Trust Issues. (Dabihawks [BNHA])✔

Teil 21

Dabi war vorsichtig mit seinen Bewegungen, untersuchte zeitgleich Keigos Körper auf Verletzungen oder Narben. So einfach sichtbar gab es keine, aber Dabi war sich sicher, dass es Keigo mental nicht mehr gut ging. Aber das musste er jetzt langsam und geduldig herausfinden. 

Keigo klammerte sich an Dabi, selbst als er die Beiden abtrocknete. Er konnte nicht loslassen, er brauchte Dabis Nähe. Als Dabi ihm einen Hoodie von sich gab, wurde es etwas besser, aber er hing immer noch an Dabi als dieser ihn in sein Zimmer brachte. 

Er stellte den Eimer KFC vor sich auf den Boden und hob Keigo auf seinen Schoß. "Wie geht es dir körperlich?" Für den Rest war Dabi noch nicht bereit. Er konnte sich den Rest noch nicht anhören. Er dachte, er hätte keine Gefühle mehr, aber sobald es um den Blonden, ehemaligen Helden, ging, war es anders. Seit dem Vorfall mit den Flügeln hat sich auch diese ... andere Seite nicht mehr gezeigt. "Körperlich nur etwas schlaff, aber die haben jetzt nichts abgeschnitten." Keigo sprach leiser als sonst, und auch seine typische Arroganz in der Stimme war verschwunden. Er klang zittrig und verängstigt. 

Dabi wurde wütend und umarmte Keigo mehr, während er ihn weiter mit Chicken Wings fütterte. Irgendwann konnte Keigo es nicht mehr aushalten, und begann zu weinen. Dicke Tränen rollten seine Wangen runter und Dabi senkte seine Hand. Er wusste nicht was er sagen sollte, deshalb schwieg er. 

Er bemühte sich Keigo nicht zu bedrängen durch undurchdachte Gesten oder Laute, also legte er seinen Kopf nur auf dessen Schulter ab und umarmte ihn weiter. Doch genau so wollte Keigo es. Keine geheuchelten Mitleidsbekundungen, einfach nur dieses: "Ich bin für dich da" Gefühl, das Dabi ihm vermittelte. 

Nach einer gefühlten Ewigkeit, stand Dabi auf und hob den immer noch zitternden Keigo auf den Arm. "N...nein ..." Doch Dabi hatte nicht vor ihn zu irgendwas zu zwingen. Er trug ihn nur hinunter, legte ihn sanft aufs Sofa und stellte Netflix an. Als er durch die Vorschläge scrollte, fiel ihm auf, dass vieles davon Keigo triggern könnte, und genau das wollte Dabi verhindern. Also fiel die Wahl am Ende auf die grandioseste und komplexeste Serie der Welt: Paw Patrol. 

Dabi nahm Keigo wieder in den Arm, und dieser klammerte sich fast sofort an ihn. "Shh. Wir schauen jetzt in Ruhe die Serie." So versuchte Dabi ihn zu beruhigen. Um ehrlich zu sein, fand er diese Serie nicht nur todlangweilig, nein, sie war ätzend. Aber Keigo schien tatsächlich ruhiger zu werden und begann sich auf die Serie zu konzentrieren. 

Es lief eine Folge nach der anderen durch, ohne, dass einer der Beiden etwas sagte, oder sich großartig bewegte. Keigo klammerte sich fest an Dabi, und dieser strich ihm von Zeit zu Zeit sanft durchs Haar. 

Es wurde schon wieder hell, als Keigo sich zu Dabi drehte. Mittlerweile waren sie bei der nächsten Staffel angekommen, und etwas machte Keigo wütend. Als er sprach, konnte Dabi nicht glauben, dass so etwas seinen Freund wieder zum sprechen bringen konnte. Eine Serie für Kleinkinder. Ohne jeglichen intellektuellen Wert. 

"Die haben Sky's Job geklaut", murmelte der Blonde und Dabi musste lachen. Es störte Keigo also, dass nun alle Hunde fliegen konnten und der Flughund nichts besonderes mehr war. Irgendwie war es süß. Aber je länger Dabi darüber nachdachte, desto mehr regte es ihn auf. Er musste an sich selbst denken. Sich und seinen kleinsten Bruder Shoto. Aber als er Keigos fragendes Gesicht sah, schob er diese Gedanken beiseite und nickte nur. "Echt blöd von denen." Keigo fühlte sich bestätigt und drehte sich wieder zum Fernseher. 

Dabi wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, denn irgendwann war er während dieser totlangweiligen Serie einfach eingeschlafen. Er wachte auf, nur um zu bemerken, dass Keigo immer noch die Kinderserie schaute. "Reicht dann auch mal", brummte der Schurke und schaltete den Fernseher aus. Keigo starrte ihn empört an, aber Dabi hob ihn einfach hoch und brachte ihn ins Bett. "Du hast nicht geschlafen." Keigo verstummte und wandte sich ab. Einerseits nervte es Dabi, andererseits verstand er es. 

"Du musst es nicht aussprechen. Schon geblickt. Aber ... versuch es, ich bleibe wach." Keigo nickte und legte sich hin, beanspruchte Dabis Beine dabei voll für sich. Doch nach einigen Stunden, hörte man anstatt ruhigem Atmen, ein Schluchzen. Dabi legte sein Handy beiseite und zog den Blonden in seine Arme. "Hey. Shh. Keigo, alles wird gut. Du bist bei mir, Dabi. Deinem Mann." Doch Keigo hörte nicht auf. Dabi war verwundert, doch dann fiel es ihm auf. Keigo schlief. Jedoch nicht sonderlich gut. Er schien halb wach zu sein, genug um Dabi zu verstehen, aber zu wenig um ihm zu antworten. Fast wie ein Wachkoma. Ob das ein Resultat seines Traumas war?  

Dabi beschloss ihn weiterhin in seinen Armen zu halten, bis er aufwachte. Und wenn das bedeutete, dass er eben neun oder mehr Stunden in dieser Position verweilen musste. 

Damals hatte er keinen, der dies für ihn getan hätte. Ihn aufgefangen hatte, nachdem er an seinem tiefsten Punkt war. Nachdem er abgehauen war, weil er es daheim nicht mehr ausgehalten hatte. Dabi war nie wirklich ein emotionaler, gar empathischer Mensch, aber bei Keigo war das anders. Keigo war noch glücklich. Er war ein teils hyperaktiver, junger Mann, der das Leben in vollsten Zügen genoss. Er sollte nicht auch so enden, wie Dabi. Ein emotionsloser Mörder, der Frauen und Kinder auf dem Gewissen hat. Allem Anschein nach liebte er Keigo tatsächlich. Deshalb war es jetzt seine Aufgabe, für ihn da zu sein. Damit wenigstens einer am Ende wieder lächeln konnte. 

Stundenlang hörte er Keigo beim Wimmern, Weinen und Schluchzen zu bevor es ruhiger wurde. Er schien endlich richtig zu schlafen, was er offensichtlich dringend nötig hatte. Wer wusste schon, wie viel, oder wenig, Keigo dort, wo auch immer er war, geschlafen hatte. Dabi warf einen schnellen Blick auf Keigos Rücken, als der sich auf den Bauch drehte und in Dabis Oberschenkel krallte. Von seinen Flügeln gab es keine Spur und die Narbe konnte er wegen dem Pulli nicht sehen.