Kapitel 4

513 27 0
                                    

„Hi Tori", sagte ich und stellte mein Handy auf Lautsprecher, damit ich es neben mich legen konnte. Sie hatte mich angerufen, während ich gerade an einer Zeichnung für mein nächstes Projekt saß und so konnte ich während unserem Gespräch weiter daran arbeiten.

„Du glaubst nicht, was ich gestern getan habe, du wärst stolz auf mich!", rief sie und ich war froh, dass ich das Telefon nicht mehr direkt an meinem Ohr hatte. Bevor ich nachfragen konnte, redete sie schon weiter. „Ich habe Nate den Sex verwehrt." Sie sagte das so ernst und stolz, dass ich losprustete. „Hey! Das ist ein Fortschritt. Es war nicht leicht ihm zu widerstehen, aber ich will es langsam angehen lassen." „Du hattest recht, ich bin stolz auf dich", gab ich grinsend zu. Ich hätte erwartet, dass sie nach ihrem angeblich göttlichen Versöhnungssex nicht die Finger von ihm lassen können würde. Tori und ich waren in diesem Thema etwas verschieden. Ihr waren feste Beziehungen nie so wichtig gewesen, wie mir und ich war etwas zurückhaltender was Sex anging. Ich hatte jedoch das Gefühl, dass sie wirklich Gefühle für Nate entwickelt hatte und es war genau das Richtige, diese Beziehung jetzt langsam angehen zu lassen.

„Und hast du schon einen Plan, wie es jetzt weiter geht?" „Keine Ahnung. Wir haben gestern einfach nur gegessen, uns unterhalten und ganz entspannt einen Film geschaut. Das hat sich echt gut angefühlt. Ich bin mir trotzdem nicht so sicher, was das jetzt wird. Auf jeden Fall fahren wir zusammen auf eine kurze Geschäftsreise. Ich bin gerade am Packen." „Oh, das ist spontan! Naja, du wirst schon sehen, wo dich deine Gefühle hinführen." „Es ist auch nur für eine Nacht. Ja, mal schauen." Bevor ich weiter über sie und ihre mögliche Beziehung reden konnte, wechselte sie schnell das Thema. „Und, wie war jetzt dein Date?" Ein Grinsen stahl sich auf meine Lippen. „Ich bin verliebt!", rief ich scherzhaft aus. „Nein Spaß, aber es war wirklich wunderbar. Er war so lieb und nett und heiß und zuvorkommend und aufmerksam und perfekt, wirklich. Wir wollen uns bald wieder treffen", erzählte ich. „Wow, das klingt ja wie im Traum. Ich freue mich ja so für dich! Und hat dein Märchenprinz jetzt einen Namen?"

Ihre Frage dämpfte meine Begeisterung etwas. Was würde sie davon halten, dass es sich um Aiden handelte? Ob sie das störte? Andererseits stand sie ja doch nicht auf ihn, also.  „Naja, ich weiß nicht so ganz, ob du dich immer noch für mich freust, wenn du das hörst", sagte ich vorsichtig. „Warum sollte ich nicht?", fragte sie verwirrt. Die würde Augen machen! „Ähm, weil er Aiden heißt." Ich machte eine bedeutungsvolle Pause. „Aiden Welstone" „Bitte was?!", kam sofort ihr schockierter Ausruf. „Jaa, ich weiß, das ist jetzt etwas komisch. Aber ich dachte mir, du hast bestimmt nichts dagegen, da du ja nicht auf ihn stehst oder so." „Ja nein, tue ich nicht, alles gut. Ich bin nur etwas – nein sehr überrascht. Das ist alles." Oh ja, das war ich auch gewesen. „Ich freue mich für dich, Süße! Aiden ist ein echt toller Kerl. ... Und er ist gut im Bett", fügte sie hinzu und ich errötete augenblicklich. „Tori!" „Was denn? Wenn alles gut läuft, wirst du das schon bald selbst zu spüren bekommen." Der Gedanke, dass sie mit ihm geschlafen hatte, war echt seltsam. „Ist es nicht ein bisschen komisch, wenn wir beide... naja mit dem gleichen Kerl...?", fragte ich und kaute auf meinem Bleistift herum. Eine dumme Angewohnheit, ich sollte das echt lassen. Der Gedanke daran, dass ich möglicher Weise bald mit Aiden schlafen könnte und er das schon mit Tori getan hatte... Andererseits sollte ich mir keine Gedanken über Sex mit einem Mann machen, den ich erst einmal getroffen hatte. Auch, wenn dieser Mann echt heiß war und allein der Gedanke an ihn mich zum Schmelzen brachte.

„Also mich stört es nicht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich eh nicht die einzige Frau war, mit der er je Sex hatte. Komisch wird es nur, wenn du ne große Sache draus machst. Du solltest einfach nicht an mich denken, während ihr es miteinander treibt", meinte meine beste Freundin. „Noch treiben wir gar nichts miteinander! Wir hatten erst ein Date!", stellte ich schnell klar. Mir kam ein Gedanke. „Vielleicht mag er mich ja auch gar nicht." Zumindest nicht so sehr, wie ich ihn jetzt schon mochte. Vielleicht hatte er das alles nur aus Höflichkeit getan... „Ach Quatsch!", rief Tori. „Hätte er dich sonst zu einem zweiten Date eingeladen? Nein, also!" „Meinst du echt?", fragte ich und hoffte, dass sie recht hatte. „Klar, Süße! Den wickelst du dir locker um den Finger. Du bist ein hammer Fang!" „Danke", flüsterte ich.

Aber war ich wirklich so hammer, wenn der Mann, der mich bereits an seiner Seite hatte, mich einfach so liegen ließ und abhaute? Irgendwas musste ja falsch an mir sein... Nein Stopp! Diese Gedanken hatten nichts in meinem Gehirn zu suchen. Ich hatte mich lange genug damit rumgequält. Wenn Kyle mich nicht wollte, lag es daran, dass er etwas anderes wollte und das hieß nicht, dass etwas an mir nicht stimmte. Trotzdem bereiteten diese Gedanken mir wieder Zweifel. Was, wenn ich noch nicht bereit war?

„Du Tori?", fragte ich schließlich, nachdem ich eine Weile schweigend nachgedacht hatte. „Meinst du, es ist noch zu früh, wieder zu daten? Wegen Kyle meine ich. Ich hab Angst, dass mir sowas nochmal passiert." „Auf keinen Fall!", sagte sie schnell. „Wenn du dich mit Aiden treffen willst, dann gibt es nichts, was dagegenspricht, das auch zu tun. Außerdem würde Aiden so eine Nummer nie abziehen, das passt einfach nicht zu ihm." Ich hoffte, dass sie damit recht hatte. „Na gut, danke!" „Gerne, Süße!" Sie war einfach die beste Freundin, die ich mir vorstellen konnte. Ohne sie würde ich verzweifeln. „Hab dich lieb!", sagte ich. „Ich dich auch!"

Nach dem unser Gespräch beendet war, konnte ich mich nicht mehr so wirklich auf die Linien auf dem Papier vor mir konzentrieren. Ich machte mir eine Flasche Wein auf und schob mir die eingefrorenen Reste der Lasagne von letzter Woche in den Ofen. Dann nahm ich mir ein Buch und machte es mir auf der Couch gemütlich. Ich musste mich dringend von all meinen Gedanken ablenken.

Die ganze Zeit schwirrte Aidens lächelndes Gesicht vor meinem inneren Auge herum. Ich dachte daran, wie sexy und nett er war. Er hatte mich zum Lachen gebracht und für ein paar Stunden all meine Sorgen vergessen lassen. Doch dann schob sich ein Bild von Tori und Aiden dazwischen. Wie seltsam war das bitte. Zu guter Letzt kam dann wieder Kyle dazu, der mich einfach so verließ und mir das Herz herausriss. Das war alles so verzwackt, dabei kannte ich Aiden erst seit gestern, verdammt noch mal!

Love AffairsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt