Kapitel 15

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"Du Bastard!", fluchte Alec und stieß Kylie zur Seite. Er schmiss seinen Autoschlüssel auf das Sofa und kam wütend auf uns zu.

Ängstlich klammerte ich mich an Mateo und versuchte zu verstehen, woher sie den Schlüssel hatten.

"Alec, beruhige dich!", schrie Kylie und eilte hinter ihm her.

Seine angestaute Wut schien ihn vollkommen zu blenden. Er riss mich ohne zu zögern von Mateos Schoß und stieß mich zu seiner Schwester. Ich taumelte auf Kylie zu. Sie griff nach meinen Schultern und drehte mich zu ihr. "Du ignorierst meine Anrufe, um mit ihm Zeit zu verbringen?", fragte sie flüsternd und wies mit einem Kopfnicken in Mateos Richtung. Kylie war eindeutig  verletzt... das sah ich ihr an.

Mateo seufzte dramatisch und stand auf. Es ging mir total auf die Nerven, dass er kaum was ernst nahm. Selbst in diesem Augenblick kann er es einfach nicht lassen provozierend zu grinsen.

Alec holte aus und boxte ihn in die Magengrube. Keuchend krümmte Mateo sich und sein Blick streifte meinen.

"Ich habe dich zuvor schon gewarnt, Mateo", brüllte er außer sich.

Erschrocken schrie ich auf und befreite mich aus Kylies starken Griff.

"Alec, lass ihn los!"

Ich griff nach seinem Oberarm und versuchte ihn von Mateo wegzuziehen.

Das arrogante Arschloch ignorierte mich vollkommen und stieß mich zurück. Ich stolperte über meine eigenen Füße und fiel zu Boden.

Alec holte erneut aus und traf ihm diesmal im Gesicht. Ein ekelhaftes Knacken ertönte und ich rappelte mich erneut auf. Obwohl Mateo sich hätte wehren können tat er nichts, als unter Alec zu liegen und ihn in die Augen zu sehen.

Wieso wehrt dieser Idiot sich nicht!

Aus Mateos Nase floss ununterbrochen Blut und befleckte den Holzboden. Gerade als Alec erneut zu schlagen wollte, warf ich mich vor ihn und verdeckte Mateos Gesicht.

"Hör bitte auf, es reicht. Du machst mir Angst", flüsterte ich mit heiserer Stimme und hielt meine zitternde Hand schützend vor uns.

Ich kniff die Augen fest zusammen und wartete darauf, dass er mich erneut wegstieß, doch nichts geschah.

"Geh und hol sofort deine Sachen. Wir verschwinden"

Seine schroffe Stimme brach mir das Herz. Ich hasste es, wenn er auf diese Art und Weise mit mir redete.
Ohne ihn anzusehen, packte ich Mateo an den Schultern und half ihm auf.

"Lou, fass ihn nicht an!", knurrte Alec und wollte ihn von mir reißen, jedoch kam Kylie ihm zuvor und stellte sich zwischen uns. Sie flüsterte ihm etwas zu, doch ich verstand kein Wort.

Entschuldigend sah ich zu Mateo, der sich die blutende Nase hielt. Er blickte mich aufmunternd an und lief die Treppen hoch. Sofort stieg ich ebenfalls die Treppenstufen hinauf.

"Lou, geh mit ihnen nach Hause. Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen", murmelte er und lief in das Bad.

"Aber-"

"Nichts aber, geh einfach nach Hause. Ich rufe dich später an"

Seufzend ließ ich meine Hand sinken und drehte mich um, um meine Sachen zu packen. Ich hatte keine Lust auf eine weitere Diskussion, weshalb ich das machte, was man mir sagte.

"Und bitte behalte alles, was ich gesagt habe, für dich"

Ich nickte ihm ein letztes Mal zu, bevor er die Tür verriegelte. Meiner Meinung nach hätte er Kylie und Alec schon längst die Wahrheit erzählt haben müssen, doch ich hatte nicht das Recht mich in diese Angelegenheit einzumischen.

Rasch schmiss ich alles in meinen Koffer und zog den Reißverschluss zu.
Als hinter mir ein Knarzen ertönte wirbelte ich erschrocken herum.
Kylie stand mit verschränkten Armen an der Tür.

"Wir müssen los. Sofort"

"Ich musste nur schnell meine Sachen packen", antwortete ich beschämt und drückte mich an ihr vorbei.

Ich hievte den schweren Koffer hinter mir her und lief ohne Alec ein Blick zu würdigen aus dem Haus. Ich schmiss diesen in den Kofferraum des Jeeps und setzte mich nach hinten.
Kurz daraufhin stiegen die zwei vorne ein und Alec fuhr los.
Ein letztes Mal sah ich zu den Fenstern, doch Mateo war nicht zu sehen.

Es war eine lange Zeit lang still und ich fand es auch gut so. Ich konnte spüren, wie sauer und verletzt sie von mir waren. Kylie war meine beste Freundin. Ich konnte vollkommen nachvollziehen, wieso sie sauer war, aber wieso hatte Alec sich so aufgeregt?

"Hast du ernsthaft mit ihm geschlafen?"

Er dachte tatsächlich, dass ich mit seinem Feind geschlafen habe?

Pff, Arsch!

"Ich wüsste nicht, was dich das angeht"

Ich war total wütend auf ihn. Er sollte sich nicht ständig in meine Angelegenheiten einmischen.

"Weißt du eigentlich wie beschissen diese Aktion von dir war?", fuhr er mich an und schlug auf das Lenkrad. "Ich habe es satt dir ständig hinterherrennen zu müssen, Lou!"

Das reicht!

Energisch rutschte ich nach vorne und lief vor Wut rot an. Ich konnte spüren, wie mir das Blut zu Kopf stieg.

"Ich habe dich nie darum gebeten mir hinterherzurennen! Es gibt doch wohl einen Grund, wieso ich euch nicht zurückgerufen habe!"

Kylie schnappte nach Luft und verschränkte verärgert die Arme vor der Brust.
Alec hielt plötzlich an und drehte sich zu mir nach hinten.

"Ja und der Grund dafür ist, dass du mit ihm schlafen konntest!" Er wendete den Blick  von mir ab und sah zu seiner Schwester, die beleidigt aus dem Fenster sah.

"Hier hast du noch eine Bestätigung, dass deine Freundin eine Schlampe ist"

Diesmal war ich die, die empört nach Luft schnappte.

"Verdammt, nenn sie nicht so!", schrie Kylie ihn an und zeigte ihm den Vogel.

"Was ist dein Scheiß Problem, Alec?!"

Ich verlor komplett die Fassung und war kurz vorm durchzudrehen.

"Du!", brüllte er zurück. Er schüchterte mich total ein, wenn er sauer war. "Du bist mein Scheiß Problem!"

Ich starrte ihn stumm an und musste schlucken. Es schien, als würde mir jemand einen spitzen Dolch ins Herz rammen. Ich wollte nicht, dass er mich hasste.

"Fahr mich bitte nach Hause und danach wirst du mich nie wieder sehen. Versprochen"
Meine Stimme versagte am Ende und ich ließ den Kopf hängen.
Alec schnaufte verärgert, sagte jedoch nichts mehr.

Keiner merkte, wie sehr mich das alles mitnahm.
Als die ersten Tränen über meine Wange kullerten wischte ich sie rasch aus dem Gesicht. Ich musste stark bleiben.

Während der ganzen Fahrt spürte ich Kylies bemitleidenden Blicke auf mir ruhen, welche ich versuchte gekonnt zu ignorieren. Nach etwa einer Stunde hielt Alec vor meinem Haus. Ohne zu zögern, stieß ich die Autotür auf und sprang aus dem Wagen. Ohne den Geschwistern ein Blick zu würdigen, nahm ich meinen Koffer und verschwand in meinem Haus. Als ich die Tür schloss, lehnte ich mich erschöpft an die Wand. Die Tränen kamen erneut hoch und diesmal ließ ich ihnen freien Lauf.

AlecWo Geschichten leben. Entdecke jetzt