- Andre PoV -
"Hast du die ganze Schule eingeladen, oder was? Sagtest du nicht, dass viele abgesagt hätten?". Schulterzuckend sah ich mich im Haus um, drückte meiner Besten Freundin einen Drink in die Hand. "Ja, 5 oder so". Mit einem entgeisterten Blick musterte Regina mich. "Was? Das sind doch viele. Diese 5 werden alle den Spaß ihres Lebens auf der besten Halloween Party der letzten Jahre, quatsch, der letzten Jahrzehnte verpassen! Und jetzt mecker nicht so rum, trink lieber", grinste ich und nahm selbst einen großzügigen Schluck meines Getränkes. "Hast du Jan auch eingeladen?". Sofort verschluckte ich mich, während mich ein Hustanfall plagte, Regina lachte bloß auf meine Reaktion hin. "Du hast gefühlt 200 Leute eingeladen und darum fürchtest du dich nicht, aber dass eine einzige Person kommt jagt dir einen Schrecken ein. Also hast du?". "Mh... er ist aber noch nicht da", nuschelte ich an den Rand meines Bechers, versuchte die Enttäuschung zurück zu halten. "Du hast ihn vermutlich in der riesen Menschenmenge nur noch nicht gesehen, er ist bestimmt schon da. Lass uns ihn suchen und dann unterhaltet ihr euch prächtig, vielleicht knutscht ihr noch ein wenig und wenn alles gut läuft dann-". Prompt schaltete ich meine Ohren ab, als die Person in mein Blickfeld trat, die ich auch sehen wollte, mit der ich reden wollte. Doch ich wollte nicht seine Begleitung sehen. Ich schluckte, versuchte die Wut zu kontrollieren, die meinen Körper in Windeseile durchströmte und drückte meinen Becher fester zusammen. "He, Andre", hörte ich Regina sanft flüstern, ehe sie ihre Hand um meine schloss und den Griff lockerte. "Ich brauche noch einen Drink", knurrte ich und ließ meine Beste Freundin alleine dort stehen, während ich mich an die Bar bewegte. Fuck, er sollte alleine hierher kommen, ich wollte ihn alleine für mich haben! Wer war dieses Blondchen überhaupt? Auf unsere Schule ging sie jedenfalls nicht, aber sie war hübsch. Kein Wunder, dass Jan mit ihr ausging. "Du musst sicherlich Andre sein, oder?", wurde ich aus meinen Gedankengängen und meinem Einschenken unterbrochen. Verwirrt hob ich eine Augenbraue, drehte mich um und erblickte das direkte Grauen. Das Blondchen stand mit einem Grinsen vor mir und hielt mir ihre Hand hin. ich nahm einen tiefen Schluck des puren Wodkas, ehe ich nickte, ihre Hand ignorierend. "Ich bin Anna, Jans Begleitung. Er hat mir so wahnsinnig viel von dir erzählt auf dem Weg hierher", plappert sie munter weiter und mein Blick fällt auf Jan, der bisher tatenlos neben ihr stand, mit dem Unterschied, dass sich seine Wangen nach ihren Worten nun leicht rot färbten. "Ach?", hackte ich interessiert nach. "Auf jeden Fall!", grinste sie mich an und ich würde ihr Grinsen ja gerne erwidern, aber ihre Anwesenheit störte mich einfach nur. "Uhh, da ist ja Melina, ich muss dann mal. War nett dich kennenzulernen, Andre, bis dann, Jani", plapperte sie weiter, drückte Jan einen Kuss auf die Wange, der daraufhin die Augen verdrehte, und verschwand. Eigentlich würde ich mich in diesem Moment enorm darüber aufregen, dass sie ihn irgendwie geküsst hatte. Aber eine Sache ließ mich schmunzeln. "Jani also, hm?", lachte ich leise und nahm ein paar Schlücke aus dem Becher. Seufzend sah er mich an. "Sorry, mein Cousinchen ist manchmal etwas nervig. Ich hoffe es ist okay, dass ich sie mitgebracht habe?". Sie ist nicht seine Freundin? Für einen kurzen Augenblick blieb mir ein Kloß im Hals hängen und ich starrte ihn an, schnell jedoch fasste ich mich wieder. "Deine... Cousine? Also ja... äh klar, alles gut. Je mehr Leute, desto besser", lächelte ich ihn an, was er direkt erwiderte. "Super. Ähm... würdest du mir vielleicht auch was einschütten?". "Alles was du willst, Jani", grinste ich und drückte ihm einen der Becher in die Hand. "Wusste gar nicht, dass du trinkst". Stirnrunzelnd sah er mich an. "Na klar!", rief er trotzig und kippte sich den ganzen Becher in den Rachen, woraufhin er direkt sein Gesicht verzog. Ich brach in Gelächter aus und böse funkelte er mich an. "Wie wär's mit Kinderpunsch?", fragte ich ihn belustigt. "Sehr witzig", grummelte er. Süß. Völlig in Gedanken betrachtete ich sein komplettes Auftreten. Zerrissene schwarze Jeans, ein weißes Shirt, schwarze Bomberjacke. Basic, aber es stand ihm außerordentlich gut. Ich wanderte weite nach oben zu seinen herausstechenden Schlüsselbeinen, stellte mir in Gedanken vor, wie ich seinen Hals hinauf zum Kiefer küssen würde, bis ich endlich auf seine wohlgeformten Lippen treffen würde. Fuck. Ich räusperte mich kurz, um meine Gedanken zu ordnen. "Wollen wir vielleicht raus? Bei der Lautstärke kann man sich ja kaum unterhalten". Er biss sich leicht auf die Unterlippe, ließ seinen Blick nervös auf den Boden gleiten. "Gerne", antwortete ich und ignorierte dabei das leichte Zittern meiner Hand. Zusammen gingen wir also vor das Haus, da sich auch im Garten ein Tumult angesammelt hatte, und setzten uns dort auf eine Mauer. Er ließ seine Beine baumeln und leicht lächelnd betrachtete ich das Szenario. "Danke übrigens für die Einladung...", nuschelte Jan, sah mich dabei jedoch nicht an, sondern schaute hinauf in den Himmel, mein Blick folgte seinem. Vollmond. "Kein Ding, freut mich, dass du gekommen bist...", flüsterte ich in die Stille. Eine Weile blieb es dann auch bei der Stille, abgesehen von der Musik im Haus, und keiner von uns beiden sagte etwas. Wir genossen einfach die Anwesenheit des jeweils anderen. Ich jedenfalls tat das. "Ich mag dich, Andre", platzte es plötzlich aus ihm und ich öffnete meinen Mund, um prompt etwas zu erwidern, aber die Worte fanden ihren Weg nicht heraus, stumm starrte ich ihn an. "Schuldige, das war blöd". Ich hörte die Trauer und Enttäuschung aus seiner Stimmlage. "N-Nein... das war nicht blöd, Jan. Es war... süß", hauchte ich und erschrocken hob er seine Augenbrauen an. "Süß? Hast du gerade wirklich süß gesagt?". Leise lachte ich und nickte. Die Chance war perfekt, warum also nicht nutzen? "Ich mag dich auch, Jan. Sehr sogar", flüsterte ich und hob meine Hand langsam, um sie an seine Wange zu legen. "Happy Halloween, Andre". Und ehe ich mich versah lagen seine wundervollen geschmeidigen Lippen auf meinen und übten leichten Druck aus. --
