Die bodenlangen Vorhänge verdeckten Magnus Schlafzimmerfenster nur zum Teil und ermöglichten Alec so einen Blick hinaus in den späten Morgen. Dicke Schneeflocken fielen leise vom Himmel herab und dämpften die Geräusche der Stadt. Umso lauter hörte er das Pochen von Magnus Herzen direkt unter seinem Ohr. Es war ein regelmäßiges Wummern, das Alec einlullte und ihn schläfrig machte.
Er schloss die Augen und genoss den friedlichen Augenblick. Selbst in seinem Kopf war es still. Es gab keine Gedanken, die sich wie sonst gegenseitig jagten. Er existierte. Einfach so. Im Hier und Jetzt.
Ohne die Augen zu öffnen, drückte er seine Lippen gegen die geschmeidige und warme Haut unter seinem Gesicht; direkt über Magnus Herz. Als Antwort auf seine Geste strichen elegante Finger durch seine Haare. Alec gab einen zufriedenen Laut von sich, dass sich fast wie ein Schnurren anhörte, woraufhin ein leises Lachen in Magnus Brust vibrierte, das er mehr spüren als hören konnte. Alec lächelte zufrieden in sich hinein.
Die Zeit floss dahin und keiner von ihnen hegte den Wunsch, diesen angenehmen Augenblick zu beenden. Alec wusste nicht, ob er zwischendurch wieder eingeschlafen war, doch als er das nächste Mal seine Augen öffnete, hatte es aufgehört zu schneien und die Sonne brach durch vereinzelte Risse in der grauen Wolkendecke.
Es war bereits die dritte Nacht in Folge, die Magnus ihm erlaubt hatte, bei ihm zu schlafen. Mit jedem Aufwachen in Magnus Bett fühlte es sich für Alec mehr nach einer echten Beziehung an und er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Hinzu kam, dass seine Gefühle für Magnus kontinuierlich wuchsen und der Wunsch, diese offen zu zeigen, sich immer weiter in den Vordergrund drängte.
Dennoch hielt Alec sich zurück und sprach das Thema nicht an. Ja, er wusste, dass er in diesem Moment feige reagierte, doch er wollte das mit Magnus nicht verlieren. Dafür genoss er es zu sehr.
Allzu lange würde er seine Gefühle jedoch nicht mehr verborgen halten können. Sie nisteten sich immer tiefer in Alecs Herz ein und sollte Magnus sich entscheiden, ihr Arrangement plötzlich zu beenden, dann wusste Alec bereits, dass sein Herz nicht ohne schmerzende Wunden davonkommen würde.
Ein Finger tippte gegen seine Stirn und holte ihn aus seinen Grübeleien.
"Worüber denkst du nach, Alexander?"
Alec blinzelte und schob seine Gedanken über sich und Magnus zur Seite. Er räusperte sich und suchte er nach einem anderen Thema, mit dem er Magnus Frage beantworten konnte. Ein Bild von Magnus in einer der Shows schoss ihm durch den Kopf.
"Warum tanzt du nur am Samstag?", fragte Alec und drehte sein Gesicht nach oben, sodass er zu Magnus hinaufblicken konnte.
Eine von Magnus Augenbrauen wanderte nach oben. Eindeutig ein Zeichen, dass er mit dieser Frage nicht gerechnet hatte.
"Mir fehlt schlichtweg die Zeit, um jeden Abend auf der Bühne zu stehen", antwortete er nach einem Moment des Schweigens. "Den Club zu leiten, kostet viel Zeit und Kraft."
Magnus sprach ganz nüchtern über das Thema, als würde es ihm nichts ausmachen, nur einmal die Woche die Gelegenheit zu haben, vor Publikum zu tanzen. Alec entging jedoch der versteckte Unterton nicht, der verdeutlichte, dass Magnus nicht die ganze Wahrheit sagte. Er hievte sich auf seinen Ellenbogen.
"Fehlt es dir? Das tägliche Tanzen?", fragte er daher.
Magnus Augen wanderten für einen Bruchteil einer Sekunde zum Fenster, bevor er wieder zu ihm schaute.
"Manchmal", antworte er zögerlich.
Alec legte seinen Kopf zur Seite und blickte weiterhin hinauf zu Magnus, ohne ein Wort zu sagen. Wieder war er sich sicher, dass er ihm nicht seine wahren Gefühle mitteilte.
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Boylesque (🇩🇪)
FanficAlec zieht nach dem Coming out seinen Eltern gegenüber nach New York, um endlich ein eigenes Leben zu beginnen. Um die Miete seines neues Apartment bezahlen zu können fängt er als Barkeeper in einem Burlesque Club an. Er findet dort neue Freunde...