Kapitel 18

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„Geschafft!", rief Tori und ließ sich erschöpft auf die Couch fallen. „Die Kisten hochzubringen, ja, aber auspacken müssen wir sie schon noch", warf Nate ein und rieb sich den Schweiß von der Stirn. Meine beste Freundin war heute offiziell bei Nate eingezogen. Es lief echt gut bei den beiden und sie schienen es ernst zu meinen. Außerdem verbrachte Tori eh 99% ihrer Zeit hier, also warum sollte sie noch für eine unbenutzte Wohnung Miete zahlen?

„Komm, wir haben schon echt viel geschafft!", erwiderte sie. Aiden kam herein und drückte jedem von uns eine Flasche Bier in die Hand. „Das ist vielleicht ein Viertel", meinte er skeptisch. „Wir waren den ganzen Tag am Räumen!", beschwerte sich Tori. „Stimmt's, Mary?" „Stimmt. Kisten schleppen ist vielleicht anstrengender, aber das Ausräumen dauert viel länger. Wir waren schon sehr fleißig." „Also seid ihr der Meinung, ihr habt euch den Feierabend verdient?" „Oh ja!", rief Tori. „Prost!" „Auf euch!", stimmte ich zu und hob meine Flasche.

Wir stießen alle an und tranken einen Schluck. Dann ließen sich auch Aiden und Nate auf die Couch fallen und es herrschte einen Moment lang erschöpftes Schweigen. Wir waren den ganzen Tag lang beschäftigt gewesen. Erst mussten wir die ganzen Kisten bei Tori aus der Wohnung räumen und in den Laster laden, dann hier wieder aus dem Laster raus und in die Wohnung hoch. Natürlich hieß das hauptsächlich Fahrstuhl fahren, aber alleine das Stück von der Straße zum Fahrstuhl und die paar Meter vom Fahrstuhl in die Wohnung reichten schon aus. Nate hatte zwar vorgeschlagen, ein Umzugsunternehmen zu beauftragen, aber selber machen war einfach cooler. Zwischendurch waren ein paar Kumpels vorbeigekommen, um zu helfen und es gab für alle Pizza und Bier.

Tori und ich hatten nach den ersten zwei Kisten bereits genug vom Schleppen gehabt und waren dazu übergegangen sie schon mal auszuräumen. Es war gar nicht so leicht, sich in Toris Chaos zurechtzufinden und es war noch schwerer, für ihren kompletten Krempel Platz zu finden in einer Wohnung, die bereits voll eingerichtet war und benutzt wurde. Das hieß, wir mussten Nates Zeug ebenfalls komplett umräumen, um für Toris Platz zu machen. Man müsste ja meinen ein Umzug, bei dem nicht mal Möbel mitgenommen wurden, wäre einfach, doch Tori hatte wirklich verdammt viel Zeug, von dem sie sich nicht trennen wollte.

„Ist noch Pizza da?", fragte Nate schließlich. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass noch was übriggeblieben ist, oder? Ihr seid darüber hergefallen, wie eine Horde wilder Tiere...", gab ich zurück. „Ach aber so eine Pizza wäre jetzt schon toll. Ich habe Hunger", meinte auch Tori. „Wir bestellen einfach noch welche. Wer will was?", entschied Aiden kurzerhand. Sofort hellte sich Toris Blick auf. „Ich nehme eine Vier-Käse!" Wir lachten und Nate und ich sagten Aiden ebenfalls unsere Bestellung, die er kurz darauf am Telefon aufgab.

Eine halbe Stunde später saßen wir immer noch erschöpft auf der Couch, inzwischen aber jeder mit einem Pizza Karton auf dem Schoß. „Ich ziehe nie wieder um!", stellte Tori nach ein paar Bissen fest. „Das ist mir viel zu anstrengend." Ich schnaubte. „Heute war zwar ein langer Tag, aber gegen deinen letzten Umzug war das ein Klacks." Als Tori in ihre eigene Wohnung gezogen war, hatte sie darauf bestanden, dass wir alles alleine schaffen würden. Girls Power und so... Wir hatten einen ganzen Tag lang vergeblich versucht ihren Kleiderschrank aufzubauen, ehe wir die Jungs dazu geholt hatten. Nicht, dass wir nicht handwerklich begabt wären, aber das Teil hatte gefühlt eine halbe Tonne gewogen und in der Anleitung fehlte die Hälfte der Schritte. Außerdem hatten wir am Tag davor bereits das Bett, den Esstisch und die Stühle alleine aufgebaut.

„Erinnere mich nicht daran!", erwiderte Tori. „Wieso, was war bei deinem letzten Umzug?", hakte Nate prompt grinsend nach.

Wir saßen noch bis spät zusammen und schwelgten in Erinnerungen. Als ich merkte, dass es für mich Zeit war, schlafen zu gehen, stöhnte ich erschöpft auf. „Ich hab keine Lust jetzt noch nach Hause zu fahren." Die anderen hatten es gut, die wohnten schließlich alle hier. „Dann bleib doch hier!", erwiderte Tori. „Du weißt, dass du immer bei mir schlafen kannst. Das gilt auch weiterhin. Obwohl, ich weiß nicht, ob du heute Nacht hier sein willst. Nate und ich haben noch eine kleine Einweihungsparty zu feiern." Sie wackelte mit den Augenbrauen und ich boxte ihr in die Seite. „Das will ich gar nicht wissen, was ihr nachts so treibt!", rief ich aus, woraufhin die anderen lachten.

„Du kannst auch bei mir schlafen", bot Aiden an. „Ich habe immerhin zwei leerstehende Gästezimmer. „Das ist lieb", sagte ich erleichtert. Ich hatte wirklich keine Energie mehr. „Schlafsachen kannst du natürlich von mir haben", meinte Tori. „Die müssten irgendwo in diesem Koffer sein. Oder in dem da. Ach keine Ahnung!" Na super...

Wir wühlten also alle ihre Koffer durch, bis wir irgendwas gefunden hatten, worin ich schlafen konnte. Danach putzten wir noch gemeinsam Zähne und schminkten uns ab, bevor ich mit Aiden rüber ging um die Turteltauben alleine zu lassen.

„Du kannst hier schlafen, wenn du möchtest", sagte Aiden und führte mich in eins der Gästezimmer. Es war komplett ausgestattet mit Doppelbett, Schrank, einem kleinen Tisch, Fernseher und einem eigenen Bad. „Dankeschön", erwiderte ich und lächelte ihn an. „Kann ich dir noch irgendwas bringen?" „Ich glaube ich habe alles, danke." „Wenn was ist, komm einfach rüber!" „Okay" „Na dann gute Nacht" „Gute Nacht, Aiden" Wir lächelten uns kurz unschlüssig an, dann ging er aus dem Zimmer und ich schloss die Tür hinter ihm. Wie es wohl wäre, mit ihm in einem Bett zu schlafen? Ich dachte an die Nacht auf Toris Couch zurück und wurde prompt rot. Reiß dich zusammen, Mary!

Ich machte mich fertig und lag bereits im Bett, als ich bemerkte, dass mir doch etwas fehlte. Also stand ich nochmal auf und ging zu Aidens Schlafzimmer, wo ich vorsichtig klopfte. „Aiden?" Er öffnete die Tür und stand oberkörperfrei vor mir. Sofort wurde ich wieder rot. Es wurde auch nicht besser, als mir auffiel, dass ich nur ein dünnes Schlaftop trug und er mich kurz musterte. Warum hatte ich auf einmal wieder den Gedanken, dass mir Sex fehlte? Gott Mary, reiß dich zusammen! „Ich ähm... Ich habe kein Ladekabel mit. Hast du zufällig eins, das ich mir ausleihen kann?", stotterte ich und hielt zur Verdeutlichung mein Handy hoch. „Klar, warte kurz!", meinte er grinsend und verschwand in seinem Zimmer.

Zum ersten Mal hatte ich die Gelegenheit sein Schlafzimmer zu sehen. Es war vom Stil her an die restliche Wohnung angepasst und eine Wand war voller Fotos. Bevor ich mehr sehen konnte, war er bereits wieder zurück und hielt mir ein Ladekabel hin. „Hier, bitteschön" „Danke!", erwiderte ich und wurde, warum auch immer, schon wieder rot. Aiden grinste. „Kann ich sonst noch was für dich tun?" „Nein, das war jetzt wirklich alles. Gute Nacht!" „Gute Nacht, Mary!" Bevor ich noch röter werden konnte, wandte ich mich schnell ab und ging zurück ins Gästezimmer. Ich hörte Aidens Tür erst zufallen, als ich meine erreicht hatte. Halleluja.

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Uiuiui was sind denn das für Gedanken, Mary?

Habt einen schönen Start ins Wochenende!

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