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Jame's sicht:

Geschockt sah ich dem Arzt zu, wie er dem traumatisierten Jungen eine Spritze gab. Ich hatte versucht auf ihn einzureden und ihn zu beruhigen, jedoch hatte ich Schluss endlich keine andere Wahl, als einer Krankenschwester Bescheid zu sagen. Dieser kleine verletzte Junge erinnerte mich an mich selbst. Ich war einer dieser verletzten Jungen gewesen. Hatte mich selbst nach endlosen Monaten von Gewalt verloren. Ich wusste wie Nico sich fühlen musste und fühlte mich in meine eigene Vergangenheit zurückversetzt.

Mein Herz fing an schneller zu schlagen und meine Handflächen waren schwitzig. Schnell verließ ich den Raum und blieb vor der Türe stehen. Der Anblick von Nico war unerträglich. Ich sah ihn und sah meinen geschundenen Körper, ich sah seine leeren Augen, die so erschreckend wie meine aussahen und ich sah wie seine Seele langsam aufgab. Meine Erinnerungen zogen in meinem Kopf an mir vorbei. Diese Dunkelheit... eine Gestalt, ein Mann... Schreie... Schläge... Schmerz, der Schmerz war am deutlichsten. Seine Hand in meinen Haaren, an meiner Brust, meinem Arsch... Ihn in mir... Mir wurde schlecht. Lange hatte ich diese Gedanken zur Seite geschoben, doch seitdem ich Nico zum ersten Mal gesehen hatte, wusste ich, dass ich dieser armen Seele helfen musste.

Schwer atmend versuchte ich mich zu beruhigen. Atmen. Das war einer der schwierigsten Aufgaben, die ich zu bewältigen hatte. Die Panikattacke des Jungen hatte in mir selbst eine Attacke getriggert. Langsam bekam ich meine Angst unter Kontrolle. "Das ist nicht die richtige Zeit für das hier.", murmelte ich zu mir selbst während ich mich wieder zur Türe umdrehte. Noch einmal tief durchatmend öffnete ich die Türe und sah Nico ruhig schlafen während der Arzt seine Vitalwerte überprüfte.

"Ist alle in Ordnung mit Nico?", fragte ich den Arzt, der ohne mich anzusehen antwortete, "Ich habe ihn ein Beruhigungsmittel gegeben, er solle in ungefähr drei Stunden wieder aufwachen." Mit diesen Worten verließ er den Raum. Zögernd setzte ich mich auf einen Stuhl, der sich im Raum befand. Der Boss hatte dem Arzt 10 Tage gegeben. Nach diesen 10 Tagen wollte er Nico wieder mit nach Hause nehmen, ich hatte also noch etwas weniger als zwei Tage Zeit, mit dem Jungen über meinen Plan zu reden. Ich musste mit ihm sprechen, musste ihn irgendwie hier herausbekommen, ansonsten würde dieser viel zu junge Mensch sich selbst verlieren, das wusste ich genau.

Ganz in Gedanken verloren bemerkte ich nicht wie die Zeit verging. "D-daddy? Bist du das?", erschrocken zuckte ich zusammen und sah auf. Nico hatte seine Augen halb geschlossen, er sah erschöpft aus... müde... gebrochen. Den Kloß im Hals schlucken stand ich auf woraufhin der jüngere anfing zu wimmern. "Alles gut, ich bin es, James. Kannst du dich an unser Gespräch erinnern?" Langsam weiteten sich die Augen des kleinen und er fing an zu stottern, "H-hast du d-das ernst ge-gemeint? D-das du mir h-helfen wirst?" Langsam ging ich auf ihn zu und stellte mich neben sein Bett, "Ja, Nico. Ich werde dir helfen von hier weg zu kommen, wenn du willst."

Sicht Nico:

Kann er mir wirklich helfen hier wegzukommen? Mich aus dieser Hölle zu befreien? Aber was, wenn wir es nicht schaffe, wenn mich das Monster davor einfängt oder mir erst gar keine Lücke zu Flucht bieten würde? Was würde uns geschehen, was würde mit mir geschehen? Ich wollte nicht wieder in den Keller, nicht wieder dieser Tortur ausgeliefert sein. Nein ich möchte nicht wieder bestraft werden. Ich muss mich benehmen. Versuchen zu entkommen verstößt gegen die Regeln. Ich muss den Regeln folgen oder ich werde bestraft. Ich will nicht wieder bestraft werden. Nein, ich muss ein guter Junge sein. Ich musste brav sein. Wenn ich einfach mit spielen würde, würde ich dann gut behandelt werden? Wenn ich ein braver Sklave bin, würde das Monster sich dann um mich kümmern, mich lieben?

Vor mich hin murmelnd nahm ich am Rande meines Bewusstseins war, dass James mich rief, doch die Angst hatte mich fest im Griff. Sollte ich mich dem Monster unterwerfen oder versuchen diesen Gott verlassenen Ort zu entkommen? Sollte ich es riskieren? Jede Zelle meines Körpers sagte mir, dass ich versuchen sollte zu flüchten. Ich sehnte mich nach Freiheit, jedoch wollte ich mir nicht ausmalen, was die Konsequenzen sein würden, falls es nicht klappen sollte. Und eigentlich... eigentlich ist er ja gar nicht so schlimm, eigentlich ist er ja ganz nett. Ich muss nur brav sein, ein braver Sklave, ich muss ihm nur gehorchen, dann wird alles gut. "Nico, ist alles in Ordnung?" hörte ich James sagen. Ich konnte ihm nicht antworten, nur anschauen, mit meinen Augen, die ihm meine Antwort gegeben haben mussten. Mit einem Blick, die tiefe Trauer ausdrückte, sah er mich an, drehte sich langsam von mir weg und ging auf die Tür zu "Wenn du etwas brauchst ruf mich, ich stehe direkt vor deinem Zimmer, kleiner.", mit diesen Worten verließ er mein Zimmer.

Ja ich hatte meine Antwort... ich werde mich unterwerfen. Ich werde ein guter, braver junge werden... dann wird alles gut... bestimmt. Tränen sammelten sich in den Winkeln meiner Augen und rollten meine Wange runter. Die Trauer übernahm meine Sinne und meinen Kopf. So war es am besten... das redete ich mir ein...


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Warum tuh ich mir selbst so weh.... Was hättet ihr in dieser Situation gemacht?




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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 08, 2022 ⏰

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