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„Guten Morgen, könnte ich wohl schon einen Kamillentee und einen Kaffee zum Wachwerden bekommen?"

„Sie haben Glück, dass wir seit Neuestem auch Kamillentee im Sortiment führen. Wie wach darf der Kaffee denn machen?"

„So wach, dass ich mich heute Abend vielleicht noch mit meinem schlauen, scharfen und vor allem festen Freund treffen kann, ohne dabei einzuschlafen."

„Dann mache ich Ihnen am besten einen Black Eye."

„Sie wollen mich schlagen?"

„Schlagen?"

„Black Eye? Der englische Ausdruck für ein blaues Auge."

„Nun, wenn ich dafür ihren schlauen, scharfen und vor allem festen Freund bekomme?"

„Dafür würden Sie jemanden schlagen?"

„Er hört sich nach einem guten Fang an."

„Das ist er."

„Dann gibt es definitiv einen Black Eye für Sie."

„Das klingt schmerzhaft, aber legitim. Was kostet es?"

„Einen Kuss."

„Einen Kuss?"

„Ja."

„Für den Tee oder für den Black Eye?"

„Für den schlauen, scharfen, festen Freund."

Leo grinst und beugt sich über den Tresen, um Konrads Hemd zu greifen.

„Was tun Sie da?"

„Ich zahle."

„Sie zerknittern mein Hemd."

„Dann ziehen Sie es besser aus, damit ich es nicht zerknittere."

„Vielleicht zahlen Sie lieber heute Abend, dann tue ich das sehr gern."

„Ich begleiche meine Schulden gern sofort."

„Und ich bediene meine Gäste lieber angezogen."

Leo schiebt schmollend seine Unterlippe vor, was Konrad grinsen lässt.

„Sie schmollen?"

„Ja. Funktioniert es?"

„Ein wenig."

„Ich kann auch den Hundeblick."

„Können wir uns auf eine Anzahlung einigen?"

„In welcher Form?"

„Ein Kuss, aber mit Hemd."

„Damit muss ich mich wohl zufrieden geben."

Konrad beugt sich schmunzelnd vor, schiebt seine Hand in Leos Nacken und legt seine weichen Lippen auf Leos Mund.

Seufzend erwidert Leo den zarten Kuss und lächelt selig, als Konrad sich wieder von ihm löst.
„Sie sollten das in Ihr Sortiment aufnehmen."

„Küsse?"

„Ja. Die sind fantastisch."

„Für alle Gäste?"

„Großer Gott, nein! Nur für spezielle Gäste."

„Woran erkenne ich die?"

„Am Passwort."

„Passwort?"

„Die speziellen Gäste haben ein Passwort und das müssen sie bei ihrer Kaffeebestellung angeben."

„Wie lautet das Passwort?"

„Black Eye."

„Ich weiß nicht, ob-"

„Könnte ich dann mal was bestellen?", motzt ein älterer Herr in einem schlecht sitzenden Anzug hinter Leo.

Dieser tritt einen Schritt zur Seite und lächelt den Mann an.
„Natürlich. Ich nehme meine beiden Getränke zum Mitnehmen und warte hier so lange", sagt er grinsend in Konrads Richtung.

„Guten Morgen, der Herr", sagt Konrad übertrieben freundlich zu dem Mann. „Was darf es denn sein?"

„Einen Black Eye, aber zack zack!"

Leo reißt die Augen auf und Konrad muss sich ein Kichern verkneifen, als er nickt und das Geld des Mannes annimmt.
„Kommt sofort."

Konrad macht sich an der Kaffeemaschine zu schaffen und reicht dem Mann kurz darauf seinen Becher.
„Dieser Kaffee wird Sie wahrhaftig wachküssen, Sir."

Der Mann rollt genervt mit den Augen und rauscht mit seinem Becher aus dem Café.

„Ich bin froh."

„Worüber?"

„Dass du das Passwort noch nicht in der Kasse hinterlegt und aktiviert hast."

„Hätte es dich gestört, wenn ich ihn geküsst hätte?"

„Nun, hätte es dich gestört, wenn ich ihm anschließend die Augen mit einem dieser Holzstäbchen zum Umrühren entfernt hätte?"

„Das wäre eine ziemliche Sauerei."

„Das stimmt."

„Ich denke, wir brauchen ein anderes Passwort."

„Ich überlege mir eins."

„Solange habe ich hier schon deine Getränke fertig. Sehen wir uns heute Abend?"

„Wenn mich der Kaffee wachküsst, auf jeden Fall."

„Ich könnte dir noch etwas auf den Weg ins Büro geben."

„Ich habe die Hände schon voll."

„Das geht auch ohne Hände."
Konrad beugt sich vor und küsst Leos Mund erneut.
„Reicht das für den Weg?"

„Kann ich noch einen zum Mitnehmen bekommen? Nur zur Sicherheit natürlich."

Konrad kichert und küsst eine der kleinen Bonuskarten, auf denen man bei seinen Bestellungen Stempel sammeln kann, bevor er diese in die Brusttasche von Leos Hemd schiebt.
„Das dürfte reichen."

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