Kapitel 5

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Harry

Als Louis und ich dort saßen kam er mir irgendwie immer näher und so wie er auf meine Lippen gestarrt hatte, dachte ich wirklich, dass er mich küssen würde. Aber das war natürlich nur Einbildung. 

Und ich dummer Idiot mache mir unnötige Hoffnung. Die Erkenntnis, dass er mich niemals küssen wollen würde hatte irgendetwas in mir ganz schön zerschmettern lassen. Dieser Junge machte mich wirklich fertig.

Es war alles gut gewesen. Wir hatten einen tollen Tag und ich musste mal wieder alles zerstören.

Es tat mir leid, dass ich ihn angeschrien hatte. Er konnte ja auch nichts dafür, dass ich mich verdammt nochmal in ihn verliebt hatte. 

Es war nicht richtig gewesen ihn so fortzuschicken, aber was hätte ich denn tun sollen? Ist es nicht verständlich, dass man die Person wegen der man weint nicht unbedingt als Tröster bei sich haben möchte? Trotzdem war es nicht richtig von mir ihn auf diese Weise wegzuschicken.  Doch es tat einfach so sehr weh. 

Ich hatte mittlerweile aufgehört zu weinen und starrte einfach nur aus dem Fenster. Es regnete dort draußen. Wie lange Bindfäden fiel das Wasser zu Boden und gab dabei plätschernde Geräusche von sich. 

Das Klopfen an der Tür riss mich aus den Gedanken. Nicht schon wieder, dachte ich. Ich dachte, das Louis wieder gekommen war. 

„Louis was verstehst du an: Geh weg! nicht?", schrie ich Zayn an, der plötzlich in meinem Zimmer stand. Erschrocken hob er die Hände. 

„Wow, wow, wow, beruhig dich mal Harry. Ich bins doch nur", sagte er verwirrt.

 Ich atmete tief durch. 

„Sorry, ich wollte nicht schreien", nuschelte ich und blicke zurück zum Fenster. 

Zayn schloss die Tür und kam dann zu mir. Er setzte sich neben mich und wir schauten eine Weile einfach dem Regen zu, ohne ein Wort zu wechseln. 

„Was ist denn passiert Harry? Warum bist du so sauer auf Louis?", brach er irgendwann die Stille.

Ich hatte keine richtige Antwort darauf, weshalb ich schwieg. 

„Also gibt es keinen richtigen Grund?!", stellte er fest. 

„Ach Harry, lass doch nicht deine Launen an ihm aus. Er denkt er wäre der furchtbarste Mensch auf Erden, weil du ihn so angeschrien hast. Du kennst ihn doch", sagte er. 

Ich raufte mir die Haare. 

„Ich bin nicht launisch", zickte ich ihn an. 

„Was ist es denn dann?", fragte er. 

Ich winkte nur ab, doch er ließ nicht locker. „Warum hast du ihn denn so angeschrien? Und viel wichtiger: Warum weinst du?" 

Nun war ich schon wieder fast am heulen. „Lass mich in Ruhe Zee. Du hilfst mir nicht weiter", meckerte ich mit letzter Kraft. 

„Dann sag mir wie ich dir helfen kann. Erzähl mir doch bitte was los ist", meinte Zayn und legte einen Arm um mich.

Und ab diesem Punkt konnte ich nicht mehr. Ich brach erneut in Tränen aus. Ganz laut schluchzte ich auf und wurde sofort an ihn gezogen. Er hielt mich fest in seinen Armen und strich über meinen Kopf. 

„Alles wird gut Harry", flüsterte er. „Du kannst mit mir reden."

„Wirst du es für dich behalten?", schluchzte ich. 

Er nickte ganz heftig. „Natürlich! Ich schweige wie ein Grab." 

Ich weinte nur noch mehr. Zum ersten Mal würde ich jemandem davon erzählen. 

„Es ist alles so schwierig für mich", weinte ich. 

„Was ist schwierig?" Auf seinem Shirt war bereits ein großer Fleck meiner Tränen, den er völlig selbstverständlich hinnahm. 

„Es ist so schwierig in seiner Nähe zu sein", versuchte ich zu erklären, doch Zayn verstand nicht. 

„E-Er fü-ühlt nicht so wie ich. Für ihn bin ich doch nur ein Freund. Nur ein einfacher, beschissener Kumpel." 

Zayn stutzte kurz, sammelte sich aber wieder. „Und was ist er für dich?", fragte er vorsichtig. 

Eine weitere Welle an Tränen überrannte mich. „Ich weiß es nicht. Ich meine, ich mag ihn. Sehr. Ein bisschen zu sehr", wimmerte ich und krallte mich in sein Shirt. Ich suchte halt und hatte riesige Angst, dass er mich nun hassen würde und mich ekelig finden würde. 

„Bist du in Louis verliebt?", kam es sehr direkt von ihm. Mein lauter Aufschluchzer war ihm Antwort genug und er zog mich enger an sich. 

„Oh mein Gott, Harry. Wie lange schon?" Ich zuckte mit den Schultern. „Lange", flüsterte ich. 

„Findest du das schlimm?", fragte ich unsicher, drückte mich ein Stück von ihm weg und wischte meine Tränen von den Augen.

Er starrte mich ungläubig an und schüttelte heftig den Kopf. „Nein! Nein, natürlich nicht!", sagte er sofort. „Aber jetzt kann ich alles viel besser verstehen."

In seinem Kopf schien plötzlich alles einen Sinn zu ergeben. So sah er zumindest aus. „Jeder Song den du geschrieben hast. Die ganze Conspiracy von den Fans. Es ist alles echt. Jeder Blick von dir. Sie hatten recht. Und ich habe es nicht gesehen, obwohl es genau vor meinen Augen war. Ich dachte die Fans sind verrückt", lachte er immer noch ungläubig. 

„Das ist nicht witzig Malik", ermahnte ich ihn und verpasste ihm einen knuff in die Seite. 

„Nein, aber es ist süß", meinte er. Ich runzelte die Stirn. Süß? War das sein ernst? 

„Ihr würdet toll zusammen passen", erklärte er sich. 

Ich zog die Brauen hoch und für einen winzigen Moment zauberte er mir damit ein Lächeln auf die Lippen, was jedoch sofort wieder verschwand, als ich realisierte, dass es niemals dazu kommen würde.

„Das wird nur leider niemals passieren, weil er sowas von Hetero ist", sprach ich meinen Gedanken aus. 

Zayn blickte zu Boden und knetete seine Hände. Es schien ihm nichts einzufallen, wie er mir helfen konnte, denn er wusste das ich recht hatte. 

„Es wird alles gut werden. Egal wie, aber das wird es. Da bin ich mir sicher", versuchte er mich aufzumuntern. 

Ich klopfte dankend auf seine Schulter. „Ist schon gut. Geh du nach Louis schauen und sag ihm, dass er nichts dafür kann, dass ich ihn so angeschrien habe", meinte ich. 

Zayn nickte und stand auf. Vor der Tür drehte er sich nochmal um. „Danke, dass du es mir erzählt hast. Ich bin immer für dich da", sagte er. Ich nickte matt und er verließ den Raum. 

Irgendwie fühlte ich mich erleichtert. Zayn fand das alles überhaupt nicht schlimm und ich wusste, dass er dicht halten würde. Mein Gefühlschaos konnte er jedoch auch nicht beseitigen.

Larry Stylinson - More Than FriendsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt