Alec fuhr sich mit der Kuppe seines Zeigefingers über seine Unterlippe, malte die Wege nach, die Magnus Lippen genommen hatten. Drei Tage waren seit ihrem Kuss vergangen. Drei Tage, in denen Alec an nichts anderes denken konnte, als die warmen und weichen Lippen von Magnus auf den seinen. Wie sie sanft und neugierig über seinen Mund gestrichen waren, als wäre er etwas Kostbares, das man langsam und bedacht genießen müsste. Wie sie an ihm geknabbert hatten, bis Alec dachte, er würde zu einer Pfütze zerfließen und sich mit dem eisigen Regenwasser auf dem Boden vermischen, das sie dort hinterlassen hatten.
Alec schloss die Augen. Noch immer spürte er das aufregende Kribbeln, das der Kuss auf seiner Haut hinterlassen hatte. Noch immer hörte er das Echo seines pochenden Herzens, wie es schnell und kräftig gegen seine Brust hämmerte und noch immer fühlte er die alles konsumierende Hitze, die Magnus ihn ihm ausgelöst hatte, während ihre Zungen sich in einem sinnlichen Tanz miteinander vereinten hatten.
Mehr als einmal hatte Alec sich in den letzten Wochen vorgestellt, wie es wohl sein würde Magnus Bane zu küssen. Wie seine Lippen wohl schmecken und wie sie sich auf den seinen anfühlen würden. Alec hatte geahnt, dass es wie ein Sturm über ihn hereinbrechen würde, doch keine seiner Vorstellungen kam der Wirklichkeit nahe. Es war so viel besser gewesen. Hundertmal besser gewesen. Nein, sogar siebzehn tausendmal...
Nie hätte Alec damit gerechnet, dass ein Kuss sich anfühlen könnte, als würde man nach einer schier endlos langen Suche endlich nach Hause kommen. Nie hätte er geglaubt, dass die Berührung von Magnus Lippen seine Welt derart auf den Kopf stellen und ihn mit wachsender Neugier nach dem, was noch kommen mag, zurücklassen würde. Und Alec war neugierig, mehr denn je. Er lechzte danach die unglaubliche Süße erneut kosten zu dürfen, die Magnus Mund beherbergte. Er wollte herausfinden, wie es sich anfühlte mehr als nur einen Kuss miteinander zu teilen. Wollte die Freuden ernten, die sie sich gegenseitig schenken konnten. Er wollte schlicht und einfach mehr. Alec wollte Magnus. Ganz und gar.
Tja, wenn es doch alles nur so einfach wäre. Wenn da nicht der Umstand seiner Unerfahrenheit, seiner Jungfräulichkeit über seinem Kopf schweben würde. Wenn Alec bloß den Mut aufbringen könnte, es Magnus zu erzählen. Es ihm deutlich machen, was er sich erträumte und wünschte. Und ganz wichtig: Wenn er bloß wüsste, was Magnus wirklich von ihm wollte, was der Kuss für ihn bedeute.
Wenn, wenn, wenn...
Alec fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht und stieß einen verzweifelten Laut aus. So sehr er auch versuchte den Rat seiner Schwester zu befolgen und nicht allzu viel darüber nachzudenken, war es für ihn nicht so einfach alte Gewohnheiten einfach abzulegen. Egal wie sehr er es auch wollte. Denn je mehr er versuchte den Strom von Gedanken in seinem Kopf zu stoppen, umso mehr fielen sie über ihn herein, wie kleine Parasiten, die sich unaufhörlich vermehrten.
Würde Magnus ihn wirklich noch attraktiv und interessant finden, sobald er wusste, dass er noch nie mit jemandem geschlafen hatte? Würde er die Geduld aufbringen können und einen Schritt nach dem anderen gehen bis Alec auch wirklich bereit war den letzten zu tun? Oder würde Magnus sofort alle Bemühungen einstellen und ihn fallen lassen, wie eine heiße Kartoffel? Er hatte nämlich langsam tatsächlich den Verdacht, dass Magnus nicht auf der Suche nach etwas Tieferem war...
Alec stöhnte frustriert auf und rollte sich auf den Bauch, vergrub sein Gesicht in sein Kopfkissen. Manchmal wünschte sich Alec nichts sehnlicher, als seinen Geschwistern ähnlicher zu sein. Hätte er bloß die einfache Direktheit von Jace und das gesunde Selbstbewusstsein von Izzy, dann könnte er einfach auf Magnus zugehen und ihm sagen, was er wollte. Dann würde er nicht ständig über seine eigenen Worte stolpern oder sich wünschen aus purer Verlegenheit im Boden zu versinken, wenn Magnus mit ihm flirtete. Dann wäre alles so viel einfacher... Es hatte schon all seinen Mut gebraucht, um überhaupt den ersten Schritt zu machen. Wie sollte er da den nächsten gehen?
DU LIEST GERADE
Boylesque (🇩🇪)
FanficAlec zieht nach dem Coming out seinen Eltern gegenüber nach New York, um endlich ein eigenes Leben zu beginnen. Um die Miete seines neues Apartment bezahlen zu können fängt er als Barkeeper in einem Burlesque Club an. Er findet dort neue Freunde...