Kapitel 17

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„Ich will auch eine Knarre!", rief ich Kylie zu. Sie stand in der Küche und suchte sich unsere schärfsten Messer raus. Um ihre Oberschenkel hatte sie sich jeweils einen Gurt geschnallt, in diesen sie ihre Waffe und die Messer steckte.

„Nein, du kriegst keine Knarre", murmelte sie nachdenklich und riss die Schränke im Wohnzimmer auf.
Genervt seufzte ich auf und rollte mit den Augen.

„Ich kann doch nicht mit leeren Händen den Arsch deines Bruders retten gehen"

„Wirst du auch nicht"

Sie drückte mir was pinkes, schweres in die Hand.

Zögernd sah ich hinunter und dann wieder in das Gesicht meiner Freundin.

„Kylie, nicht dein Ernst"

Ich betrachtete die schwere Hantel, die mir zuvor schon einmal das Leben gerettet hatte.

"Doch, wir fangen klein an. Das hier", sagte sie und zeigte mit ihrem schmalen Finger auf die Hantel, die ich mit beiden Händen fest umschlungen hielt, damit sie nicht auf den Boden fiel. "wird deine persönliche Waffe".

"Ich hau dir das Ding gleich gegen deinen blonden Schopf du scheiß Barbie!", knurrte  ich und hob das schwere Teil demonstrierend in die Höhe.

Kylie verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich prüfend an. "Also angsteinflößend kannst du doch sein"

Schnaubend legte ich das pinke Ding in meinen Beutel und lief hinüber zu unserer Haustür. Kylie schloss hinter uns die Tür ab und wir gingen selbstsicher zum Auto. Sie startete den Motor, ohne was zu sagen und fuhr los.

"Woher weißt du, wo wir hin müssen?", fragte ich neugierig und brach die Stille.

"Ich habe Chips in Jacobs Boxershorts genäht", murmelte sie und griff nach ihrem Handy.

Verstört, rieb ich mir die Schläfe.

"Wieso ausgerechnet in die Shorts?"

"Na ja, die hat er halt immer an"

Kopfschüttelnd sah ich aus dem Fenster. "Du bist nicht normal, hat dir das jemand zuvor schon gesagt?" Ich hatte mir definitiv eine falsche Freundin gesucht.

"Jetzt tu mal nicht so, als wäre ich ein Psycho"

"Also ich höre zum ersten Mal, dass jemand Chips in die Boxershorts seines Cousins näht"

"Eben! Er darf ja nicht darauf kommen, dass ich das gemacht habe. Ich bin genial!", rief sie erfreut und klatschte sich in die Hände.

Blitzschnell griff ich nach dem Lenkrad und funkelte sie böse an. Entschuldigend umfasste sie es erneut und konzentrierte sich auf die dunkle Straße.

"Wieso hast du die Chips überhaupt rein genäht?"

"Er hat sich mal heimlich mit 'nem Mädchen getroffen. Ich wollte wissen, wer sie ist und konnte ihn so verfolgen"

Stöhnend schloss ich die Augen. Ich habe mich definitiv zu 100 % mit der falschen Person angefreundet.

Nach etwa 20 Minuten blieb Kylie stehen und griff nach meinem Handy.

Fragend sah ich sie an, doch ich wurde eiskalt ignoriert. Meine Freundin stieg aus dem Auto und schloss dann sofort ab.

"Hey!", schrie ich empört und klopfte gegen die Autoscheibe.

Sie wählte eine Nummer und hielt sich MEIN Handy an ihr Ohr. Ich fing an kräftiger und fester gegen die Scheibe zu schlagen.

"Lass mich raus, Kylie!"

"Oh gott, Mateo!", rief sie gespielt beängstigt in den Hörer.

Ich weitete meine Augen und sah sie flehend an. Sie hätte jeden anrufen können, aber doch nicht Mateo!

"Es ist was Schreckliches passiert!" Kylies Stimme fing an zu beben, als wäre sie kurz davor zu heulen. "Sie... sie haben Lou mitgenommen. Ich stehe vor dem Lager und du musst sofort kommen. Ihr Handy lag in meinem Auto und ich wusste nicht, wen ich anrufen sollte. Ich schicke dir sofort meinen Standort"

Als Kylie das Telefonat beendete, entriegelte sie die Türen. Ich stoß die Autotür auf und lief auf sie zu.

"Was verdammt sollte das!", schrie ich aufgebracht und riss ihr das Handy aus der Hand.

"Psshht!", flüsterte sie und sah sich um. "Sei nicht so laut, sie hören uns gleich"

"Du kannst doch nicht einfach so eine Lüge erzählen!"

Kylie griff nach meiner Hand und suchte meinen Blick.

"Falls uns gleich was passieren sollte, dann sorgt Mateo dafür, dass wir da wieder heil rauskommen", murmelte sie und band sich ihr Haar zu einem Zopf.

„Ich dachte ihr traut ihm nicht!"

„Aber er mag dich und hierbei geht es um dein Überleben... denkt er auf jeden Fall", erklärte sie mir. "Und jetzt komm, wir haben einiges zu tun"

"Haben wir denn einen Plan?", murrte ich, während ich den Stoffbeutel mit der schweren Hantel fester umschloss. Sie hatte recht... Wir brauchten jemanden, der uns aus der Situation retten wird, wenn etwas schieflaufen würde.

"Nö, wir sind spontan. Leute, die planen bevor sie was tun haben keine Eier", kicherte sie und zwinkerte mir zu. "Wir haben Eier aus Stahl"

"Du wirst uns beide umbringen", keifte ich und probierte sie einzuholen. Wie konnte sie nur mit so hohen Schuhen über Äste, Matsch und Blätter laufen?

Das kann doch nur schiefgehen...

AlecWo Geschichten leben. Entdecke jetzt