Kapitel 3

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Louis

Ich lag dort in Harrys Armen und fühlte mich so wohl wie nirgends sonst. So geborgen, so vertraut, so wertgeschätzt. Ich atmete seinen Duft ein und fühlte wie ein Kribbeln in mir aufstieg. 

Ich drückte meinen Kopf näher in seine Halsbeuge. Dabei säuselte ich etwas von unserer Tour, wie sehr ich mich freute und schwärmte davon wie toll alles werden würde. Ich entspannte mich, während er auf meinem Rücken Auf und Ab strich. 

Er war so ein guter Kuschler. Komisch, dass er keine Freundin hatte. Das hatte ich nie verstanden. Dort draußen waren etliche Mädchen die ihn toll fanden, doch er sprach nie über Frauen. Nie! Und immer wenn man ihn darauf ansprach lenkte er vom Thema ab.

Ich schmiegte mich an ihn und lächelte wie ein Honigkuchen-Pferd. Ich seufzte leise in die Umarmung und da gefror mir mein Blut. Was sollte das bitte? Was tat ich hier? 

Ich fühlte mich so wohl, viel zu wohl. Meine Lippen lagen an seinem Hals, in meiner Nase sein Duft. Dann dieses rasende Herz, was in mir wie wild klopfte und das Kribbeln in meinen Fingerspitzen. 

Nein, das konnte doch nicht wahr sein. Nicht schon wieder. Bitte, Louis, du musst dich zusammenreißen. Du bist doch nicht Schwul. Du entwickelst doch keine Gefühle für deinen beste Freund. Aber was war es dann? 

Dieses Gefühl kannte ich nicht richtig. Ich konnte es nicht zuordnen. Es war ähnlich wie bei meiner früheren Freundin. Nur bei Harry war es irgendwie anders. So viel intensiver und stärker und schöner und- Um Himmels willen, Stop!

Ich musste wirklich aufhören zu denken. Was war nur falsch mit mir? Ich benahm mich wie so ein Fan-Girl die ihre Tage hat.

Ich kniff die Augen zu und hätte mich so gerne selbst geschlagen. Wie kam ich denn jetzt von ihm runter, ohne dass er bemerkte wie sehr ich es genossen hatte? 

Glücklicher Weise kam mir eine Idee. Ich kugelte mich kurzerhand von ihm runter und landete, wie geplant, mit einem dumpfen Plumps auf dem Fußboden. 

Harry fing laut an zu lachen, worauf ich einstieg. Ich setzte mich auf und irgendwann nach einiger Zeit verstummte unser Gelächter. Ich griff nach den Keksen und stopfte mir kurzerhand einen in den Mund. 

„Danke", nuschelte ich mit vollem Mund und reichte auch Harry die Kekse, der dankend einen nahm. 

„Die schind würklisch total läckar", schmatzte ich weiter und deute auf das Gebäck in meiner Hand. Er zeigte mir einen Daumen hoch, da er selber gerade einen vollen Mund hatte.

Nachdem wir alles aufgefuttert hatten erinnerte mich Harry daran, dass wir noch den Song schreiben mussten. Also griff ich nach unseren Tassen und lief in Richtung Klavir und Gitarre, die in der Ecke des Raumes standen. Harry folgte mir. 

Ich kramte in einigen Zetteln herum, auf denen Songideen standen. Und so fingen wir an Zeilen und einige Noten aufzuschreiben, aber es kam einfach nichts gutes dabei raus, was natürlich auch damit zusammenhängen könnte, dass wir statt uns richtig Mühe zu geben eher auf die Papiere kritzelten und das ganze damit endete, dass wir eine Runde Tic-Tac-Toe nach der anderen spielten.

Irgendwann ließ Harry seinen Stift fallen und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.

„Das wird doch alles nichts mehr", lachte er. 

Ich nickte und schob das vollgekritzelte Papier von mir weg. Kurz war es still zwischen uns. 

„Und jetzt?", fragte ich nach einiger Zeit. 

Er zuckte mit den Achseln, schien aber zu überlegen.

„Erzähl mir irgendetwas", grinste er schließlich und stützte das Kinn auf die Hände. Himmel, sah das süß aus.

„Was soll ich dir denn erzählen? Du weißt doch schon alles", meinte ich irgendwie verlegen und konnte mir selbst nicht erklären warum ich es plötzlich war. Ich wandte den Blick ab und starrte auf meine Finger. 

„Ach komm schon Lou. Irgendwas gibt es bestimmt das ich nicht weiß", meinte Harry ruhig. 

Ich blickte zu ihm auf und schüttelte den Kopf. Harry wusste wirklich alles über mich. Alles über meine Familie, mein Leben, meine Freunde, meine Freizeit. Aber war das erstaunlich? Wir lebten schließlich zusammen und ich hatte nunmal keine dunklen Geheimnisse. Oder?!

Naja bis auf das ich in letzter Zeit diese merkwürdigen Gefühle für ihn hatte. Aber das konnte ich ihm ja wohl schlecht erzählen. 

Harry rümpfte die Nase und lachte dann. „Gut, dann müssen wir uns jetzt eben anschweigen", funkelte er mich an. 

Ich kicherte, aber er schien es tatsächlich ernst zu meinen, denn er hatte den Mund geschlossen und starrte mich einfach nur an. Er musterte mein Gesicht. 

Ich schaffte es nicht den Blickkontakt zu halten und schaute kurz weg, doch ich wollte ihn wieder anschauen. Also schwieg ich genauso wie er und schaute zurück zu ihm. 

Stumm blickten wir uns an. Mein Blick wanderte an seiner Jawline entlang und zu seinen Haaren, über seine Stirn und die Augenbrauen zu den Augen, über die Nase zum Mund und wieder zurück zu den Augen. 

Wieder zu seinen Lippen und dann zu seinen Augen. Diese Smaragde und wieder zu den Lippen. Augen, Lippen. Augen, Lippen. Augen, Lippen.

Ich hatte das Gefühl, dass mein Körper sich irgendwie ein Stück zu ihm vorbeugte. Lippen, Augen. Wieder zurück zu den Lippen und zu den Augen. 

Der Schlüssel in unserer Haustür und ein schreien von Liam ließ mich zurückweichen. 

„Wir sind zurück Larry", rief er durchs Haus. 

„Wo seit ihr Jungs?", schrie Niall hinterher. 

Ich hatte den Blick von Harry gerissen und war aufgesprungen. Bloß weg von ihm. Um Himmels willen, ich war kurz davor gewesen mich zu ihm zu beugen und ihn zu küssen. Ich hätte beinahe meinen BESTEN FREUND geküsst.


Larry Stylinson - More Than FriendsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt