Kapitel 10

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"Siehst du Leon schon? Ist er schon da?", fragt meine Mutter am Handy. Sie ist glaube ich nervöser als ich es bin. Wir telefonieren seit bestimmt zwei Stunden, aber ohne das Telefonat ging es einfach nicht mehr. Im Zug saßen so viele Leute, mein Kopf hat mich verrückt gemacht und nachdem ich auf der Zugtoilette eine Panikattacke durchlebt habe, musste ich sie einfach anrufen.

"Noch nicht. Ich weiß es nicht", antworte ich ihr und meine Finger greifen nervös fester nach dem Gurt meiner Reisetasche, die mir über die Schulter hängt. Unsicher kaue ich auf meiner Unterlippe herum und fühle mich vor dem Eingang des Münchener Hauptbahnhofs ziemlich verloren.

"Hat er dir irgendetwas geschrieben?", erkundigt sich meine Mutter. Meine Augen fahren weiter über die Umgebung und fallen auf einen Mann, der mit Kapuzenpullover und Sonnenbrille einige Meter entfernt auf mich zukommt. Er hebt die Hand und ein Lächeln erscheint auf seinen Lippen.

"Ich glaube er ist jetzt da", sage ich meiner Mutter am Telefon und die letzten Meter kommt er hastig zu mir herüber gegangen. Bevor er überhaupt irgendetwas sagt, zieht mich Leon in eine feste Umarmung. Seine Arme schlingen sich um meinen Körper, seine großen Hände legen sich auf meinen Rücken und sein Kinn ruht auf meinem Kopf.

"Hallo Josi", murmelt er und ich höre die Erleichterung und Freude in seiner Stimme. Er löst sich von mir, nimmt mir das Handy ab und legt seinen Arm um meine Schultern. Während Leon mich mit sich zieht, hält er sich mein Handy gegen das Ohr "Ich bin jetzt da, Josi ist in guten Händen. Liebe Grüße nach Bremen"

Nach einem ganz kurzen Gespräch mit meiner Mutter legt Leon auf und gibt mir mein Handy zurück. Mit seiner nun zweiten freien Hand nimmt er mit die Reisetasche ab und wirft sie sich selbst über die Schulter. Dann zieht er mich wieder enger an sich.

"Wie war deine Fahrt? Geht es dir gut?", erkundigt er sich und schaut zu mir herunter. 

"Ich bin froh angekommen zu sein", beantworte ich seine Frage etwas ausweichend und schenke ihm ein schiefes Lächeln. Leon drückt aufmunternd meine Schulter und setzt einen Kuss auf mein Haar.

"Ich auch. Gut siehst du aus", lächelt er warm und biegt um eine Ecke. Leon hält mich so fest, dass ich ihm automatisch folge und um ehrlich zu sein ist es sehr angenehm. Nicht nur das telefonieren mit ihm tut mir gut, sondern auch der Kontakt und das zusammen sein mit ihm, bereits jetzt schon.

Leon ist ein wirklich guter Freund.

An seinem Auto hält er mir die Tür auf, sodass ich entspannt einsteigen kann. Nachdem er die Tür geschlossen hat, lädt er noch kurz meine Tasche in den Kofferraum und steigt dann selbst ein. Doch statt den Wagen zu starten, wendet er sich mir zu.

"Ich bin wirklich froh, dass du hier bist. Es tut so gut dich zu sehen", lächelt er mich an und legt seine Hand auf meinem Bein ab. Sein Lächeln ist so breit, das es automatisch ansteckend ist "Aber wenn es dir zu viel werden sollte, dann musst du mir das bitte sagen. Ich will, dass es dir gut geht und sobald es das nicht tut, rede bitte mit mir"

Seine Worte nehmen mir eine gewisse Nervosität und mich erfüllt eine angenehme Wärme.

"Danke, Leon. Das werde ich machen", lächel ich zurück und mit einem kurzen Nicken schnallt sich der Spieler an und startet den Wagen. Während er ausparkt beobachte ich ihn noch etwas, bevor sich mein Blick aus dem Fenster richtet und ich die vorbeifliegende Stadt beobachte. 

"Es ist schön hier", stelle ich fest, als wir an einer Ampel halten und von hübsch gebauten Gebäuden umgeben sind. 

"Ich wusste, dass es dir gefallen wird. Ich zeige dir später die Stadt, dann kannst du sie noch etwas besser entdecken", entgegnet Leon und ohne ihn anzuschauen, höre ich das Lächeln aus seiner Stimme heraus.

Amnesia // Kai Havertz FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt