Jans Sicht:
Nun saß ich hier, grübelte über seine Worte nach, wusste einfach nicht was ich jetzt tun sollte. Ich hatte ein völlig anderes Weltbild. Einerseits konnte ich ihn jetzt verstehen, verstehen warum er so abweisend mir gegenüber war, warum er sich immer mehr von mir distanzierte. Aber andererseits konnte ich nicht verstehen, wie sowas passieren konnte. Nie und nimmer hätte ich gedacht, dass er sich nur deshalb so anders benommen hatte. Wie gern würde ich ihm jetzt helfen, ihm beistehen, mit ihm reden. Das tun, was ein Bester Freund in so einer Situation tun würde. Aber das ist jetzt viel zu spät.
--- FLASHBACK ---
Mit einem fetten Grinsen betrat ich sein Zimmer. Ich war froh, dass er mal wieder ein Wort mit mir wechselte. 'Also, worüber wolltest du reden, Waixr?' fragte ich ihn. Ich dachte er hätte Kummer wegen einem Mädchen, was er natürlich nie zugeben würde, und verhielt sich deshalb so komisch in den letzten Wochen. 'Jan, ich... ich weiß nicht genau wie ich das sagen soll...' began er stotternd, er zitterte am ganzen Körper. 'I-i-ich.... ähm... i-ich...'. Eine Träne floss seine Wange runter. 'Andre? Du weinst ja' stellte ich schockiert fest. Ich kam einen Schritt näher und wollte ihn umarmen, ihn trösten, freundschaftlich. Er zuckte zusammen und unsanft schubste er mich von seinem Körper weg. 'Nein, Jan... d-du... verdammt ich kann das nicht!' schrie er aus und seine vorhin so zärtlich, zerbrechende Stimme, klang aufeinmal voller Wut geladen. Er rannte aus seinem Zimmer, irritiert schaute ich ihm hinterher. Bevor ich ihn aufhalten konnte, knallte auch schon die Haustür zu. Verdammt, was war denn bloß los mit ihm...!
--- FLASHBACK ENDE ---
Ja. Ich hatte keine Ahnung. Hätte ich doch nur gewusst, was er wollte. Es war so offensichtlich, wie er es angedeutet hatte. Und ich Dummkopf merkte es garnicht. Ich konnte rein garnichts mehr tun. Jetzt war alles zu spät. Alles.
--- FLASHBACK ---
In Eile zog ich mir Schuhe und und Jacke an. Ich hatte einfach diesen Drang ihn finden zu müssen. Er war mein Bester Freund, ich spürte das irgendwas nicht stimmte. Was wenn ihm etwas passiert war? Ich überlegte wo er sein könnte, überlegte warum er abgehauen war. "Verdammt ich kann das nicht!" waren seine letzten Worte. Was zum Henker meinte er damit? Was kann er nicht? Waren wir schon an dem Punkt, an dem wir uns nicht mehr vertrauen konnten? Wir waren Beste Freunde, da erzählte man sich doch alles. Ich beschloss einfach ihn anzurufen, da ich im Moment einfach nicht wusste, wo er sein konnte.
Piep. Piep. Piep.Es rauschte in der Leitung. 'Andre?' fragte ich zaghaft. Weitere Stille. 'Hör zu. Ich weiß, dass du mich hören kannst. Warum erzählst du mir nicht einfach was los ist? Wo bist du überhaupt? Wir sind Beste Freunde, wir können uns alles erzählen' erklärte ich und musste beim letzten Teil schmunzeln. 'Bin a-am Rhein' flüsterte er leise und ich wusste nicht, ob es nur Einbildung war, dass ich ihn schluchzen hörte. Wobei ich mir jedoch sicher war, er brauchte jemanden.
Ich überlegte nicht lange und machte mich auf den Weg zum Rhein. Wo genau er war hatte er nicht gesagt, aber ich beruhte auf meinen Instinkt, der mir sagte, er seie an der Stelle an der wir früher immer waren, zusammen.
--- FLASHBACK ENDE ---
Ich wünschte ich wäre ihn nicht suchen gegangen. Hätte ihn einfach gelassen, nicht versucht mit ihm zu reden. Dann wäre das alles vielleicht nicht passiert. Dann gäbe es vielleicht doch ein Happy End, in gewisser Weise. 'Tut mir Leid, Anderson' flüsterte ich leise in die Stille. Ich wusste, dass er mich irgendwie hören konnte. Ich wusste es einfach.
--- FLASHBACK ---
'Andre? Man, endlich hab ich dich gefunden' grinste ich ihn an, als ich ihn endlich fand. Mein Grinsen erschlaff, als er sich langsam zu mir drehte. Seine Augen und Wangen waren ganz gerötet und immer noch flossen Tränen seine Wange runter. Ich räusperte mich leise. 'Du...'. Ich stoppte mich, bevor ich sagen konnte, er weine. Das wäre wohl doch etwas unpassend. 'Rede doch bitte mit mir, bitte' redete ich auf ihn ein und betonte mein letztes Wort.
'Ich kann nicht, Jan' murmelte er, auf dem Boden kniend. Ich sank neben ihn auf meine Knie. 'Du kannst' versuchte ich ihn weiter aufzumuntern, damit er endlich mit der Sprache raus rückte. 'Jan, d-du wirst das nich-nicht verstehen können. Ich verstehe es doch s-selber nicht'. Der bedrückte Unterton seiner Stimme war nicht zu überhören. 'Dann versuchen wir beide es zu verstehen' sagte ich und lächelte ihn an. Er schaute mich lange an. Sehr lange für unsere Verhältnisse. Ich mein... konnte es sein, dass... Ach quatsch! Ich lächelte ihn nochmal an, ehe er seinen Mund zum sprechen öffnete.
--- FLASHBACK ENDE ---
Und genau das war das, was ich falsch gemacht hatte. Ich hätte eben nicht mit ihm reden sollen. Das Telefon klingelte plötzlich. Ich ließ es weiter klingen, dachte Cengiz ginge ran, bis mir einfiel, dass er überhaupt nicht da war. Hurtig spurtete ich aus meinem Zimmer.
'Guten Tag, Jansen mein Name von der Polizeistation Köln. Herr Meyer da?' fragte er. 'Hmm' murmelte ich bedrängt. 'Wir müssen sie bitten heute noch aufs Präsidium zu kommen, um uns ein paar Fragen über Herrn Schiebler beantworten zu können'.
--- FLASHBACK ---
'Ich will nur etwas versuchen, ja?' flüsterte er mir leise zu, es war nur ein kurzes Zischen. "Versssucccchhhhen".
Verwirrt nickte ich, hatte ihm nicht wirklich zu gehört. Er kam meinem Gesicht näher. 'Andre, was...' fing ich an, doch wurde durch seine Lippen unterbrochen, die plötzlich auf meinen lagen. Es fühlte sich so... anders an. Seine Lippen waren rau, trocken. Langsam löste er sich von mir. Ich konnte meine Gedanken nicht fassen, war zu verwirrt, was war das? Ich hebte meinen Finger, strich ihn leicht gegen meine Lippen, auf denen zuvor noch Andres gelegen haben. Ich schaute ihn an. 'Ich wusste es... Es tut mir Leid, Jan...' gluckste er. Er stand auf, ich sah ihm nach. Ich war wie gelähmt, ich wollte ihm folgen, ich konnte aber nicht. Er lief weg, durchs Gebüsch, aus meiner Sichtweite.--- FLASHBACK ENDE ---
'Herr Meyer, erzählen sie uns doch bitte, was vor dem Vorfall passiert ist? Mit wem hatte Herr Schiebler zuletzt Kontakt? Haben sie eine Vermutung warum er das getan haben könnte?'.
So viele Fragen, so viele Antworten. 'Er war bei mir. Wir... wir hatten Streit. Wir haben uns gestritten. Er... ich weiß auch nicht warum er das getan hat... Vielleicht wegen dem Streit, vielleicht auch wegen was anderem. Ich weiß es nicht verdammt!'. Ich atmete aus, atmete ein. 'Herr Meyer, beruhigen sie sich!' rief mir jemand zu, ich vernahm die Stimme nur weit hinten in meinem Kopf. Ich spürte starke Arme, die mich packten, mich leicht rüttelten. 'Herr Meyer!' schrie mich jemand an und dann sah ich ihn vor mir. 'A-N-D-R-E!' schrie ich, schrie mir meine Kehle aus dem Leib, schrie als ginge es um mein Leben.--- FLASHBACK ---
Und fort war er. Ich sah ihn nicht mehr. Er verschwand im Schatten der Dunkelheit. Es war spät. Bestimmt 21 Uhr. Vielleicht auch 22 Uhr. Ich wusste es nicht. Ich wusste überhaupt nichts mehr. Ich lauschte dem Wind, der um die Bäume zog. 'Andre?' wisperte ich. Benebelt von meinen Gedanken, stand ich auf, stolperte durch die Straßen. Zur Hohenzollernbrücke. Ja, ich wusste, dass er da war. Das wusste ich. 'Andre...'. Ich humpelte, stolperte durch die Wege, die Straßen, bis ich an meinem Ziel ankam. Ich sah ihn, sah ihn dort. 'Andreeee...' lallte ich. Ich lächelte. Lächelte ihn an. Kniete mich nieder, fiel auf den Kiesweg. Strich ihm durch die Haare, sein nasses Haar. 'Du bist mein Bestee Freund...' murmelte ich, bemerkte nicht wie Träne zu Träne auf sein Shirt tropfte. Und tropfte. Auf sein sowieso schon nasses T-Shirt.
--- FLASHBACK ENDE ---
Piieepp. Piieepp. Piieepp. Piieepp. Piieepp.
'Herr Meyer? Herr Meyer, können sie mich hören?'. Ich blinzelte ein paar mal bis ich mich an das grelle Licht gewöhnte. 'Wo... wo bin ich?' fragte ich verdutzt, ich hatte Kopfschmerzen, starke Kopfschmerzen. 'Sie hatten einen Anfall. Sie stehen unter Schock. Das ist nicht unnormal in solchen Fällen. Sie bleiben noch ein, zwei Tage zur Untersuchung. Nur um sicher zu gehen, dass sie keine Therapie brauchen' erklärte die Dame mir... und verschwand. So wie Andre... 'Andre...' murmelte ich wieder. 'Mein Bester Freund...'. 'Der sich wegen mir von einer Brücke stürzte...'. Ich begann zu zittern, zu weinen, zu schreien. 'Andre!'. 'Pssh Herr Meyer! Alles wird gut!' versuchte mich jemand zum Stillstand zu bringen. Ich zappelte um mich, wollte nicht hören. Ich weinte, schluchzte.
[...]
'Herr Meyer, haben sie ihre Medikamente heute eingenommen?'. Ich schüttelte langsam den Kopf, wippte meinen schlafen Körper hin und her. 'Ich habe meinen Freund ermordet. Ich habe meinen Besten Freund ermordet...'.Damm. Damm. Damm. Fragt nicht was mich dazu getrieben hat, so etwas zu schreiben. War so ne Idee.
Würde mich trotzdem über Kommentare und ☆ freuen! ^^
LG EisigerSommer ❤
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