Der Dementor

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Ich betrat den Bahnhof Kings Cross um 10 Uhr, und wie üblich ganz allein. Meine Eltern fanden mal wieder nicht die Zeit mich zu begleiten, da ihre Arbeit im Ministerium Vorrang hatte. Doch das war nichts Ungewöhnliches.

Ich schob meinen Gepäckwagen vor mir her und begab mich zum Gleis neundreiviertel, wo noch kein Schüler zu sehen war. Ich stieg in den bereits wartenden Hogwarts-Express und suchte mir ein Abteil. Als ich meinen überaus schweren Koffer auf die Gepäckablage gehievt hatte, machte ich es mir auf der weichen Polsterbank gemütlich.

Seufzend schloss ich die Augen und genoss den Augenblick... Stille...

Stille war Mangelware in meinen turbulenten Leben. In Hogwarts folgten mir Schüler auf Schritt und Tritt und bildeten eine stätige Traube um mich herum. Ein Nachteil wenn man das beliebteste Mädchen war, und das lag bestimmt nicht nur an meinen hervorragenden Noten. Nein, meine Mitschüler interessierten sich so für mich, weil meine Eltern ein hohes Ansehen in der Zauberwelt genossen. Zudem hatte mich Merlin, Gott oder wer auch immer, mit reichlich Schönheit gesegnet. Und ich spielte in der Quidditchmannschaft als erfolgreiche Jägerin.

Gedankenverloren streckte ich meine langen Beine aus. Eigentlich wollte ich nichts anderes, als einfach nur normal wie alle anderen zu sein. Ständig im Mittelpunkt zu stehen, war für eine gewisse Zeit zwar ganz schön, aber auf Dauer eine ziemliche Belastung. Das schlimmste allerdings war, dass meine sogenannten „Freunde" nur Zeit mit mir verbrachten, damit ihr Ansehen in der Schule stieg. Jeder wollte mit der hübschen Stella befreundet sein. „Die Eiskönigin" wie mich auch viele nannten. Diesen lächerlichen Spitznamen hatte ich mir eingehandelt, da ich alle Jungs, die mit mir ausgehen wollten, abblitzen ließ. Ich hatte auf die harte Tour lernen müssen, dass sich Männer nur für mein Äußeres interessierten. Meine inneren Werte, meine Gefühle, waren ihnen gleichgültig. Ein Grund wieso ich mich innerlich immer mehr von meinen Mitschülern distanzierte. Nach außen hin zeigte ich natürlich nichts, dafür waren meine Schauspielkünste einfach zu perfekt.

Die Zeit verging wie im Flug und ich öffnete erschrocken die Augen, als die Abteiltür schwungvoll aufgerissen wurde und sich gleich mehrere Leute in den kleinen Raum drängten. Oliver Wood, Penelope Clearwather und Percy Weasley nahmen gegenüber von mir Platz, während Bella Alexanders und Helga Pius, mit denen ich mir einen Schlafsaal teilte, sich zu mir auf die Sitzbank gesellten.

>>Hey Stella, wie waren deine Ferien? <<, fragte mich Helga sogleich.

>>Langweilig wie immer<<, antwortete ich gespielt fröhlich. Trotzdem entsprach es der Wahrheit.

Meine Eltern waren den ganzen Tag auf Arbeit und nur eine kleine Hauselfe leistete mir Gesellschaft. Die meiste Zeit verbrachte ich in meinem Zimmer und studierte Bücher über Zaubertränke. Manchmal braute ich auch ein paar einfache Heiltränke für den Hausbedarf. Ja, Zaubertränke war mein Steckenpferd. Wenn ich meinen Schulabschluss erstmal in der Tasche hatte, wollte ich unbedingt mein Studium für Zaubertränke fortsetzen. Besonders Heiltränke hatten es mir angetan.

>>Habt ihr von dem Ausbruch von Sirius Black gehört? <<, fragte Bella in die Runde.

>>Wer hat das nicht? <<, antwortete ich gelassen und musste mir ein Augenrollen verkneifen.

>>Es heißt er sei verrückt<<, meinte Oliver grinsend und wedelte dabei unheilvoll mit den Händen.

>>Wer wird in Askaban auch nicht geistesgestört? <<, sagte Percy, während er sein neu erworbenes Schulsprecher Abzeichen auf Hochglanz polierte und genervt zu Oliver rüber schielte.

>>Wie ist er nur aus Askaban entkommen? Keiner hat es je geschafft. << Nachdenklich schaute Helga aus dem Fenster.

>>Ja und er war auch noch ein Hochsicherheitsgefangender<<, meinte Penelope und wirkte dabei reichlich nervös.

Der Fluch der SchönheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt