Kapitel 27: Regungslos

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Legolas schlug seine Augen auf. Er blinzelte und schaute herum. Er wachte nicht bei der Steingruppe am Feuer auf, wo er zuletzt war. Er lag in seinem Bett, in seinem Bett im Düsterwald. Wie um alles in der Welt war er hierhergekommen? Draußen war es dunkel, also musste er schon länger hier sein.

Der Elb erhob sich langsam aus dem Bett und schaute sich nochmal um. Aragorn war nirgendwo. Die weißen Gardinen flogen leicht im Wind, der durch das geöffnete Fenster hereinströmte. Das Licht des Mondes schien hell durch die Scheibe hinein. Es war fast erdrückend still.

Das letzte, an dass er sich erinnerte, war, wie er mit dem Waldläufer am Feuer saß, er hielt Wache und der Mann schlief.

Plötzlich riss er seine Augen auf und ihm kam die Erkenntnis. Das Feuer – das Feuer musste sie verraten haben, und deshalb wurden sie nun von den Wachen seines Vaters gefunden und hierhergebracht.

Schock entstand auf seinem Gesicht. Wo war Aragorn und was hatte Thranduil mit ihm gemacht?

Jetzt fragte er sich, wie er so dumm gewesen sein konnte zu glauben, sein Vater würde nicht alles daran setzen ihn wiederzufinden, selbst wenn sie schon weit vom Palast entfernt waren. Ihm war klar, dass sobald der König merkt, dass Legolas entkommen ist, trotz der Befehle, die er an seine Krieger und Wachen gab, wahrscheinlich wütend werden würde und ihnen befahl, den Prinzen sofort zu finden.

Nun hatte Legolas nur noch eines im Kopf – sein Gespräch mit Aragorn am Abend zu vor, wo sie noch am Feuer saßen. Er mochte kaum daran zurückdenken.

~~~

Der Elb und der Mann blickten beide in die Flammen, die ein orangenes Leuchten in ihren Gesichtern erzeugten und die Haut sanft wärmten. Der Waldläufer hatte diesmal kein Lächeln auf den Lippen, stattdessen war sein Ausdruck trübselig und schwermütig.

„Aragorn, ist alles in Ordnung?", fragte Legolas und schaute besorgt zu ihm.

„Ich weiß nicht ob ich das kann...", gab der Mann leise zurück.

„Was meinst du?"

Der Waldläufer seufzte und senkte die Augenlider. „Das alles... Ich habe keine Ahnung mehr, was ich denken soll, aber...", er hielt kurz inne und atmete tief durch, richtete seinen Blick jedoch nicht auf den Elben, er vermied es in seine Augen zu schauen. „Ich ließ mir alles noch einmal durch den Kopf gehen und... ich bin mir nicht sicher, ob wir zusammen bleiben sollten...", beendete er schließlich und augenblicklich änderte sich die Miene des Prinzen zu einem leichten Entsetzen.

Gerade wollte er etwas antworten, doch Aragorn unterbrach ihn, bevor er ein Wort aussprechen konnte. „Versteh mich nicht falsch... aber diese Zeiten sind dunkel, die Zukunft ungewiss... Nur eines weiß ich bereits... Dass ich sterben werde", fügte er leise hinzu, wagte es immer noch nicht in die Augen des Elben zu schauen.
„Das was du zu mir sagtest... Ich will dich nicht mit mir in den Tod reißen, ich will nicht, dass du wegen mir leidest..."

„Aragorn, ich sagte schon, dass es mir egal ist!", gab der Elb zurück, doch der Mann schüttelte seinen Kopf.

„Legolas... Ich kann das alles nicht verantworten, ich will es nicht... Du bist perfekt, du bist so unglaublich, so... ich finde keine Worte... Aber wenn du dich an mich bindest, bindest du dich an den Tod... Dein ewiges Leben wird zerstört, wenn du bei mir bleibst", sprach der Waldläufer mit nach wie vor fast flüsterndem Ton.

„Ich bin sowieso an dich gebunden! Was glaubst du, was passiert, wenn du mich jetzt verlässt? Denkst du, mir würde es besser ergehen?"

„Du verstehst nicht... Du weißt nicht, was der Tod bedeutet..."

Emel nîn | Aralas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt