Kapitel 3

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Und hier waren wir.

Wir saßen tatsächlich zwischen wild gewordenen Männern und (wenigen) Frauen, die wie Tiere schrien und die Kämpfer anfeuerten. Flaschen wurden rumgereicht und ich wurde ständig geschubst. Kylie stand neben mir, verfolgte konzentriert den Kampf und fluchte ab und zu. Es sah definitiv nicht so aus, als wäre ihr langweilig. Ich zuckte bei jedem Schlag zusammen und schloss die Augen.

Was hatte ich auch erwartet? Tanzende Männer im Ring?

Ich wurde angestupst. Fragend sah ich auf und blickte in das Gesicht eines pummeligen Mannes.

"Scheiße, hast du den Schlag gesehen?", fragte er mich aufgeregt und zeigte auf die Männer im Ring. "Oh, jetzt musst du hinsehen!", rief er und packte mich an den Schultern. "Hast du gesehen, wie im das Blut aus der Nase gespritzt ist? Ich dachte kurz, es regnet"

Ich sah ihn verstört an.

"Oh sorry, du siehst nicht gut aus. Dir gefällt das nicht, oder?", fragte er mich und kratze sich an seinem Bart.

"Nicht wirklich", murmelte ich und sah ihn entschuldigend an. 

Er drehte sich um und entfernte sich von mir und ich sah ich ihm fragend hinterher. Hatte ich was falsches gesagt?

Er stoppte und drehte sich dann wieder zu mir um

"Will einer von euch was zu trinken haben? Ich gehe mir eine Flasche Wasser holen", rief er fragend Kylie und mir zu. 

Erfreut schmiss ich die Arme in die Luft und rief "Ja, ich!" Ich wollte ihm folgen, denn das war die einzige Chance kurz an die frische Luft zu gelangen.

Es wurde plötzlich mucksmäuschenstill und alle um mich herum drehten sich zu mir. Kylie griff plötzlich nach meinem Arm und sah mich mit großen Augen an. "Sag mal, spinnst du?", keifte sie und verstärkte den Griff. 

"Was denn?", zickte ich zurück und löste ihre Hand von meinem Arm.

"Der Mann fragt, ob es einen Freiwilligen gibt und du schreist "ja, ich?", fragte Kylie mich unglaubwürdig und schüttelte energisch den Kopf.
Die Leute um mich herum fingen an miteinander zu tuscheln und warfen mir verstohlene Blicke zu.

"Hä", gab ich von mir und wollte fragen wofür sie einen Freiwilligen suchten, doch ich wurde plötzlich von einem Typen gehoben und in den Ring gesetzt.

Ich drehte mich verwirrt im Kreis und umschloss mein luftiges Gänseblümchenkleid fester mit meinen Händen.

Wieso stehe ich verdammt nochmal im Ring, in dem sich normalerweise Männer fetzen?

"Püppchen, gib mir deine Tasche, ich halte sie so lange für dich", rief mir ein Mann unter mir zu.

Ich umschloss meine schwere Tasche fester und drückte sie mir an die Brust. Ich sah hilfesuchend zu Kylie, die mit dem Mann, der mir eine Wasserfalsche holen wollte, zusammen in der Menge stand. Sie schlugen sich gleichzeitig mit der Hand auf die Stirn.

Als die Menge anfing zu grölen wirbelte ich herum und ich betrachtete den Mann, der gerade in den Ring stieg, mit offenem Mund. Er war dreimal so breit und doppelt so groß wie ich. Er hob seine Arme und grinste mich frech an.

"Meine Damen und Herren, das erste Mal meldet sich ein Mädchen freiwillig gegen einer der besten Boxer zu kämpfen!"

Ich fing an energisch zu lachen und versuchte zu erklären, dass das ein Missverständnis ist, doch meine Stimme ging vollkommen unter. Ich suchte in der Menge nach Kylie, doch sie war verschwunden.

Ist sie etwa gegangen?

Der Mann fing an zu brüllen und rannte auf mich zu. Entsetzt blickte ich ihn an und blieb wie versteinert stehen.

AlecWo Geschichten leben. Entdecke jetzt