Kapitel 21 (Anthea)

56 5 0
                                    

Inzwischen waren ein paar Wochen vergangen und nun war der Tag, an dem Thea ihren besten Freund wiedersehen würde.

Einerseits freute sie sich darauf, ihn wiedersehen zu können, aber andererseits würde er ihr das Handy abnehmen. Das andere Meerkind und sie waren inzwischen richtig gute Freunde und Thea würde A vermissen.

Gerade stand sie unter einer Brücke und wartete auf ihren Freund. Sie hoffte, dass er bald kommen würde, denn es regnete und Thea hatte große Angst vor diesem Wetter.

Sie wusste ganz genau, dass das Wasser sie töten würde und sie wollte noch nicht sterben. Zuerst wollte sie leben.

Auf einmal machte ihr Herz einen kleinen Sprung. Vor ihr stand ihr bester Freund.

Am liebsten hätte sie ihn umarmt, doch er war triefend Nass und deshalb ließ sie es bleiben.

Er hatte ein breites Lächeln im Gesicht und wirkte froh darüber, Thea wiederzusehen.

Nun fragte er Thea in Gebärdensprache, warum sie im Krankenhaus war. Sie erklärte ihm alles.

Als sie zu dem Teil mit dem Klassenfoto kam, verschwand sein Lächeln augenblicklich. Nun wirkte er geschockt und zugleich besorgt. Wusste er etwa was los war?

Auf einmal fiel Thea wieder ein, wie er bei ihrer ersten Begegnung realisiert hatte. Er hatte sie sehr überrascht angesehen, als würde er sie kennen. Hatte er sie vielleicht für das Mädchen gehalten?

"Was ist?" fragte Thea, als sie den Sinneswandel ihres Freundes bemerkte.

Er lächelte wieder, doch Thea konnte erkennen, dass es ein falsches Lächeln war. Er verheimlichte offenbar etwas. "Es ist alles in Ordnung." sagte er, doch Thea wusste, dass er log.

"Sag die Wahrheit. Was ist los?" gebärdete Thea. Sie wollte die Wahrheit wissen.

"Hör auf zu fragen. Es ist besser, wenn du nicht weißt, was los ist..." erwiderte er.

"Ich kann es ertragen. Sag mir bitte was los ist." flehte Thea ihn an, denn sie wollte keine Lügen mehr. Sie wollte Klarheit.

Ihr Freund schien mit sich zu ringen. Er schien ihr alles erklären zu wollen, doch er war sich offenbar nicht sicher, ob Thea dafür bereit war.

Schließlich schüttelte er aber den Kopf und wollte das Gespräch beenden.

Das verärgerte Thea. Wütend ging sie auf ihren Freund zu und verpasste ihm eine kräftige Ohrfeig.

"Du bist auch ein Lügner! Lass mich in Ruhe!" sagte sie.

Daraufhin rannte sie weg.

Zum Glück hatte der Regen inzwischen aufgehört, denn Thea wollte nichts mit jemandem zu tun haben, der sie anlog. Auch nicht, wenn sie sich so nahe standen.

Nachdem sie eine Weile gelaufen war, brach sie zusammen und fing bitterlich an zu weinen. Warum wurde sie so oft angelogen?

Niedergeschlagen saß sie auf irgendeiner Parkbank und beobachtete die Leute, die vorbeiliefen.

Während sie die Gruppen von Freunden und die glücklichen Familien sah, wurde ihr klar, dass sie ganz alleine war. Nun wollte sie das Mädchen mehr den je finden.

Schwestern auf Lebenszeit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt