Das Klingeln meines Handys unterbrach den Redeschwall meines Dads, den ich gerade am Festnetz dran hatte. Ich warf einen Blick auf das Display und Aidens Name blinkte mir entgegen. Oh Gott!
„Ist es wichtig?", fragte mein Dad. „Du kannst ruhig rangehen." Ich hasste es, dass ich einen fast Fremden über meine Familie stellte, doch ich konnte nicht anders. Sein Anruf machte mich viel zu nervös. „Du Dad, ich ruf dich später zurück, okay? Tut mir leid!" „Alles gut, Schätzchen, mach dir keine Gedanken! Bis dann!" „Bis dann!", erwiderte ich. Blitzschnell legte ich auf und ging bei meinem Handy ran, bevor Aiden auflegen konnte.
„Hallo?" Meine Stimme klang etwas atemlos, dabei saß ich am Küchentisch. „Hier ist Aiden. Störe ich?" „Nein nein!", erwiderte ich schnell. „Ich musste nur ähm mein Handy suchen." Ich gab diese Notlüge ungern von mir, doch ich wollte nicht, dass er wusste, wie lächerlich ich mich benahm, wenn es um ihn ging. „Ach so", sagte er und lachte leise.
„Ich habe dir ein zweites Date versprochen", meinte er dann. Es freute mich schon wieder viel zu sehr, dass er es ein Date nannte. Ich sollte mich echt zusammenreißen! „Ich habe nicht so schnell mit deinem Anruf gerechnet", gab ich zu. „Warum sollte ich eine so tolle Frau wie dich warten lassen? Ich möchte dich kennenlernen, Mary, das meinte ich ernst." Atmen, Mary, atmen!
Er deutete meine Nicht-Reaktion falsch und ruderte schnell zurück. „Aber ich will dich auch nicht belästigen. Wenn es dir nicht passt, dann..." Schnell unterbrach ich ihn. „Nein! Ich möchte dich auch kennenlernen, Aiden. Ich freue mich!" Ich hörte, wie er erleichtert aufatmete. „Dann ist ja gut! Ich habe uns nämlich für morgen Abend einen Tisch reserviert." Er klang etwas verlegen und mein Puls beschleunigte sich. „Wirklich?" Diesmal konnte ich meine Aufregung nicht verbergen, denn meine Stimme klang etwas zu hoch. „Ich hoffe du hast Zeit. Wenn nicht, kann ich es natürlich auch verschieben!" „Morgen ist perfekt", sagte ich schnell. „Wo gehen wir denn hin?" Bei seiner Antwort hörte ich sein Grinsen quasi heraus. „Lass dich überraschen!"
Na toll! Überraschungen waren zwar aufregend und ich fand es süß von ihm, doch das war wirklich nicht hilfreich für meine Outfitwahl. Ich hatte versucht, Aiden zu überreden, mir wenigstens einen kleinen Hinweis zu geben, doch er war stur geblieben. Er hatte mir lediglich gesagt, dass er um 7:00 bei mir sein würde. Es war noch über 24 Stunden bis dahin, doch ich drehte jetzt schon durch. Statt mich bei meinem Vater zurückzumelden, rief ich erst mal Tori an.
„Er hat mich für morgen Abend zum Essen eingeladen!", rief ich, ohne sie zu begrüßen aus. „Hi Mary, ich wünsche dir auch einen schönen Tag", erwiderte sie ironisch. Ich war zu aufgedreht, um darauf einzugehen. „Er will mich überraschen, ich hab keine Ahnung wo wir hingehen. Was soll ich denn jetzt anziehen?" Darüber lachte sie erstmal. „Ich verstehe, das ist ein kleiner Notfall. Hat er irgendwas angedeutet?" „Nein! Er hat komplett dichtgemacht und mir nicht den winzigsten Tipp gegeben."
Kurz war es still am anderen Ende der Leitung, während Tori nachdachte. „Also als wir letzten Freitag einen Trinken waren, hat er mich in einer Limousine abgeholt und in diese total schicke Cocktailbar ausgeführt", meinte sie dann. „Nicht, dass er jemand ist, der mit seinem Geld um sich schmeißt und angibt, aber er hat durchaus Stil. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass er mit dir in ein schickes Restaurant gehen wird, vielleicht ein Italiener oder so." „Und was, wenn ich mich dementsprechend anziehe und dann gehen wir in ein Diner und ich bin komplett overdressed?" Nervös knibbelte ich an meinem Nagellack, der schon abplatzte. Ich könnte mal wieder eine Maniküre vertragen. Tori überlegte wieder, bis ihr die perfekte Lösung einfiel. „Wie wär's mit deinem schwarzen Kleid, das mit dem Rückenausschnitt? Das ist elegant und sexy, aber gleichzeitig nicht zu gewagt und schlicht. Wenn er in Jeans bei dir auftaucht, ziehst du einfach Boots dazu an oder so und wenn er einen Anzug trägt High-Heels." Kurz starrte ich sprachlos auf mein Handy. Dann quietschte ich begeistert. „Du bist ein Genie! Was würde ich nur ohne dich tun?" Sie lachte. „Ich helfe gerne. Du ich muss jetzt aber auflegen, Nate holt mich gleich ab, wir fahren doch nach Fresno." „Oh klar, sorry! Gute Fahrt, hab dich lieb!" „Danke, ich dich auch! Ciao!"
Mein Dad hatte mir gerade ein bisschen erzählt, wie es bei ihm im Restaurant lief und was er alles für neue Ideen hatte, als Aiden angerufen hatte. Es klang so, als wollte er mir noch etwas wichtiges erzählen, daher wählte ich erneut seine Nummer. „Da bist du ja wieder!", erklang Dads Stimme nach einem kurzen Moment wieder aus dem Hörer. „Tut mir leid! Jetzt bin ich wieder ganz bei dir. Wo waren wir stehen geblieben?" „Ich hatte dir gerade ein paar neue Gerichte vorgestellt, die ich mir überlegt habe." „Genau! Die Gefüllten Champignons mit scharfem Reis klangen echt super, das musst du mir unbedingt mal machen, bevor es auf die Karte kommt!" Dad lachte auf. „Du wirst bei allem meine erste Probe-Esserin sein, versprochen. Aber sage mal, ist dir irgendeine Gemeinsamkeit bei den Gerichten aufgefallen?" Ich überlegte kurz, doch mir war nichts aufgefallen, außer, dass ausnahmslos alles lecker klang. „Nein, wieso? Obwohl! Da war nirgendwo Fleisch dabei, oder?" „Richtig! Und nicht nur das, es ist sogar alles vegan, ganz ohne tierische Produkte", ergänzte er stolz. „Wirklich?", rief ich begeistert aus. Ich verzichtete schon seit Ewigkeiten auf Fleisch und versuchte auch Milch und Eiern so gut es ging aus dem Weg zu gehen, auch wenn ich da nicht so strikt war. Bei Dad im Houston gab es zwar eine Menge vegetarische Gerichte, aber auch einiges an Fleisch und Fisch.
„Jaa wirklich. Ich habe eine komplette vegane Speisekarte aufgestellt." „Wow, das ist ja klasse, Dad! Und damit willst du dann die alte ersetzen oder...?" „Nicht ganz. Im Houston bleibt alles so wie es ist." „Aber was ist dann mit deinen ganzen neuen Ideen?" Ich schnappte mir einen Kugelschreiber und begann in meinem Notizbuch herumzukritzeln. „Die bekommen ihren ganz eigenen Platz. Ich habe einen neuen Laden gekauft, Mary. Wir eröffnen ein zweites Restaurant!" „Dad!", rief ich begeistert aus. „Das ist ja super!" Sofort schwirrten mir tausend Ideen für die Inneneinrichtung im Kopf herum. „Ja! Und bevor du fragst, Süße, du bist engagiert." „Du kennst mich einfach zu gut", meinte ich lachend. „Das sind wirklich großartige Neuigkeiten. Darauf müssen wir anstoßen!" „Unbedingt! Du kannst gleich morgen Abend vorbeikommen, wenn du möchtest." Ich wollte schon zusagen, da fiel mir Aiden wieder ein. „Morgen kann ich nicht ich hab... also ich bin verabredet und davor bin ich auf der Arbeit eingespannt. Aber übermorgen könnte ich." „Dann sehen wir uns übermorgen. Ich freue mich auf dich, Schätzchen." „Ich mich auch, Dad. Bis dann!" „Ciao!"
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Love Affairs
Novela Juvenil[Achtung SPOILER zu Office Affairs!] Love Affairs die Geschichte von Mary und Aiden Dies ist die Fortsetzung zu Office Affairs, ihr könnt das Buch aber auch einzeln lesen. "Bei den beiden ging alles etwas schneller als bei mir und Nate. Sie waren e...