Kapitel 4

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Schweigend stieg ich in den Wagen meiner Freundin und sah sie peinlich berührt an.

Kylie rollte mit den Augen und ließ sich zurück in den Sitz fallen.

„Das gestern war so peinlich", murmelte ich und strich mir eine Strähne hinters Ohr.

„Ach was, ich fands echt witzig", kicherte sie. „Alec hat mich, nachdem wir dich zu Hause abgelassen haben, total fertig gemacht. Er war mega sauer, dass ich dich mitgenommen habe. Er meinte, es wäre zu gefährlich für dich"
„Nimm deine Freundin nicht mehr mit!", äffte sie ihm mit tiefer Stimme nach.

Ich schnappte nach Luft und kreuzte die Arme vor der Brust.

Der Scheißer denkt auch, dass er alles zu bestimmen hat

"Dein Bruder ist echt scheiße"

Mit gehobenen Augenbrauen blickte sie zu mir. "Sonst finden Frauen ihn immer unglaublich geil, aber ich stimme dir da vollkommen zu. Mein Bruder ist scheiße"

Genervt zuckte ich mit den Schultern. "Tja, ich finde ihn nicht geil."

Sie wendete den Blick von mir ab und sah wieder auf die Straße.

"Ich würde gerne das nächste Mal wieder mitkommen", äußerte ich grinsend und stellte mir sein wütendes Gesicht vor.

"Das wird witzig", lachte sie und parkte das Auto vor der Schule.

Gemeinsam wollten wir zum Tor laufen, doch Kylie blieb abrupt stehen. Ich sah verwirrt in die selbe Richtung wie sie und sah Männer in schwarzen Anzügen vor der Schule stehen.

„Komm mit", murmelte sie und ging mit sicheren Schritten auf sie zu.

„Was macht ihr hier?", fragte sie die Männer und nahm sich die Sonnenbrille vom Gesicht.

Unter den fünf Männern erblickte ich auch den gutaussehenden Jungen mit den grünen Augen.

Auch er erkannte mich und zwinkerte mir zu. Ich musste an vorgestern denken und wendete beschämt den Blick ab.

"Ihr Vater besteht darauf, auf Sie achtzugeben", antwortete einer der Männer und sah Kylie unbeeindruckt an.

Sie nahm tief Luft und sah ihn sauer an.

"Ihr braucht mir nicht in der Schule hinterherzulaufen"

"Werden wir auch nicht", erklärte er und griff nach seinem Stöpsel im Ohr. "Wir werden hier stehen bleiben und falls was sein sollte, kommen Sie zu uns"

Sie nickte schließlich, griff nach meinem Arm und führte mich von ihnen weg.

"Mein Vater bekommt in letzter Zeit Drohbriefe meinetwegen und meinem Bruder. Solange sie mich nicht wie Hündchen verfolgen, ist alles okay", sagte sie und schmiss ihren Autoschlüssel in die Tasche.

"Er macht sich bestimmt Sorgen um dich", antwortete ich Kylie.

Sie nickte mir nur stumm zu und gemeinsam setzten wir uns auf unserem Platz.

Ich kramte in meiner Tasche und packte meine Schulsachen aus, während Mercedes an uns vorbeilief. Grinsend griff sie nach meinen Sachen und schmiss diese auf den Boden.

Was hat die Zicke für ein Problem?

Gerade, als ich was sagen wollte, griff Kylie nach ihrer Hand und brach ihr tatsächlich einen Gel-Nagel. Mercedes sprang zurück und fing an wie eine wild gewordene Furie zu kreischen.

"Die Bitch hat mir meinen teuren Nagel gebrochen!", heulte sie und zeigte ihren Freundinnen ihren Finger. Erschrocken schlugen sie sich die Hand vor den Mund.

Kylie wollte gerade über mich klettern, um an Mercedes zu gelangen, doch ich hielt sie fest und drückte sie zurück auf ihren Platz.

"Was soll das, Kylie?!", zischte ich und sah sie mahnend an. Sie ignorierte mich und durchbohrte sie mit einem mörderischen Blick.

"Die Bitch", rief sie und zeigte auf sich selbst. „Bricht dir auch die teure Nase, wenn du weiter nervst!", beendete Kylie ihre Drohung.

Mercedes verstummte und fasste schockiert an ihre Nase. Mit großen Augen wendete sie sich ab und setzte sich auf ihren Platz.

Das Mädchen, welches eine Reihe vor mir sitzt, hob meine Schulsachen auf und legte sie auf den Tisch.

„Danke", flüsterte ich. Sie lächelte mir nur zu und sah wieder auf ihr Handy.

Ich ignorierte die Blicke der Schüler und legte meinen Kopf auf die Tischplatte.

"So muss man das machen und nicht anders!", flüsterte meine Freundin mir ins Ohr und legte ihren Arm um mich.

"Hast du mal von dem Wald Noxia gehört?", fragte sie mich und wechselte das Thema. Kylie zog mich an den Haaren hoch, damit ich ihr ins Gesicht schaue.

Wie kann jemand so unschuldig aussehendes so eine Hexe sein?

Wild fuchtelte sie mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herum. "Schau mich nicht so an, als wäre ich eine Hexe oder so"

Mit gehobenen Augen sah ich sie an. Ich schüttelte lachend den Kopf.

"Noxia? Ne, noch nie gehört"

Begeistert klatschte sie sich in die Hände und strahlte mich mit ihren wunderschönen Augen an.

"Super, dann gehen wir da heute Abend hin. Es soll spuken und die Bewohner in der Nähe hören ständig Schreie, die aus dem Wald kommen sollen"

"Vergiss es, Kylie! Ich hatte gestern schon genug Probleme"

"Du musst mitkommen! Ich werde die Typen meines Vaters anders nicht los", flüsterte sie und sah mich bittend an.

"Na gut, wehe wir geraten in Schwierigkeiten", sagte ich und gab mich geschlagen.

Zufrieden warf sie ihr blondes Haar zurück und warf mir einen Luftkuss zu.

Ich wünschte, ich hätte mich nicht darauf eingelassen...

AlecWo Geschichten leben. Entdecke jetzt