Auf einen Neuanfang ...

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Alec fuhr sich mit einer Hand über die Stirn. Es war eine Geste, von der Magnus in den letzten Wochen gelernt hatte, dass Alec es immer tat, wenn er nervös war. Magnus sah deutlich, dass er etwas sagen wollte und bedeutete ihm mit einer auffordernden Handbewegung seine Gedanken auszusprechen.

"Du möchtest nur Sex, richtig?", fragte Alec vorsichtig nach einem weiteren Moment des Zögerns. Ein Hauch von Rosa zeichnete sich auf seinen Wangen ab. Oh ... Mit dieser Frage hatte Magnus nun nicht gerechnet.

Er nickte langsam. Schließlich wollte er ehrlich sein.

"Ja," gestand Magnus. Doch kaum hatte er seine Antwort ausgesprochen, spürte er ein Ziehen in seinem Magen. Es fühlte sich beinahe so an, als würde er nicht die ganze Wahrheit aussprechen. Magnus runzelte die Stirn. War eine rein körperliche Beziehung wirklich das Einzige, das er von Alec wollte?

"Ich verstehe", sagte Alec. Er räusperte sich und blickte zu Boden. "Ich möchte es auch. Ich meine ... ähm ... Ich möchte Sex mit dir."

Magnus konnte die Nervosität, die Alec ausstrahlte, fast förmlich greifen. Bevor er jedoch etwas erwidern konnte, hob Alec seine Augen und ihre Blicke trafen sich. Ein eindeutiges Aber lag in ihnen und Magnus schluckte seine Worte hinunter, gab Alec somit die Chance weiter zu sprechen.

"Doch Sex alleine reicht mir nicht. Ich möchte mehr. Ich möchte dich näher kennenlernen, und nicht nur als Arbeitskollegen oder momentanen Mitbewohner."

"Ich glaube, über diesen Schritt sind wir bereits hinaus." Magnus zwinkerte Alec zu, um die Stimmung ein wenig zu entspannen.

"Ich meine nicht nur körperlich." Alec fuhr sich mit einer Hand durch seine Haare und sorgte dafür, dass sie sich zu einem noch wilderen Durcheinander formten. "Ich möchte romantische Dates mit dir erleben. Mit dir ins Kino gehen oder gemütlich auf dem Sofa kuscheln und irgendwelche langweiligen Filme schauen. Ich möchte händchenhaltend mit dir durch den Central Park spazieren oder mich bis tief in die Nacht mit dir über alles Mögliche unterhalten. Ich möchte wissen, was dein Lieblingstee ist oder welche Nagellackfarbe du am liebsten trägst. Ich ... ." Alec verstummte, anscheinend peinlich berührt von seinem Anspruch an Worten und Emotionen.

Magnus hingegen fühlte sich, als würde jedes Wort von Alec ihm die Kehle zuschnüren. Das Gefühl raubte ihm beinahe die Luft zum Atmen. Er krallte seine Finger in die Armlehnen des Sessels, um zu verhindern, dass er aufsprang und davonlief. Er hatte es nicht direkt gewusst, dass Alec etwas Ernstes wollte, aber es tief in seinem Inneren geahnt. Alleine bei dem Gedanken daran beschleunigte sich sein Herzschlag und fing an wild gegen seinen Brustkorb zu trommeln.

"Alexander, ich weiß nicht, ob ich das kann", gab Magnus ehrlich zu. Er hatte Mühe, seine Stimme kontrolliert und entspannt klingen zu lassen. Seine Hand wanderte zu seinem Ohr, das an diesem Morgen jedoch schmucklos war.

Alecs hoffnungsvoller Blick bröckelte von seinem Gesicht und ließ nichts als Ernüchterung und Niedergeschlagenheit zurück. Es brach Magnus beinahe das Herz, ihn so zu sehen.

"Für mehr als einen schnellen Fick reiche ich dir wohl nicht, was?", fragte Alec bitter und die Worte fühlten sie wie kleine, tausende Nadelstiche an, die sich in Magnus Herzen bohrten. Er versuchte, die aufflammende Wut herunterzuschlucken, wusste er schließlich, dass es reine Enttäuschung war, die Alec so etwas sagen ließ.

"Verzeih, das war unangebracht", entschuldigte sich Alec sofort und Magnus nickte zur Antwort, nahm die Entschuldigung wortlos an.

"Kannst du mir wenigstens sagen, warum", sprach Alec weiter bevor Magnus überhaupt die Chance bekam seine Gedanken zu ordnen. "Bin ich nicht gut genug für dich?"

Boylesque (🇩🇪)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt