Kapitel 5

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Der Weg nach Norden verlief relativ ereignislos. Der Norden der griechischen Welt war von den kriegerischen Auseinandersetzungen noch nicht so betroffen. Allerdings kam das Gerücht auf, dass die Spartaner einen neuen Feldherren hatten. Brasidas lautete wohl sein Name. Genaueres wusste aber niemand.

Nicht so erfreulich war meine Bekanntheit. Auf dem Weg nach Norden kam ich an mehreren kleinen Dörfern vorbei, die von Krankheiten geplagt wurden und denen ich half. Leider verbreitete sich mein Name wie ein Feuer über das Land. Jedes Dorf kannte nun den Mann mit einem königlichen Umhang und einem weißen Tiger. Meine Tochter entwickelte sich prächtig, auch wenn sie schüchtern war. Nur selten verließ sie meine Seite. Wahrscheinlich hatten sich die Erfahrungen und Erinnerungen der Vergangenheit in ihrem Gedächtnis eingebrannt. Aber stolz zeigte sie mir, wie sie eines Tages ein Eichhörnchen erlegt hatte.

Natürlich war ich Stolz auf meine Tochter. Es war das erste Zeichen, dass sie stärker wurde. Doch sie wurde schneller stärker als ichces erwartete. Es schien fast so, also ob sie Teile meiner Kräfte auf sie übergingen. Faszinierend war auch ihre Freude und Neugier für ihre Unwelt. Sie bewunderte alles und freute sich über alle möglichen Kleinigkeiten. So gut es ging erklärte ich alles. Auch Hestia lernte sie schon kennen. Eines Abends gesellte sie sich zu uns und sofort verliebte sich meine Mom in sie. Beide spielten noch stundenlang und es hörte erst auf, als Elpis einschlief. Hestia war glücklich ein Enkelkind zu haben. Das klang seltsam, aber unter den Göttern normal. Zeus näherte sich Europa schließlich auch als Stier.

Als wir einige Wochen später die Grenze von Makedonien überschritten waren wir überrascht. Auf dem Weg nach Norden haben wir immer wieder mitbekommen, dass Makedonien als Zurückgeblieben galt. Als ein unzivilisierter Ort am Rande der griechischen Staatenwelt. Es war auch anders, aber nicht zwingend unzivilisiert. Die Sprache war eine Art Dialekt des normal griechischen. Auf der anderen Seite gab es überall Dialekte. Dies war auch zu erwarten, denn die griechischen Poleis (Übersetzbar als Stadtstaaten) erstreckte sich von Asien, über Griechenland nach Italien und sogar bis in den spanischen Raum. Dabei war es unausweichlich, dass Dialekte entstanden.

Die Menschen lebten und arbeiteten jedoch genau so wie ihre Gegenstücke in den südlicheren Regionen. Da gab es keine Unterschiede. Nur politisch war es anders strukturiert. Es war offiziell eine der wenigen noch existierenden Monarchien. De facto war diese Monarchie jedoch ein Spielball der mächtigen Städte aus dem Süden, wobei vor allem Athen großen politischen Druck ausübte und eigene Leite in hohe Positionen versuchte einzusetzen.

Von einem Gasthaus mit dem Namen "Wildschweinhut" hatte aber noch keiner gehört, was jedoch nicht weiter überraschend war. Die meisten Menschen lebten für sich. Informationen wurden nur in seltenen Fällen weitergetragen, und dann auch eher durch die Händler als durch die Bewohner. Deswegen zog ich weiter. Makedonien war groß und nur schlecht auf Karten aufgezeichnet. Deswegen war es schwer sich effektiv weiterzuarbeiten. Elpis und ich wanderten deswegen auch teils tagelang durch unbewohntes Gelände ohne auch nur eine Memschneseele zu treffen. Es war frustrierend.

Interessant wurde es erst, als ich an einem kleinen Dorf ankam, welches aber gerade Zentrum eines Spektakels zu sein schien. Um das Dorf herum waren Zelte aufgestellt worden und ich sah auch eine kleine Arena, die in die Ausläufer eines Berges gearbeitet wurde. Auf einem Banner erkannte ich das Zeichen der makedonischen Königsfamilie, die scheinbar dieses kleine Tunier ausrichtete. Da ich nichts besseres zu tun hatte ging ich zu der Arena, wurde aber schon früh von einem bulligen Mann aufgehalten
"Seid ihr zum kämpfen hier? Wenn nicht, dann seid ihr zu spät. Die Arena ist schon voll. Also, was soll es sein?"

Ich nickte
"Aber sicher doch. Was sind denn die Regeln?"
Der Mann grunzte
"Ein Kampf ohne Waffen. Sieger ist man, wenn der Gegner bewusstlos ist oder aufgibt. Wo du deine Tasche unterbringst bleibt dir überlassen. Der Sieger bekommt 100 Drachmen."
Ich nickte. Ich würde meine Tasche inklusive Elpis meiner Mom überlassen müssen
"Alles klar. Brauchen sie sonst noch etwas?"
Der Mann nickte
"Euren Namen. Es muss nicht euer echter sein."

Der Sohn des FeuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt