Kapitel 5

595 29 2
                                    

Als ich meine Augen öffne dauert es einen kleinen Moment bis ich realisiere, dass ich in meinem alten Kinderzimmer bin. Mein Blick fällt in den Raum hinein und ich stelle enttäuscht fest, dass ich mich immer noch an nichts erinnern kann.

Vielleicht hatte ich, tief in meinem Unterbewusstsein, die Hoffnung, dass Erinnerungen zurück kommen sobald ich hier bin. Aber eindeutig ist es eine Fehlanzeige. Seufzend drehe ich mich um, schaue an die Wand vor mir und schließe meine Augen wieder ein bisschen.

Ein Klopfen an der Tür reißt mich aus meinem Halbschlaf wieder heraus. Ich bitte die Person herein und drehe mich der Tür zu. Jascha tritt ein und lächelt mich an.

"Es gibt gleich Frühstück", informiert er mich und dankend nicke ich ihm kurz zu. Seufzend setze ich mich auf, fahre mir durch die Haare und schaue wieder zurück zu Jascha. Er steht immer noch an der Tür. Scheint als würde er noch etwas sagen wollen oder auf etwas warten.

"Gibt es noch was?", frage ich ihn, doch er schüttelt den Kopf und scheint aus seiner Starre wieder aufzuwachen "Ich ziehe mich vorher noch kurz um und komme dann runter"

Jascha nickt, sieht etwas enttäuscht aus aber verlässt dann doch den Raum. Ich stehe auf und gehe zu dem Kleiderschrank herüber. Unsicher stehe ich einige Zeit davor, bis ich mir eine lockere Jogginghose heraus nehme. Meine Hand greift nach einem Oberteil aber mir fällt ein anderes vorher ins Auge. Es sieht aus wie ein Trikot.

Ich ziehe stattdessen dieses Oberteil heraus. Die Jogginghose lasse ich auf den Boden fallen und entfalte das Trikot. Leverkusen, definitiv ein Fußball Trikot. Ich drehe es um und sehe den Namen Brandt darauf, mit der scheinbar passenden Rückennummer. Es wird Julian gehört haben, aber wenn es in meinem Schrank liegt hat er es scheinbar an mich weiter gegeben. Wenn es sowieso schon in meinem Schrank liegt kann ich es eigentlich ja auch anziehen.

Nachdem ich mich umgezogen habe öffne ich wieder die Zimmertür und trete in den Flur hinaus. Mir kommt niemand entgegen und ich gehe etwas unsicher nach unten. Gleich wird wieder die ganze Familie dort sitzen, ich werde wieder das Gefühl haben nicht dazu zu gehören und mich an keinen einzigen gemeinsamen Tag erinnern können. Das ist so wahnsinnig deprimierend und verunsichernd.

Als ich den Wohnbereich betrete schauen mich alle an und sofort fühle ich mich etwas unwohl.

"Dein Trikot?", frage ich unsicher und schaue an mir herunter, bevor ich zu Julian schaue. Lächelnd schaut er mich an, hält locker seine Tasse in der Hand.

"Es war meins aber du hast es an dich gerissen. Das ist nicht das einzige Trikot", schmunzelt er und trinkt einen Schluck.

"Oh, soll ich sie dir wieder geben?", frage ich peinlich berührt.

"Nein, es sind deine. Ich habe mehr als genug Trikots und bei Leverkusen spiele ich sowieso nicht mehr, also brauch ich die auch nicht", meint er sofort und lächelt mich sanft an. Leicht nicke ich und nehme auf einem der freien Stühle Platz. Unsere Mutter setzt sich ebenfalls und stellt noch eine Flasche Wasser auf den Tisch.

"Wie hast du geschlafen?", erkundigt sie sich bei mir.

"Ganz gut. Das Bett ist definitiv bequemer als das im Krankenhaus", beantworte ich ihre Frage. Die anderen fangen an zu frühstücken und unsicher nehme ich mir ein Brötchen.

"Ich muss heute Abend wieder zurück. Der Trainer braucht mich wieder", spricht Julian aus und alle bestätigen die Aufnahme dieser Information mit einem kurzen Nicken.

Ich greife nach der Tasse vor mir, doch halte vorher inne. Sie kommt mir bekannt vor. Sie ist lila mit weißen Blumen. Kopfschmerzen treten wieder auf. Irgendetwas scheint mein Gehirn mit dieser Tasse zu verbinden, aber dieses Mal werde ich nicht einfach so aufgeben. Ich will diese Erinnerung. Meine Finger legen sich um den Griff und ein Name schießt mir durch den Kopf.

Amnesia // Kai Havertz FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt