Boylesque (🇩🇪)

Verloren in der Hitze der Lust - Teil 1

Die Menschen um ihn herum bewegten sich zu den Rhythmen der lateinamerikanischen Musik, als hätten sie nie etwas anderes getan. Gekonnt schwangen sie ihre Hüften hin und her oder wirbelten um ihre eigene Achse, sodass Alec förmlich schwindelig davon wurde. Sie verschwommen zu einem Kollektiv und fast wirkte es, als ob eine aus Menschen bestehende Welle über die Tanzfläche schwappte.

Zielstrebig zog Magnus ihn in die Menge hinein und Alec hatte das Gefühl, er würde durch einen lebendig gewordenen Lavastrom waten. Jeder einzelne Tänzer um ihn herum strahlte eine solche Hitze aus, dass sie wirkten wie menschliche Hochöfen. Schweißperlen sammelten sich zwischen seinen Schulterblättern und sorgten dafür, dass sein azurblaues T-Shirt wie eine zweite Haut an ihm klebte.

Was hatte er sich nur dabei gedacht? Wie sollte er bloß mit dem Können der anderen Besucher des Clubs und besonders dem von Magnus mithalten? Warum hatte er nur zugestimmt mit ihm zu tanzen? Er würde sich derart blamieren. Jeder aus dem Club würde über ihn lachen. Er würde so dämlich aussehen. Oder noch besser... Er würde über seine eigenen Füße stolpern und sich vor Magnus direkt auf die Nase legen. Nicht umsonst machte er immer einen großen Bogen um jegliche Flächen, die groß genug waren, dass man darauf tanzen konnte.

Unruhig huschte Alecs Blick über die Köpfe der Menschen. Er war sich sicher, dass er bereits das Weite gesucht hätte, würde Magnus sein Handgelenk nicht fest umklammert halten. Diese Berührung war wie ein Anker, der ihn hinderte, gänzlich der nervösen Panik zu verfallen, die mit jeder Sekunde in ihm wuchs.

"Was kann ich tun damit du dich wenigstens ein bisschen entspannst?", raunte Magnus ihm plötzlich unerwartet ins Ohr. Alec blinzelte perplex und schaute hinab zu seinem Boss, der nun wenige Zentimeter vor ihm stand. Wann war er plötzlich so nahegekommen?

Erst dann erkannte er, dass Magnus sie zu einem Platz ziemlich direkt in der Mitte der Tanzfläche geführt hatte. Er bot gerade genug Platz für sie beide. Die Lautstärke der Musik hatte ein neues Level erreicht und wummerte über ihre Köpfe hinweg, wodurch die Luft förmlich zum Schwingen gebracht wurde. Dadurch, dass Magnus ihm jedoch so nahe war, hatte Alec keine großen Probleme ihn zu verstehen.

"Ich...", fing Alec an, doch seine Worte verloren sich in dem Umstand, dass Magnus warmer Atem über seinen Hals strich. Uhmm... Alec räusperte sich, versuchte so den plötzlichen Kloß in seiner Kehle zu vertreiben.

"Ich...", setzte er erneut an, doch dann landete sein Blick auf Magnus vollen, pinken Lippen und ein weiteres Mal vergaß Alec, was er sagen wollte. Wie gerne hätte er jetzt von ihnen gekostet. Ob der Lipgloss, den Magnus aufgetragen hatte, nach etwas schmeckte? Vielleicht nach Himbeere oder Kirsche?

Seine Augen blieben an einer Stelle haften, an der Magnus Lipgloss leicht verschmiert war. Wie gebannt starrte er auf die kleine Unregelmäßigkeit. Dann, ohne es zunächst zu merken, hob er seine Hand und wischte den verschmierten Gloss fort. Mit dem Daumen fuhr er die Kontur von Magnus Mund entlang und entfernte die glitzernde, leicht klebrige Masse. Es dauerte einen Moment bis er realisierte, was er da gerade getan hatte.

Hastig zog er seine Hand fort und trat unwillkürlich einen Schritt zurück. Dann noch einen bis er gegen jemanden hinter sich stieß. Magnus folgte ihm und ein irritierter, leicht besorgter Ausdruck überschattete nun die erwartungsvolle Begierde, die Magnus Gesicht vor wenigen Augenblicken noch beherrscht hatte.

"Alexander, ist alles..."

"Küss mich!", unterbrach er Magnus und beantwortete schließlich dessen Frage.

Magnus reagierte nicht sofort und fast glaubte er, dass die laute Musik seine Worte verschluckt hatte. Doch dann breitete sich ein Grinsen über das Gesicht des Burlesque Tänzers aus und Alecs Herz machte einen aufgeregten Satz.