Ein gleicher Schmerz (modern)

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Hicks und Astrid kennen sich noch nicht.

Astrids Sicht:

Einen Monat war es jetzt her, dass mein Vater gestorben war. Ein Monat, und doch fühlte es sich an, wie als wäre es gestern gewesen. Lustlos schaute ich auf meine Hausaufgaben, doch weil ich nicht weiter kam, klappte ich das Buch einfach zu und legte mich säuftzend in mein Bett. Es schwirrten mir einfach zu viele Gedanken im Kopf herum, als dass ich mich auf Schule konzentrieren hätte könnte. Ich erinnerte mich gerne an früher, wo mein Vater immer mit mir ausgeritten war, denn auf unserem Hof gab es ja genug Pferde. Ich liebte es immer im Galopp durch die Felder zu stürmen und dabei dieses Gefühl von Freiheit zu spüren. Manchmal machten wir dann ein Wettreiten, aber meistens gewann er. Umso stolzer war ich immer, als ich als erste das Ziel erreichte. Tatsächlich zauberten mir diese Errinnerungen ein kleines Lächeln ins Gesicht, dass allerdings schnell wieder verschwand, denn diese Zeiten waren vorbei. Seit dem Tod meines Vaters traute sich meine Mutter kaum aus ihrem Schlafzimmer, und wenn doch, dann nur um was zu essen oder um Gäste willkommen zu heißen, die auf unserem Hof ein Wochenende gebucht hatten. Da wir sonst zu wenig Geld hätten, mussten wir uns etwas überlegen, und unsere Wahl traf auf buchbare Wochenenden auf dem Hof. Natürlich mit Verpflegung, Reiten, übernachten und so. Da sich aber meine Mutter, wie gesagt, kaum mehr blicken ließ, musste ich im Moment, fast den ganzen Hof alleine managen. Das war eigentlich das letzte was ich wollte, doch was blieb mir anderes übrig? Ohne Gäste, kein Geld. Das schlimmste an ihnen war aber, dass ein Großteil von ihnen verwöhnte Städter waren, die wahrscheinlich zum ersten Mal in ihrem Leben ein Pferd sahen. Das erschwerte das Reiten natürlich erheblich, weil man es ihnen vorher noch beibringen musste. Als ich auf die Uhr schaute war es schon fast Sieben, weshalb ich mich aufrappelte und meine Haare in Ordnung brachte, denn jetzt sollten gleich die nächsten Gäste eintreffen. Da unser Gästehaus aber schon voll war, mussten diese in unserem Haus wohnen, was mir sehr missfiel, doch jetzt konnte ich nichts mehr daran ändern. Meine Mutter hatte das nur zugelassen, weil das irgendwelche entfernten Freunde meines Vaters waren. Hieß für mich, dass ich wahrscheinlich wieder mit ihm konfrontiert würde. Das Leben schien mich im Moment einfach nicht zu mögen. Schnell huschte ich die Treppe runter, als ich aus dem Fenster ein Auto im Hof parken sah. Einmal atmete ich noch durch, bevor ich mit einem Lächeln die Tür aufmachte und die typische Begrüßung runterratterte. Der Mann war zwar breit gebaut, machte aber einen freundlichen Eindruck. Der Junge, der ungefähr in meinem Alter zu sein schien, war ein bisschen größer als ich, und war relativ dünn, aber keinesfalls schmächtig. Auch er machte alles in allem einen guten Eindruck auf mich. Wenigstens das, dachte ich mir. Nach einem kurzen Smalltalk führte ich die beiden zu ihren Zimmern im oberen Stock. Der Mann bezog das Zimmer am ende des Flures und Hicks, wie sich der Junge mir vorstellte, zog direkt neben mir ein. So schnell ich konnte machte ich mich aus dem Staub und verschwand in meinem Zimmer. Ich hatte nämlich nicht das Verlangen mich länger mit ihnen zu beschäftigen. Lieber ging ich erschöpft ins Bett, denn im Moment waren die ganzen Aufgaben hier etwas zu viel für mich. Wenigstens waren noch Sommerferien.
Am nächsten Morgen wurde ich unsanft durch meinen Wecker geweckt, der Mal wieder viel zu früh klingelte. Schläfrig schlurfte ich ins Bad, wo ich mich fertig machte und ging dann nach unten um mir was zu Essen zu machen. Wie erwartet war noch niemand wach, weshalb ich mir einfach ein Brötchen machte. Schnell zog ich mir meine Schuhe an und flüchtete unbemerkt nach draußen, denn ich wollte einen Morgenritt mit meiner Stute Sturmpfeil machen. Diese wartete schon auf mich als ich im Stall auftauchte und zur Begrüßung reichte ich ihr ein paar Karotten. In Gedanken strich ich ihr über das Fell, weshalb ich auch nicht bemerkte das sich die Tür geöffnet hatte. Als ich dann aber eine Stimme, ungefähr fünf Meter neben mir hörte, zuckte ich ein wenig zusammen. Schon an der Stimme hatte ich erkannt, dass es sich um Hicks handeln musste. Na, was hast du vor? fragte dieser als er mich sah. Ich wollte nur ausreiten, antwortete ich knapp und schwang mich auf den Sattel, der passender Weise schon festgemacht war. OK, ich komm mit, meinte dieser daraufhin, was mich alles andere als erfreute, doch hier sitzen lassen konnte ich ihn auch schlecht, weshalb ich genervt einwilligte. Eigentlich hatte ich vorgehabt zu meinem Lieblingsplatz zu reiten, aber den wollte ich Hicks nicht zeigen, weshalb ich mich für eine andere Route entschied. Unbemerkt hatte ich so den Weg zum nächsten Dorf eingeschlagen, auf dessen Friedhof mein Vater lag. Den ganzen Ritt über versuchte mich Hicks zum Gespräch zu animieren, doch das war das letzte was ich wollte, weshalb ich immer abblockte. Erst als wir um eine Kurve bogen und vor uns das Ortsschild auftauchte, merkte ich wo wir lang-geritten waren. Jedoch war ich hier seit der Beerdigung nicht mehr gewesen, weil ich einfach nicht damit konfrontiert werden wollte. Schnell stoppte ich und machte eine Kehrtwende, was der braunhaarige Junge mit einem verwirrten Gesichtsausdruck beäugte. Natürlich musste dieser mich darauf ansprechen, bekam jedoch keine Antwort von mir. Unbemerkt hatte ich jetzt doch den Weg zu meinem geheimen, kleinen Strand mit einer malerischen Klippe eingeschlagen. Dort angekommen wies ich Hicks an, irgendwas zu machen, aber bitte nicht bei mir. Daraufhin setzte ich mich auf die kleine Klippe und schaute über das Wasser. Ich war in Gedanken versunken als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter merkte. Ich wusste das es nur Hicks sein konnte, aber komischerweise hatte ich nicht das Verlangen seine Hand wegzuschieben. Lag wahrscheinlich daran, dass ich einfach zu faul war. Hi: Weißt du, es ist normal einem Menschen hinterher zu trauern, doch es gibt noch viel mehr im Leben. Im Moment tut es vielleicht sehr weh, aber mit der Zeit wird es besser werden. As: Woher willst du das schon wissen? Hi: Meine Mutter... ist vor einem halben Jahr gestorben. Ich war am Anfang auch die ganze Zeit traurig, aber ich hatte Freunde die mir geholfen haben. Die immer Zeit für mich hatten, und die ich wahrscheinlich mit meinen ganzen Geschichten unglaublich genervt habe, aber sie waren da. Während er redete setzte er sich neben mich auf die Klippe. As: Danke Hi: Wofür? As: Jetzt fühle ich mich nicht mehr so alleine. Lange saßen wir einfach still nebeneinander und genossen den Moment. Die Sonne stand schon lange nicht mehr hoch am Himmel und begann ihren Rückzug anzutreten. Warum auch immer rückte ich immer näher an Hicks heran, sodass ich am Ende, mit Kopf auf seiner Schulter, an ihn gelehnt saß. Bei ihm fühlte ich mich irgendwie geborgen und nicht alleine. Der Himmel begann sich langsam rosa zu färben und der silberne Streifen, den die Sonne auf das Wasser warf, färbe sich mit der Zeit in ein Rot-Orange um. Wahrscheinlich war ich seit einem Monat nicht mehr so glücklich gewesen, und die Sorgen um den Hof und die anderen Gäste, die Heute durch mein fehlen wohl einen freien Tag hatten, waren wie weggeblasen. Das einzige woran ich dachte war dieser Moment. Leider ging er irgendwann vorüber, denn die Pferde waren hungrig, was ich ihnen nicht verübeln konnte, denn auch mein Bauch knurrte mittlerweile. Also rissen wir uns schweren Herzens los und ritten zurück zum Hof. Auch dieses Mal herrschte Stille auf dem Weg, doch anders als heute morgen war sie nicht unangenehm. Als endlich die Pferde im Stall waren, war es schon komplett dunkel geworden. Wir beeilten uns also um nicht zu spät zum Abendessen zu kommen. Gerade noch rechtzeitig kamen wir in die Küche und schaufelten uns eine große Portion Rührei auf den Teller. Totmüde, aber glücklich, fiel ich an diesem Abend ins Bett. Komischerweise konnte ich aber trotzdem nicht einschlafen. Die ganze Zeit bekam ich Hicks einfach nicht mehr aus meinem Kopf raus. Jemand anderem schien es ähnlich zu ergehen, denn bald schon ging die Tür auf und ein müder Hicks schlurfte herein. Jeden anderen hätte ich wahrscheinlich angeschrien und rausgeschickt, aber irgendwie war ich froh daß er da war. As: Na, kannst du auch nicht schlafen? Hi: Ne, ich muss die ganze Zeit an was denken. As: Und an was? Hi: Naja, um ehrlich zu sein an dich. Etwas geschockt sah ich ihn an, aber als er sich umdrehen wollte um wieder rauszugehen, hielt ich ihn an der Hand fest. As: Um ehrlich zu sein habe ich die ganze Zeit an dich gedacht. Woher auch immer ich in diesem Moment den Mut her nahm, aber ich zog ihn zu mir runter und küsste ihn. Offensichtlich war er etwas erschrocken, aber als er realisierte was gerade passierte, erwiederte er. Erst spät trennten wir uns und sahen uns im schwachen Licht des Mondes, der durch mein Fenster schien lächelnd an. Ich liebe dich, flüsterte er mir daraufhin ins Ohr und wollte sich nach einem weiteren Kuss wieder der Tür zuwenden, doch ich wollte nicht das er schon geht, weshalb ich ihn darum bat, bei mir zu schlafen, wobei er auch einwilligte. An diesem Abend war ich wahrscheinlich die glücklichste Person der ganzen Welt. Wie schnell sich die Dinge doch ändern können.

Zwei Wochen später, fuhren Hicks und sein Vater nicht wie geplant wieder zurück, sondern zogen bei Astrid ein. Hicks und Astrid waren überglücklich als sie davon erfuhren und zusammen gingen sie durch gute und schlechte Zeiten.

Endlich Mal wieder ein neuer One Shot! Wie schon gesagt, werde ich wahrscheinlich nur einen pro Woche hochladen, aber dann bekommt ihr wenigstens etwas. Und wenn ich merke, dass ich so viel Motivation bekomme, mehr zu schreiben, kann auch Mal mehr kommen.

Hiccstrid OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt