, von der Nacht, in der er entführt werden sollte.

Überall waren Schüsse zu hören.. Alec saß in seinem Bett, Tränen liefen über seine Wangen und er hielt einen ramponierten Teddy ganz fest im Arm. Seine Zimmertür knallte auf, er schrie. Die beiden Männer starrten ihn für einen Moment an, dann fielen sie einfach nach vorne auf den Boden.
Er selbst war voller Blut... Genau wie die Wand hinter ihm. Hinter den Männern sah ein kaum 20 jähriger Mann ins Zimmer.
"Heyy alles gut... Guck papochka hat sich gekümmert.... Wir spielen etwas ja? Verstecke... Komm Teddy sucht.."
Von draußen waren rufe zu hören, das Funkgerät von dem Toten sprang immer wieder an. Es sollten noch mehr kommen. Kurzerhand setzte er den Jungen in den Lüftungsschacht, gab ihm eine Tüte Gummibärchen und schloss ab. Als er aufstand und sich umdrehte, standen fünf Männer dort, alle ihre Waffe auf ihn gerichtet. Mirnas grinste "Ihr seht richtig scheiße aus" dann fiel der Schuss. Alec sah durch die Gitter des Lüftungsschachtes wie es knallte und sein Papochka zu Boden fiel. In der Hand. Seinen Teddy.

"Papochka..."

Schweigend sah Alec zu Boden, er hatte die beiden nicht getötet, wie er es all die Jahre gedacht hatte.

"Ja? Warte... Du kannst dich an mich erinnern??"

Mirnas kam erneut auf ihn zu und schüttelte ihn etwas, der Junge hob seinen Kopf und musterte seinen Vater etwas, endloser Wahnsinn lag in seinen Augen. Er wusste nicht ob er Mitleid, Angst oder Liebe fühlen sollte.

"Was ist mit dem Teddy passiert? Du hattest ihn in der Hand und danach habe ich ihn nicht mehr gefunden..."

"Ich habe ihn mit genommen. Er liegt auf meinem Bett, ihm geht's gut ganz sicher. Du hast dich ja nicht mehr verletzt... Also blieb er heile."

"Warte... Jedes Mal... Wenn ich mich verletzt habe... Hatte mein Teddy auch was... Du hast ihn jedes Mal aufgeschlitzt wenn ich mich verletzt habe.. Du bist so krank!!"

Wütend schlug Alec die Hände seines Vaters weg, allerdings mit solcher Wucht, dass dieser zu Boden.. Also in den Sand fiel. Er schwieg erst, grinste dann aber etwas.

"Das habe.. Ich getan.. Damit du merkst wie wichtig es ist, das dir nichts passiert... Ich wollte dir damit zeigen... Das du jeden um dich rum verletzt, wenn du dich verletzt. Welchen Dan hast du mittlerweile?"

"3."

Schweigend half er seinem Vater wieder auf die Beine und sie gingen zu den Buggys. Mit einem Blick zurück konnte man die Oase mit dem riesigen Palast sehen. Es war so paradox mitten in der Wüste und trotzdem, es passt genau zu ihm.

"Was ist mit dir passiert? Sie haben dich erschossen in der Nacht"

"Angeschossen. Sie haben mich mit genommen. Niemand hat es bemerkt und Yassen wirft mir bis heute vor das ich abgehauen bin und dich im Stich gelassen habe... Ich kam in ein Krankenhaus. Danach Gefängnis.. Und Psychiatrie... War Crazy da... Irgendwie kam ich da raus und du glaubst es nicht.. Aber meine Anlagen waren in den paar Jahren echt an Wert gestiegen. Dein Papochka war über Nacht richtig rich. Und so... Hab ich mir das hier gegönnt. Das meiste hab ich selbst entwickelt... Bitte find mich nicht komisch, bei allen anderen ist es mir egal aber du bist mein Sohn... Ich habe.. Im Gefängnis und und der Psychiatrie echt starkes Zeug bekommen das... Hat mein Gehirn etwas.. Verändert... Ich suche ständig Bilder von dir, ich bin echt verdammt stolz auf dich..."

Alec wusste nicht was sagen, er hörte es sich an und schwieg. Jetzt wusste er was er fühlte. Mitleid. Soetwas kannte er vorher nicht.

"Kann ich dich trotzdem Papochka nennen?"

"Natürlich"

Mirnas Gesicht strahlte förmlich, wie das eines Kindes, das einen Raum voller Geschenke bekommt. Er umarmte Alec bevor dieser sich wehren konnte und selbst der musste feststellen, daß es sich echt gut anfühlte.

Am späten Nachmittag gingen sie zurück zum Palast. In der Nacht wird die Wüste unangenehm. Sie waren sich näher gekommen und hatten selbst jetzt schon insider.
Zuhause tranken sie Limonade und genossen einfach den Moment der Zweisamkeit.

"Ich hab noch was für dich... Ist vllt crazy aber für dich.. Von mir"

Alec nickte nur etwas, er war fertig von dem Tag und der Hitze. Mirnas stand auf, stellte die Gläser weg und führte seinen Sohn zu einem Zimmer, auf dessen Tür in bunten Buchstaben der Name Alecsander stand.

Sie sahen sich kurz an, dann öffnete Mirnas den Raum. Der ganze Raum war voll mit Geschenken. Auf Alecs Lippen bildete sich ein grinsen.

"Sind die alle für mich?"

"Ab dem letzten Geburtstag, an dem ich nicht mehr da war... Geburtstag, Weihnachten, Ostern, Hanukka. Für alles was so war... Alles für dich."

"Wow.. Danke"

Mit einem breiten grinsen, setzte sich der Junge zwischen die Geschenke und öffnete eines. Er hielt einen Bagger in der Hand, irritiert sah er zu Mirnas, dieser zuckte die Schultern"

"Den hast du dir zu deinem 6. Geburtstag gewünscht... Die ab Zehn sind vielleicht interessanter... Die einfarbigen Geschenke"

Mit einem nicken, wandte sich Alec diesen Geschenken zu. Selbst wenn er nichts damit anfangen konnte, dieses Gefühl, da hat jemand Jahre lang an dich gedacht, ohne das du ihn kanntest... Das war das eigentlich fantastische an der Sache.

Nach einem Skateboard, Videospielen, Konsolen, einer Drohne und vielen weiteren Sachen, wurde ein Tisch herein geschoben. Auf diesem eine riesige Geburtstagstorte. Auf ihr eine 14. Mirnas kannte seinen Geburtstag scheinbar besser als er selbst... War das von anfang an geplant? Das er seinen Geburtstag mitfeiern kann?

Good Killer [abgeschlossen] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt