Kapitel 9

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„Hi Rosy!", rief ich und umarmte sie zur Begrüßung. „Hallo meine Große! Schön, dich mal wieder zu sehen. Du lässt dich hier viel zu selten blicken", beschwerte sie sich liebevoll und drückte mich kräftig an sich. Sofort fühlte ich mich geborgen. Rosanna war Familie für mich. Außerdem füllte der altbekannte Geruch nach frischem Gemüse und bunten Gewürzen die Luft der Küche des Houston. „Tut mir leid." „Ach ich weiß ja, dass du auf Arbeit immer viel zu tun hast. Na los, jetzt geh deinem Dad hallo sagen! Er ist im Büro." Sie scheuchte mich in Richtung Tür und wedelte dabei mit einem Küchenhandtuch. Lachend machte ich mich aus dem Staub.

Als ich sein Büro betrat, sprang Dad sofort von seinem Schreibtischstuhl auf und kam zu mir. „Hallo Süße, da bist du ja!" „Hi Dad!" Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Darf ich schon Glückwunsch sagen? Die Idee mit dem zweiten Restaurant ist wirklich super!" „Es ist noch viel Arbeit bis dahin, aber anstoßen können wir schon mal. Komm, ich hab mir extra ein bisschen Zeit freigeschaufelt, damit ich in Ruhe mit meinem Mädchen essen kann. Außerdem hab ich extra den hier besorgt." Er schnappte sich vom Schreibtisch eine Flasche unseres Lieblings-Rotweins und führte mich dann in den Essbereich des Restaurants. „Du bist der Beste!"

Wir setzten uns an meinen Stammtisch etwas weiter hinten, wo wir halbwegs abgeschirmt von den Gästen und in der Nähe der Küche waren. Früher hatte ich jeden Tag nach der Schule hier gegessen und Hausaufgaben gemacht. Jetzt war ich leider viel zu selten hier, wie Rosy schon gemeint hatte.

„Also dann, auf das neue Restaurant!", sagte Dad feierlich. „Und auf dich!", ergänzte ich uns stieß mit ihm an. Wir tranken beide einen Schluck, dann holte Dad sein Handy raus und zeigte mir Fotos von dem neuen Laden, den er gekauft hatte. Es war ein Rohbau und ich hatte sofort verschiedene Bilder im Kopf, wie man ihn ausbauen und gestalten könnte.

Beim Essen diskutierten wir verschiedene Ideen und uns fiel immer mehr ein. Es war echt schön mal wieder Zeit mit Dad zu verbringen! Zwar genoss ich es, alleine zu wohnen und meinen Freiraum zu haben, doch dadurch schätzte ich die Zeit mit ihm auch umso mehr.

Mich hatte das Fieber gepackt und ich überredete Dad mir gleich am nächsten Tag den Laden live zu zeigen. Ich wollte schon mal die ersten Maße nehmen, um das Projekt Restaurant-Design zu starten. Dafür versetzte ich sogar Tori und unsere Freunde, mit denen ich eigentlich an dem Abend verabredet wäre.

Den Tag danach saß ich schon an den ersten Zeichnungen, als Tori mich anrief. „Oh mein Gott Mary, ich muss dir so viel erzählen!", ertönte ihre aufgeregte Stimme, sobald ich abgehoben hatte. „Was hab ich verpasst?" „Ich war ja gestern mit Luke und Caleb im Club." „Einfach ohne mich, pfff!", unterbrach ich sie gespielt beleidigt, obwohl ich diejenige war, die abgesagt hatte. Immerhin hatten sie so die Chance nutzen können, mal wieder in den Club gehen zu können, den ich nicht so mochte, da er immer brechend voll war.

Tori ignorierte meinen Einwand und erzählte schnell weiter. Sie machte mich echt neugierig, es schien irgendwas Aufregendes passiert zu sein. „Auf jeden Fall hat Caleb irgendwo mit Caity getanzt und ich mit Luke.  Er hat ein bisschen rumgealbert und das sah wohl so aus, als würde er mich belästigen. Auf jeden Fall wurde er plötzlich geschlagen, mitten ins Gesicht." Entsetzt schlug ich mir die Hand vor den Mund. „Bitte was?! Von wem?" Da lasse ich meine Freunde einmal alleine und schon sind sie in eine Prügelei verwickelt, oder was? „Das ist es ja gerade. Es war Nate!" Wie jetzt? „Nate wie dein Boss Nate?" „Jaaa!", rief sie eindringlich. „Oh mein Gott und dann?" „Kurz zusammengefasst habe ich ihn angeschrien, er hat mir seine Gefühle gestanden, wir haben uns geküsst, sind zu ihm nach Hause, hatten Sex, haben darüber geredet und sind zusammengekommen", ratterte sie herunter. „Oh mein Gott, ich glaube, ich sterbe!", kreischte ich aufgeregt. Sie waren zusammengekommen? Victoria Sanders war in festen Händen? Das waren mal Neuigkeiten!

„Sag ihr, dass sie so laut geschrien hat, dass sogar ich das verstanden habe!", ertönte plötzlich eine männliche Stimme auf der anderen Seite der Leitung. „Oh oh, ist er etwa gerade bei dir?" Ups, peinlich. „Jap und er ist nackt." Ich konnte förmlich hören, wie meine beste Freundin diabolisch grinste. „Oh Gott Tori, das will ich gar nicht wissen! Ich lass euch lieber allein. Aber ich freue mich für dich, Süße!" Das tat ich wirklich. Ich glaubte, dass ihr eine feste Beziehung richtig guttun würde, auch wenn sie immer behauptet hatte, sie bräuchte das nicht. Tori lachte über mich. Es konnte ja nicht jeder so hemmungslos sein, wie sie... „Danke! Bis bald!" „Bis bald!", erwiderte ich und legte schnell auf. Was auch immer die beiden jetzt taten, ich wollte nicht versehentlich Zeuge davon werden.

Später rief sie mich nochmal über FaceTime an und wir quatschten in Ruhe über alles. Zuerst musste ich ihr jedes einzelne Detail über mein zweites Date mit Aiden erzählen. Ich nutzte die Chance gleich um mit ihr über das Problem mit der Einladung ins Houston und dem damit verbundenen Dad kennenlernen zu reden. Tori schaffte es aber mal wieder, mich zu beruhigen. Bei ihr klang alles immer so als wäre es keine große Sache und ich merkte, dass ich mir viel zu sehr den Kopf zerbrach.

„Ich kenne keinen Dad, der so entspannt ist wie Mike, Süße. Du gehst einfach mit Aiden dahin und stellst ihn mit seinem Namen vor, nicht als deinen Freund oder einen Kumpel, einfach als Aiden. Dein Dad wird schon nicht peinlich nachhaken und wenn doch, wird er es so lustig gestalten, dass ihr alle drüber lachen könnt." „Du hast mal wieder recht, Tori. Ich weiß nicht, warum ich immer wegen irgendwelchen Kleinigkeiten so durchdrehe." „Ich weiß, ich habe immer recht", erwiderte sie nur scherzhaft.

Danach lenkte ich das Thema zurück auf ihre Beziehung. „So so, meine beste Freundin ist jetzt also in festen Händen, ja?" „Das bin ich wohl", meinte sie und ein glückliches Lächeln erschien auf ihren Lippen. „Damit hätten wir alle ja in hundert Jahren nicht gerechnet. Obwohl eigentlich habe ich es kommen sehen." „Wir kennen uns wohl gegenseitig besser als uns selbst, was?" „Oh ja!" Wir lachten.

„Und wann lernen wir den Glücklichen mal kennen? Irgendwie fühlt es sich richtig seltsam an, seinen Bruder zu daten und schon so viel von dir über ihn gehört zu haben, fast als würde ich ihn schon kennen." „Ich denke wir machen bald ein Freundes-Treffen bei mir, da bringe ich ihn mit. Und deinen Aiden kann ich auch einladen, wenn du willst", ergänzte sie und wackelte mit den Augenbrauen. Sofort wurde ich rot. „Er ist nicht mein Aiden!" Tori lachte nur. „Ja ja" Ich blickte beleidigt drein, doch das brachte sie nur noch mehr zum Lachen.

„Mal ein ganz anderes Thema, darüber mache ich mir schon die ganze Zeit Gedanken. Ich glaube, ich muss meinen Job aufgeben", sagte sie schließlich. „Warum das?", fragte ich, doch schon im gleichen Moment fiel es mir selbst ein. „Naja ich will unsere Beziehung nicht die ganze Zeit geheim halten, aber wenn wir es öffentlich machen, wird es bestimmt viel Gerede geben von wegen ich hätte mich nur hochgeschlafen oder so. Darauf habe ich einfach keine Lust, auch wenn ich weiß, dass es nicht stimmt." „Das verstehe ich. Ich meine du solltest natürlich nichts auf die Meinung von irgendwelchen neidischen Idioten geben, aber ich glaube mir wäre das auch unangenehm. Wahrscheinlich ist es eh besser, Privates und Berufliches voneinander zu trennen. Nicht dass Nate noch denkt du bist auch zu Hause seine Assistentin", sagte ich zwinkernd. „Oh glaub mir, das wird er nicht!", erwiderte Tori lachend. „Jaa, das kann ich mir vorstellen!", meinte ich und stieg in ihr Lachen mit ein. „Auf jeden Fall werde ich mal mit Nate darüber reden. Vielleicht finden wir ja eine gute Lösung." „Das werdet ihr schon!"

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Soo, etwas verspätet kommt jetzt das neue Kapitel online. Wir sind nun an der Stelle, an der Office Affairs aufhört. Na, wer erinnert sich noch an die Szenen aus Toris Sicht?
Ich hoffe, euch hat die Überschneidung gefallen. Ab jetzt betreten wir Neuland. Seid gespannt, was noch so alles passiert!
LG Ari

Love AffairsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt