Kapitel 29

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"Hallo Benjamin", lächel ich und gehe zu dem Franzosen herüber. Er bemerkt mich ebenfalls und geht die letzten paar Meter auf mich zu. Ich hatte ihm schon im Vorfeld geschrieben, dass ich wieder nach München komme und gefragt ob wir uns sehen können. Ich bin froh, dass er zugestimmt hat.

"Schön, dass du wieder hier bist", lächelt er und schließt mich in eine feste Umarmung, die ich nur zu gerne erwidere. Seine Umarmungen sind wirklich wahnsinnig schön und sehr herzlich. Die kleine Tüte, die er in seinen Händen hält, knistert an meinem Rücken und irritiert mich etwas.

"Hier, die habe ich uns mitgebracht. Ganz frisch", strahlt er mich an, löst sich wieder aus der Umarmung und hält mir die Tüte entgegen. Verwundert nehme ich sie entgegen und schaue dann hinein. Zwei Croissants, die himmlisch duften und noch besser aussehen. Sofort beginne ich zu schmunzeln.

"Die sehen wahnsinnig lecker aus. Wie aus Frankreich", stelle ich fest und halte ihm die Tüte entgegen, sodass er sich eines der beiden nehmen kann. Mit einem Danken greift er hinein und zieht eines hinaus.

"Sind sie auch. Ich bin heute morgen aus Straßbourg zurück gekommen und dachte ich nehme welche mit", erzählt er und wie er die Stadt ausspricht, klingt unglaublich attraktiv. Ich muss wirklich aufpassen, dass ich mich in seinem französischen Akzent nicht verliere.

"Das ist wirklich lieb, danke. Weshalb warst du denn in Strasbourg ?", hake ich nach und nehme mir das zweite Croissant. Es ist mehr als rührend, dass er an unser erstes Treffen und das Thema französisches Essen gedacht hat. Mit Aufmerksamkeit kam man bei mir schon immer sehr weit. Das war auch einer der Gründe weshalb ich Kai so sehr liebte in unserer Beziehung.

"Ich habe einen alten Freund besucht und eine Nacht dort verbracht. Es war bloß ein kleiner Ausflug", lächelt er und greift nach meiner freien Hand. Benjamin zieht mich zu einer Bank herüber, auf der wir Platz nehmen. 

Die Sonne scheint uns warm von der Seite an, als wir uns einander zuwenden. Ich sehe genau wie er mich aufmerksam mustert als ich in das Croissant beiße. Ich habe schon einmal eins gegessen, aber in meiner Erinnerung ist der Geschmack schon beinahe verblasst. Seufzend schließe ich die Augen, als sich der Geschmack auf meiner Zunge ausbreitet und ich versuche es so gut es geht zu genießen.

"Das ist noch so viel besser als in meiner Erinnerung", murmel ich und öffne meine Augen wieder. Lächelnd schaut mich der Franzose an, bevor sich eine Augenbraue leicht hebt.

"Ich dachte du könntest dich nicht erinnern, ob du schon einmal ein französisches Croissant gegessen hast?", hakt er nach und beißt selbst ab. In seinem Gesicht sehe ich ganz genau wie sehr er es genießt. Vermutlich erinnert es ihn an Zuhause. Mich würde es wahnsinnig interessieren wie er in Frankreich aufgewachsen ist, wo seine Familie lebt und wie die Kultur sich von der Deutschen unterscheidet.

Einen Moment halte ich inne und setze mich etwas aufrechter hin. Das Croissant lasse ich erst einmal sinken.

"Ich kann mich wieder an alles erinnern. Deswegen wollte ich mich auch mit dir treffen", teile ich ihn offen mit und überrascht weiten sich seine Augen.

"Vraiment? An alles?", hakt er nach und bestätigend nicke ich "Seit wann? Und wie? Gab es einen Auslöser?"

"Seit ein paar Tagen und es gab tatsächlich einen Auslöser", beginne ich zaghaft und abwartend schaut mich Benjamin an. Ich sage es ihm bloß ungerne "Kai hat mich besucht und als er mich geküsst hat, kamen alle Erinnerungen zurück"

Ich sehe ganz genau wie sich sein Gesichtsausdruck verändert, nicht zum positiven. Ich sehe die Enttäuschung in seinen Augen, wie sich seine Stirn leicht in Falten legt und seine Mundwinkel herab sinken.

Amnesia // Kai Havertz FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt