Aufprall

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Have Fun.
LoL
Lexy

„Wann landest du?", fragte mich Harry zum gefühlt tausendsten Mal in dieser Woche. „Das sag ich dir immer noch nicht, Harold.", antwortete ich und klemmte mir mein Handy zwischen Ohr und Schulter. „Warum nicht?", nörgelte er so wie die letzten Male auch. „Weil ich nicht will, dass du mich abholst." Ich verdrehte die Augen und versuchte weiter ein T-Shirt zu falten. „Will ich gar nicht.", antwortete er viel zu schnell und wenig glaubhaft. „Das ist zwar lieb von dir, aber jemand könnte dich erkennen und dann wirst du von Fans aufgefressen." Bei dem Gedanken, wie ein Haufen kreischender Mädchen sich auf Harry stürzte als sei er der letzte Mensch bei einer Zombie-Apokalypse, schlich sich ein Lächeln auf mein Gesicht.
Harry hatte es wohl aufgegeben meinen Ankunftstag und die Zeit herauszufinden, denn er fragte mich nach meinem gestrigen Tag.
„Eigentlich war es ziemlich cool. Dua Lipa hatte einen Auftritt in Saskatoon und ich durfte eine Gruppe des diesjährigen Abschlussjahrgangs begleiten, die als Sicherheitspersonal beauftragt worden waren.", begann ich zu erzählen und wartete kurz. „Klingt so, als würdest du gleich zu dem Part kommen, der nicht so gut lief.", meinte Harry und hatte die kurze Pause meinerseits bereits richtig gedeutet. Ich stöhnte kurz auf und erzählte dann weiter. „Oh ja... Die Show sollte um 18 Uhr starten und wir sollten um 15 Uhr da sein, um Dua Lipa vom Flughafen abzuholen. Allerdings haben wir von Toronto nach Saskatoon keinen Direktflug bekomm und mussten nach Winnipeg fliegen und von dort aus mit einem Kleinbus nach Saskatoon. Aber dann sind wir irgendwann stecken geblieben, weil es so heftig geschneit hatte, dass der Winterdienst nicht mit dem Räumen der Straßen hinterherkam. Also kamen wir erst um 17 Uhr an der Halle an. Dua Lipa hatte es irgendwie geschafft unbeschadet durch die Fanmassen und bis zur Konzerthalle zu kommen. Aber zum Glück verlief das Konzert problemlos. Und vom Zuschauergraben hat man einfach die beste Sicht auf die Bühne." Ich musste grinsen als ich an gestern zurückdachte. Im Zuschauergraben zu stehen machte mir immer großen Spaß. Ich konnte die riesigen Fanmassen stalken und gleichzeitig stand ich immer in der ersten Reihe eines Konzerts, ohne eingequetscht zu werden. Harry lachte abwesend. Dann holte er kurz Luft als wollte er etwas sagen, überlegte es sich dann aber doch anders. Ich merkte sofort, dass irgendetwas nicht stimmte. „Was ist los, Harry?", fragte ich und legte einen Stapel Hosen in den Koffer. „Ist nicht so wichtig. Ich erzähle es dir, wenn du wieder in England bist." Doch so leicht ließ ich mich nicht abwimmeln. „Harold...", sagte ich mahnend. „Du sollst mich nicht immer Harold nennen. Das machen sonst nur meine Mum und Gemma." Ein heiseres Lachen drang durch den Hörer, sodass auch ich automatisch lächeln musste. „Sag mir, was los ist. Vielleicht kann ich helfen.", lenkte ich zurück auf das eigentliche Thema. „Das kannst du wahrscheinlich wirklich, aber eigentlich sollte nicht ich es sein, der es dir erzählt." Ich runzelte die Stirn. Wieso konnte er nicht einfach sagen, was los war? „Sondern?", hakte ich nach und versuchte nicht genervt zu klingen. „Zayn.", sagte Harry kurz angebunden. Offenbar hatte auch er gemerkt, dass es keinen Sinn hatte, weiter un den heissen Brei zu reden. „Er ist letztens ein bisschen durchgedreht. Nach einem der Promo Konzerte sollten wir ein Interview geben, aber Zayn ist einfach abgehauen. Wir haben gesagt, dass es ihm nicht gut ginge, er sich etwas eingefangen hätte. Aber eigentlich war er total sauer, weil uns Modest! in einem Meeting weniger Stunden zuvor gesagt hatte, dass Album nicht so einschlagen würde, wie unsere bisherigen drei. Also sollen auf das nächste Album wieder etwas kitschige Songs. Zayn fand das natürlich nicht so prickelnd und hat versucht mit unserem Management zu diskutieren, aber das hat gar nichts gebracht. Ich glaube, dass er auf uns sauer ist, weil wir nur dasaßen und nichts dazu gesagt haben. Als wir dann später mit Zayn reden wollten, hat er uns fast angeschrien. Er meinte, er würde die Band verlassen, wenn wir nicht endlich mal die Musik machen würden, die wir auch wirklich wollen." Die Worte sprudelten nur so aus Harry heraus. Ich konnte hören wie seine Stimme leicht bebte. Eine kurze Zeit lang sagte ich nichts.
„Ich hab vor einer Woche noch mit ihm telefoniert. Da hat er mir nichts erzählt. Er meinte, es ginge ihm gut und er sei nur etwas erschöpft von der Tour und den Drehs für die Musikvideos.", erinnerte ich mich. „Ich glaube es ist schlimmer, als wir denken. Schon lange steht er mit Modest! und unserem Musik Genre auf Kriegsfuß. Irgendwann musste diese Bombe hochgehen.", erklärte Harry mir. Ich sagte nichts. Hatte Zayn so wenig vertrauen zu mir, dass er mir etwas so wichtiges nicht erzählte? Ich hatte die letzten Monate mit ihm genauso oft getextet und telefoniert wie mit Harry und Louis. Und er hatte mir nichts gesagt. „Ich glaube, er hat mit niemandem darüber geredet und will das auch nicht.", sagte Harry, der offenbar meine Gedanken lesen konnte. „Ich werde mit ihm reden sobald ich wieder zuhause bin." Mein Blick durch das Fenster. „Falls ich überhaupt rechtzeitig vor Weihnachten wieder da bin. Es wurden bereits einige Flüge wegen des Schneesturms hier gecancelt." Harry wirkte überrascht. „Habt ihr echt so viel Schnee?" Ich aktivierte die Kamera und hielt mein Handy vor das Fenster, sodass er den beleuchteten und schneebedeckten Innenhof sehen konnte. „Wahnsinn. So viel Schnee hatten wir in England noch nie!" Ich lachte. „Kein Wunder. Kanada ist eines der schneereichste Länder der Welt."
Danach sprachen wir noch ein bisschen über die kommenden Weihnachtstage. Harry fuhr zu seiner Familie und auch ich würde bis Silvester bei meiner Mutter, Lauren, Julian und Jace bleiben. „Apropos Silvester...", warf Harry ein. „Die Jungs und ich feiern seit unserer Gründung jedes Jahr Silvester zusammen in einer Scheune hier in Holmes Chapel. Es kommen einige Freunde und es ist immer super cool und witzig. Ich fänd's toll, wenn du auch kommst." Mit einem Ruck zog ich den Reisverschluss meines überladenen Koffers zu. Erschöpft stand ich auf, da ich mich auf den Koffer gesetzt hatte, um ihn überhaupt zu zu bekommen. „Klar komme ich. Aber wissen danach nicht alle, dass ich diejenige bin, die mit euch auf Tour gesungen hat?", fragte ich Harry. „Keine Sorge, dafür hab euch mir schon was überlegt.", sagte er prompt. „Du hast offiziell zu unserem Stylisten Team gehört. Und musstest eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben, dass du die Identität der Sängerin nicht verraten darfst. Außerdem wäre es vielleicht gut, wenn wir dich den Abend über nicht Lena nennen, sondern du dir einen Fake-Namen zulegst. Mittlerweile haben ja einige mitbekommen, dass dein Name mit L anfangen muss." Er lachte wieder heiser und ich seufzte kurz. „Alles okay?", fragte Harry. „Ja klar. Ähm, wie wäre es, wenn ihr mich Kathy nennt?", schlug ich vor. „Finde ich gut. Wie kommst du auf den Namen?" Ich lächelte. „Die Freundin von Julian heißt Kathy. Und ich fand den Namen immer toll. Viel besser als Lena.", erklärte ich. „Also ich finde Lena schön." Harrys Worte lösten eine Hitzewelle in mir aus und ich war froh, dass er meine rosa Wangen jetzt nicht sehen konnte. „Du, ich muss jetzt runter. In der Kantine gibt es seit zehn Minuten schon Abendessen und Steph und Joe warten bestimmt schon auf mich." Wir beendeten das Gespräch und ich warf mir eine Strickjacke über, ehe ich das Zimmer verließ und mich auf den Weg zur Kantine machte.

Suddenly Directioner ||One Direction Ff||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt