Boylesque (🇩🇪)

Kann Liebe gebrochene Herzen heilen?

Alec lauschte dem ruhigen und gleichmäßigen Atem von Magnus. Er war erleichtert, dass der Tänzer ein wenig Schlaf finden konnte. Fast eine Stunde hatte Magnus geweint und mehr als einmal war Alec's Herz bei den leisen und gequälten Schluchzern gebrochen.

Was hatte Magnus nur erlebt? Was hatte Camille getan, dass er so litt? Was war nur passiert, das ihn so zusammenbrechen ließ?

Immer wieder stellte Alec sich diese Fragen und versuchte sie mit den wenigen Hinweisen, die er durch Magnus Verhalten in den letzten Wochen erhalten hatte, zu beantworten. Alec hatte eine Ahnung und er hoffte, dass er mit seiner Vermutung falsch lag.

Vorsichtig schob Alec Magnus Kopf ein wenig höher auf seine Schulter. Sein Arm war inzwischen taub und auch in seinen Fingern hatte er kein richtiges Gefühl mehr. Doch er wollte Magnus nicht zu sehr bewegen und ihn dadurch womöglich wecken. Magnus brauchte den Schlaf. Dringend. Er war so erschöpft gewesen, dass er kaum noch Kraft gehabt hatte, alleine in sein Bett zu gehen.

Alec hatte sich zu ihm gelegt und ihn dort weiter in den Armen gehalten. Es hatte lange gedauert, bis Magnus sich so weit beruhigt hatte, dass er nicht mehr am ganzen Körper gezittert hatte. Alec hatte ihn fest und sicher gegen seine Brust gedrückt und die ganze Zeit leise beruhigende Worte in seine Haare gemurmelt, bis Magnus schließlich eingeschlafen war.

Alec blickte auf den schlafenden Mann in seinen Armen. Sein Gesicht war immer noch leicht gerötet und gequollen und es würde auch noch eine Weile vergehen, bis die Spuren der Tränen wieder verschwanden.

Er drückte Magnus einen Kuss ins Haar und schloss die Augen. Auch an ihm war der Vormittag nicht spurlos vorbeigegangen und er spürte immer mehr die Erschöpfung, die sich in seinen Knochen festgesetzt hatte. Es würde sicherlich nichts dagegen sprechen, selbst ein wenig zu schlafen. Das bevorstehende Gespräch zwischen ihnen wird kein leichtes werden und Alec wollte ebenfalls noch ein wenig Kraft tanken. So gab er sich der Müdigkeit hin und schlief ein, während er weiterhin der gleichmäßigen Atmung von Magnus lauschte.

***

Alec öffnete die Augen. Es dauerte einen Moment, bis er realisierte, dass Magnus nicht mehr in seinen Armen lag. Stattdessen saß der Tänzer mit angezogenen Beinen neben ihm auf dem Bett, die Arme um die Knie geschlungen und schaute aus dem Fenster.

Es war inzwischen dunkel geworden und nur schwach drang das Licht der Stadt durch das Fenster in das Schlafzimmer. Sie mussten mehrere Stunden geschlafen haben.

Alec rieb sich mit einer Hand über das Gesicht und setzte sich ebenfalls auf. Magnus drehte sich zu ihm. Der Anflug eines Lächelns saß auf seinen Lippen, doch in seinen Augen wirbelte immer noch der Schmerz und die Traurigkeit der Vergangenheit sowie der letzten Stunden.

"Hey", sagte Alec leise. "Bist du schon lange wach?"

Magnus schüttelte den Kopf.

"Nur wenige Minuten", antwortete er. Seine Stimme klang rau und belegt.

"Wie geht es-."

"Es tut mir leid", fuhr Magnus dazwischen und unterbrach ihn. "Ich hätte dich niemals bitten sollen, zu gehen. Camille und ich sind schon seit Monaten nicht mehr zusammen und es hat nie eine Verlobung gegeben."

Die Worte sprudelten aus Magnus heraus und Alec spürte deutlich die Anspannung und Furcht dahinter. Er streckte eine Hand aus und fuhr mit seinen Fingern in einer beruhigenden Geste über Magnus Wange. Der Tänzer lehnte sich augenblicklich in die Berührung. Ein leises, kaum hörbares Seufzen entwich ihm.

"Und mir tut es leid, dass ich ihren Worten mehr Glauben geschenkt habe, als den deinen. Das hätte ich niemals tun sollen."

Alec sah, wie Magnus langsam schluckte. Dann nickte er und Alec war erleichtert, dass sie diese Situation so leicht aus dem Weg hatten räumen können. Doch wo standen sie jetzt? Er war sich nicht sicher, ob sie zu dem Punkt zurückkehren konnten, an dem sie gewesen waren, bevor Camille aufgetaucht war.