- Jan Pov -
"Mami! Maaami!", rief ich und lief die Treppen eilig herunter, versuchte nicht über meine eigenen Füße zu stolpern. Normalerweise musste mich meine Mama immer wecken, aber heute bin ich von ganz alleine aufgestanden. "Ganz ruhig, Kleiner", lachte mein Papa, als ich im Wohnzimmer an ihm vorbei düste und jetzt in der Küche stand. "War der Osterhase da?", fragte ich aufgeregt und zog an ihrem Arm, damit sie mir ihre Aufmerksamkeit schenkte. "Vielleicht. Aber erst wird gefrühstückt", grinste sie mich an und wuschelte mir durch die Haare. Schmollend ging ich zu meinem Vater und kletterte auf seinen Schoß. "Sagst du mir wo der Osterhase meine Schokolade versteckt hat?", fragte ich und schmollte weiter mit meinen blauen Kulleraugen. "Schau mich nicht so an, Jani". "Bitte, bitte, bitte!", quengelte ich und hüpfte auf seinem Schoß herum. "Hinter dem Kamin", flüsterte er mir leise zu und lachend lief ich dorthin, um mein Geschenk zu finden. Strahlend sah ich auf das Schokoladenparadies vor mir und nahm die ganzen Körbe. "Schokiiiii!", schrie ich begeistert auf und rannte zurück in die Küche an den Esstisch. "Alles meins!", kicherte ich. "Dein Vater kann einfach keine Geheimnisse für sich behalten. Jetzt wird aber erst das Müsli gegessen, bevor du die Schokolade vernichtest. Und nicht alles auf einmal", tadelte meine Mutter und brav nickte ich. Das Müsli war schnell aufgegessen und ich war eigentlich schon satt. Aber Schokolade ging immer, also riss ich die Verpackung auf und stopfte mir den Riegel in den Mund. "Ich liebe Schokolade", grinste ich. "Und deswegen gehst du dir jetzt die Zähne putzen, na los". Eilig sprintete ich in das Badezimmer, nahm den kleine Hocker, um an das Waschbecken ran zu kommen und putzte mir schnell die Zähne. "Wir fahren gleich los, Schatz". Hastig lief ich in den Flur und zog mich an, nur den Reißverschluss meiner Jacke musste Mama zuziehen, das konnte ich noch nicht alleine. Als wir dann so im Auto saßen, kam mir blitzschnell ein Gedanke und ich schlug mir an den Kopf. "Oh nein! Mama! Ich hab mein Geschenk für Andre vergessen!". "Du kannst es ihm doch morgen geben", sagte mein Vater, um mich zu beruhigen. "Nein, das geht nicht, wir schenken uns immer was. Ich wollte doch noch ein Bild malen", seufzte ich und Tränchen strömten über meine Wangen. "Ich bin so blöd!", schluchzte ich und schlug gegen den Sitz. "Hey! Jan, Schätzchen. Beruhige dich doch, gib Andre einfach etwas von deiner Schokolade ab, ich hab gesehen, dass du dir heimlich was in die Jacke gesteckt hast. Und du hast doch so einen kreativen Kopf, dir fällt bestimmt noch was ein". Prompt wischte ich mir die Tränen weg und nickte. "Okay...". Als wir dann in der Einfahrt von Andres Haus standen, schnallte ich mich schnell ab und wartete bis Mama mir die Tür öffnete. Ich streckte mich, um die Klingel zu erreichen, doch die Haustür öffnete sich schon und mein Bester Freund warf sich mir in die Arme. "Jani!", rief er begeistert und zog mich rein. Kichernd liefen wir in sein Zimmer und plumpsten auf den Boden. "Hier", nuschelte er und reichte mir ein selbstgemaltes Bild. "Guck, da bist du und da bin ich. Und das ist unser Haus und da der Osterhase mit den Geschenken", grinste er. Schmollend sah ich ihn an. "Ich hab mein Geschenk vergessen. Aber wir können meine Schokolade zusammen essen!". Sofort kramte ich die ganze Schokolade aus meiner Jacke und verteilte sie auf dem Boden. Seine Augen strahlten, wir beide liebten Schokolade. "Und ich hab noch was", murmelte ich. "Dafür müssen wir aber aufstehen", sagte ich und zog ihn hoch, so dass wir voreinander standen. Andre hatte währenddessen schon die erste Tafel Schokolade aufgerissen und aß sie. Stirnrunzelnd sah er mich an. "Was ist das denn?", fragte er. Ich überlegte nochmal ganz genau, wie es richtig ging. "Mama und Papa machen das auch immer, wenn sie sagen, dass sie sich lieb haben. Und dich habe ich ja auch lieb", sagte ich und drückte meine Lippen kurz auf seine. "Nee, das war zu kurz. Die machen das immer länger", protestierte er und ich drückte meine Lippen nochmal auf seine, nur länger. "Du schmeckst nach Schoki", lachte ich und er grinste. "Ich hab dich lieb, Jani!". Ganz fest umarmte er mich und kichernd legte ich meine Lippen wieder auf seine. "Ich hab dich auch lieb, Andre". ---