Legolas lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Er ließ seinen Kopf zurückfallen und kniff seine Augen zu. Weitere Tränen quollen heraus. Mit der einen Hand wischte er sie weg, mit der anderen strich er über die die Hand von Aragorn, die er fest in seiner hielt. Seit Stunden saß er hier und er hatte auch nicht vor wegzugehen. Er würde den Waldläufer nicht verlassen, niemals.
Erschöpfung machte sich in ihm breit, er starrte nur noch mit leerem Blick auf die kahle Wand gegenüber von ihm. Langsam schloss er seine Augen. Jeder Atemzug den er nahm verursachte einen brennenden Schmerz. Es tat weh, sein ganzer Körper tat weh.
Bitte, lass diese Schmerzen doch endlich enden, bitte.
Befreie mich von dieser Qual.
Er war fast eingeschlafen, da spürte er plötzlich, wie sich der Griff um seine Hand festigte. Sofort riss Legolas seine Augen auf. Und blickte auf den Mann, der mit schwach geöffneten Lidern zu ihm sah.
Erleichterung durchfuhr den Körper des Elben, er schaffte es nicht, mehr als „Aragorn...", zu flüstern. Freudentränen begangen über seine Wangen zu rinnen und er beugte sich zu dem Waldläufer herunter und schlang seine Arme um ihn.
„Legolas...", kam eine schwache, heisere Stimme zurück.
„Ich dachte du wärst tot, Aragorn, ich dachte, ich hätte dich verloren...", schluchzte der Elb, während er seine Finger um das Hemd des Mannes kräuselte.
Als Aragorn den verzweifelten Ton in der Stimme seines Geliebten höre, hob vorsichtig seine vor Schmerzen zitternden Arme und legte sie um den Elben. „Ich würde dich niemals allein lassen, meleth nîn (meine Liebe), vergiss das nicht", hauchte er, seine Stimme klang immer noch kraftlos und leise. Legolas schluchzte erneut, aber auf seinen Lippen bildete sich ein leichtes Lächeln. Er strich über die Brust des Waldläufers und schwor sich, er würde ihn niemals wieder loslassen. Aragorn zitterte die ganze Zeit, aber Legolas gab ihm Wärme und Geborgenheit.
„Kannst du aufstehen?", fragte der Elb dann vorsichtig, nachdem er eine Weile einfach nur seine Arme fest um Aragorn geschlossen hatte. Dieser wirkte extrem schwach, noch nie hatte Legolas ihn so entkräftet und verletzt gesehen. Die Wut auf seinen Vater war bis ins Unermessliche gestiegen, doch er hatte jetzt wichtigeres, um das er sich kümmern musste.
„Ich... ich weiß nicht, aber ich kann es versuchen", antwortete der Waldläufer. Mit zitternden Händen setzte er sich auf, während der Elb ihn sanft festhielt und so gut er konnte stützte. Es fühlte sich an, als wäre sein Körper steif und gelähmt. Es fiel ihm schwer sich zu bewegen, und wenn er es tat, dann schmerzte jeder Muskel seines Körpers.
Mit langsamen, humpelnden Schritten gingen sie aus der Zelle. Der Elb bemerkte das schmerzverzerrte Gesicht des Waldläufers und versuchte ihn so gut zu unterstützen wie er konnte, merkte aber, wie sich der Mann kaum noch auf den Beinen halten konnte. „Willst du kurz Pause machen, Aragorn?", fragte er dann, als Aragorn fast in seinen Armen zusammenbrach. Der Waldläufer nickte kurz und setzte sich vorsichtig mit dem Rücken an die Wand gelehnt hin.
„Hast du... Wasser?", fragte der Waldläufer mit schwacher Stimme und ließ seinen Kopf gegen den Stein hinter sich sinken.
„Ja natürlich, ich gehe schnell welches holen", antwortete der Elb sanft.
Aragorns ganzer Körper schmerzte, obwohl sie nur ein paar Meter gegangen waren. Die Blutergüsse brannten auf seiner Haut, ihn durchzog ein leichtes Schwindelgefühl. Er sammelte aber seine Gedanken und versuchte sich auf Legolas zu konzentrieren, der gerade mit einem Glas Wasser und einem Tuch in der Hand zurückkam. Er hielt das Glas an Aragorns Lippen, der es sofort leerte. Mit dem befeuchteten Tuch tupfte er nun vorsichtig das Blut aus dem Gesicht des Waldläufers.
„Wenn ich noch irgendetwas für dich tun kann, dann sag es mir, meleth nîn (meine Liebe)", sprach Legolas, schaute mit besorgtem Blick auf Aragorn und setzte sich neben ihn. Schon die bloße Anwesenheit des Elben gab ihm Kraft und ließ ihn die Schmerzen fast vergessen.
„Nein... ich brauche nichts", gab er schließlich zurück. Er ließ seinen Blick über den Elben schweifen, der ihn besorgt ansah, dann hob er eine Hand und legte sie auf die blasse Wange. „Obwohl... kannst du mich küssen?", fragte er und sofort erhellte ein süßes Lächeln Legolas' Gesicht und er beugte sich zu ihm vor, um ihn in einen Kuss zu ziehen.
Eine warme Hand legte sich in seinen Nacken des Elben, während er seine Finger im wirren Haar des Mannes vergrub. Wie sehr sie dieses Gefühl vermisst hatten, welches Wärme und Licht durch ihre Körper strömen ließ, diesen brennenden Fluss voller Leidenschaft und Liebe.
Aragorn brach den Kuss ab und lehnte seine Stirn gegen die von Legolas. „Dein Vater hat versucht, mich davon abzuhalten bei dir zu bleiben...", flüsterte er.
Der Elb nickte betrübt. „Ich weiß... Ich habe ihn angeschrien und... Ich verstehe nicht, warum er so grausam ist... Warum tut er das?"
„Ich habe keine Ahnung, Legolas..."
„Er hat dich geschlagen! Er hat dich so schlimm verletzt, dass ich dachte, du wärst tot... Ich hatte solche Angst und gleichzeitig solchen Hass auf meinen Vater..."
„Ich war nur bewusstlos und der Steinboden muss meine Haut so abgekühlt haben, dass es so wirkte", antwortete Aragorn.
„Irgendwie stellen sich alle gegen uns...", stellte der Elb fest uns seufzte betrübt.
Der Mann schüttelte aber den Kopf. „Nein, das stimmt nicht. Gandalf akzeptiert es, er ist weise und ich bin sicher, dass Elrond auch kein Problem damit hätte."
„Glaubst du?", hakte der Prinz nach.
„Er hat mir all diese Sachen über Seelenbindungen erzählt, ich denke nicht, dass er sich so etwas dann entgegenstellen könnte", gab der Waldläufer zurück und strich sanft über die Wange des Elben.
Nachdem Aragorn wieder etwas Kraft gesammelt hatte, half Legolas ihm auf und sie gingen weiter die Gänge entlang zu den Treppen. Plötzlich kam jemand auf sie zu. Sie wollten keinesfalls Thranduil begegnen und Erleichterung machte sich in ihnen breit, als es Faeron war.
„Legolas!", rief er und riss seine Augen auf, als er den Waldläufer sah, der sich schwer auf den Prinzen stützte. „Was ist passiert? Geht es euch gut?", fragte er besorgt.
„Nicht wirklich, aber es ist in Ordnung", antwortete Legolas.
„Wenn ich etwas tun kann, dann sagt es bitte. Aber für dich ist ein Brief da, Legolas", sagte er und reichte ihm den Umschlag. „Danke. Faeron, hast du meinen Vater gesehen?", fragte Legolas, um sicherzugehen, dass sie ihm nicht über den Weg laufen würden.
„Nein, habe ich nicht. Aber... War er das?", sprach der Elb und deutete auf Aragorn, der schließlich schwermütig nickte. „ich glaube es kaum... Es tut mir wirklich leid, Legolas...", fügte er hinzu und nach einem dankbaren Nicken wandten sich die beiden ab und begannen den Brief zu lesen.
Galu, Legolas, (Segne dich, Legolas)
Gandalf informierte mich darüber, dass du und Estel vor geraumer Zeit die Gruppe verlassen haben und bat mich, diesen Brief an euch zu richten. Nach der gewonnenen Schlacht in Helms Klamm ist er nach Isengard gereist, wo Saruman glücklicherweise überwältigt werden konnte. Mir wurde berichtet, die Ents seien erwacht und hätten den Turm geflutet. Die beiden Hobbits Merry und Pippin waren daran beteiligt, ihnen ist der Sieg über Isengard selbst zu verdanken.
In Sarumans Turm wurde das Palantir gefunden, einer der sehenden Steine. Durch diesen konnte der nächste Angriffspunkt von Sauron herausfinden werden – es scheint die Stadt Minas Tirith in Gondor zu sein. Um zum Punkt zu kommen: Sollte dort eine Schlacht stattfinden, hätten wir zu wenige Soldaten, um den Gegner zu besiegen. Sauron mobilisiert alle Orks, Uruk-hais und sogar Menschen um sich herum und stellt ein riesiges Heer auf, um die Stadt anzugreifen.
Deshalb begehrt es mich sehr, mit euch zu sprechen, vor allem mit Estel. Wie Gandalf erzählte, war er zum Düsterwald geritten um zu dir zu gelangen, weshalb mich das vermuten lässt, dass sie beide diesen Brief lesen. Nun bitte ich euch so schnell es möglich ist nach Bruchtal zu reiten.
Gezeichnet – Lord Elrond
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Emel nîn | Aralas FF
FanfictionNach langen Zeiten der Dunkelheit, in denen Legolas nur Unglück fand, passiert das, was er niemals erwartet hätte. Vergangene Ereignisse lasten auf seinen Schultern und er glaubt nicht dagegen ankommen zu können, doch dies änderte sich plötzlich, al...