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Levis Hände waren kalt und schwitzig, als er den Koffer auf die Rückbank seines Autos hievte und dann die Tür zuschlug.
Dann setzte er sich zügig hinters Steuer und startete den Motor. Ihm war übel und er war aufgeregt.Komischerweise freute er sich nicht dem Blonden gleich in die Arme fallen zu können.Vermutlich lag dies allerdings nur an der Aufregung.
Ob Erwin sich schon freute?
Levi presste die Lippen aufeinander und stellte dich vor, wie sein Mann ihn schon freudig erwartete.
Doch war es wirklich so?
Saß er gerade vielleicht im Wohnzimmer, kochte Levis Lieblingstee auf und wartete ungeduldig, bis der Schwarzhaarige ankam?
Oder...hatte er sein Smartphone in der Hand und tippte eine neue Nachricht an jemanden, mit dem er sich traf?
Levi schüttelte den Kopf. Erwin hatte ihm versprochen sein Vertrauen nicht zu missbrauchen und daran wollte er glauben.
Fester umgriff er das Lenkrad in seinen Händen und spannte dabei seine Finger fest an. Kaum achtete der Schwarzhaarige auf den Verkehr, was vermutlich ziemlich fahrlässig war, doch in diesem Moment war zu viel in seinem Kopf, das ihn beschäftigte.
Je näher er der Straße und dem Haus seines Ziels kam, desto unwohler wurde dem Schwarzhaarigen.
Zwar kribbelte die Aufregung durch seine Adern, doch auf seiner Zunge lag ein bitterer Geschmack, der sich, als Levi hart schluckte, durch seinen ganzen Körper zu ziehen schien.

Nur noch ein paar Meter war der Schwarzhaarige vom Haus entfernt und hatte seinen Wagen zum Stehen gebracht.
Er stieg nicht aus, sondern blieb sitzen, senkte die Hände vom Lenkrad und sah hinüber zum Haus, in dem Erwin ihn bereits erwartete.
Was würde geschehen, wenn er nun die Haustür aufschloss?
Wie würde es dann weitergehen?
Verfielen die beiden sofort zurück in die Normalität ihres Lebens oder benahmen sie sich wie ein frisch verliebtes Paar?
Frustriert von den Gedanken und Zweifeln, die nun hoch sprudelten seufzte er und rieb sich übers Gesicht. Immer noch waren seine Hände unangenehm kalt.
Ganz langsam wanderte Levis Hand zur Tür, um diese zu öffnen, bevor er tief Lift holte, die ihm gerade zu fehlen schien.
„Du machst das jetzt, Levi."
Damit stieß er die Tür auf, stieg aus dem Auto und holte seinen Koffer, bevor er es abschloss und die Straßenseite zu seinem Haus wechselte.
Es wirkte fremd, nicht wie ein zu Hause.
Vor Wochen, vor vielen Tagen, hatte sich Levi hier am richtigen Platz gefühlt und wollte an keinem anderen Ort sein. Er hatte seinen Alltag genossen, die kleinen Momente, die er mit Erwin geteilt hatte und hatte sich gern vorgestellt, wie dies bis zum Ende seines Lebens so bleiben würde.
Doch würde es das wirklich?
Erwin selbst, der großer Bestandteil von Levis Zukunftstraum gewesen war, hatte ihm gezeigt wie schnell sich alles ändern konnte.
Konnte er wirklich vertrauen, dass er bedingungslos geliebt wurde ?
Der Schwarzhaarige blieb stehen und versuchte die Masse an Zweifeln wegzuschieben. Er hatte sich entschieden. Er wollte dieses Leben...zumindest hatte er das geglaubt.
Je mehr er sich mit langsamen und unsicheren Schritten der Haustür näherte, desto mulmiger wurde ihm.
Seine Gedanken schweiften zu Eren, als er vor der Tür stehen blieb.
Wie es dem Braunhaarigen gerade ging?
War er traurig? Wütend?
In den letzten Wochen hatte Eren sich zu einem kleinen Ruhepol entwickelt, bei dem Levi immer Zuflucht finden konnte.
Der Jüngere war selbstlos gewesen und hatte sofort den Wunsch im Herzen getragen Levi zu helfen, was seinen Liebeskummer betraf.
Damals kannten sie sich nicht mal eine ganze Woche.
Auch als Levi das erste Mal nach langer Zeit wieder vor Erwin stand, war Eren an seiner Seite. Während er selbst eingeschüchtert gewesen war, hatte der Braunhaarige sich nichts sagen lassen, doch schaffte es gleichzeitig darauf zu achten was Levi brauchte.
In diesem Moment schien es Levi als brauchte er Eren.
Er wünschte sich die Hand des Jüngeren greifen zu können, während seine andere den Hausschlüssel aus der Jackentasche kramte und und ihn ins Türschloss steckte.
Doch dies musste er jetzt allein tun.
Mit zittrigen Fingern griff er den Schlüssel und steckte ihn ins Schloss, bevor er tief durchatmete und einen Moment inne hielt.
Sein Puls raste und seine Gedanken drehten und wackelten hin und her in seinem Kopf, sodass er am liebsten den Stecker ziehen würde.
Ruckartig riss der Schwarzhaarige den Schlüssel wieder aus dem Schloss und ließ in fallen. Egal wie freudig Erwin hinter der Tür warten sollte, er konnte es nicht.
Er schaffte es nicht den Schlüssel noch einem aufzuheben, die Tür aufzuschließen und den Blonden zu begrüßen.
Stattdessen griff er nach seinem Koffer, schleppte ihn, immer noch zitternd, die über die Straße und packte ihn zurück ins Auto, bevor er dich selbst auf den Fahrersitz fallen ließ.
Sein Blick wanderte wieder zum Haus.
Er hatte den Schlüssel liegen gelassen.
Er konnte nicht zurück.
Vielleicht wollte er es auch gar nicht.
Den Motor startete er allerdings nicht.
Wohin sollte er jetzt?
Zurück zu Eren?
Zu Hanji?
Der Schwarzhaarige seufzte und spürte, wie ihm die Tränen vor Verzweiflung in die Augen stiegen. Nass kullerten sie über seine Wangen, während er laut aufschluchzte und nach Luft schnappte.
Was jetzt?

✨🍯𝑯𝑶𝑵𝑬𝒀 🍯✨ 𝑬𝒓𝒆𝒓𝒊//𝑹𝒊𝒓𝒆𝒏 𝑭𝑭Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt