Engel

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Du bist eingeschlafen Olivia.
Ruhig liegst du im Bett und siehst aus wie ein Engel.
Nein.
Du bist ein Engel.
Ein Engel der mich zu grausamen Taten zwingt.
Ich streiche dir über das Haar und sehe, wie du leicht die Nase rümpfst.

Ich weiß, dass dich deine Eltern religiös erzogen haben. Ich weiß auch, dass du an einen Gott glaubst. An einen Gott, der seine schützende Hand über dich hält. Doch was ist, wenn aus dem Schatten heraus, die Dunkelheit nach dir greift und dich in einen tiefen Abgrund schleift?
Dich würde niemand finden.
Dir würde niemand zur Hilfe kommen.
Nicht einmal Gott.

Du wärst verloren.

Doch ich frage mich, wieso du an jemanden glaubst, der die Welt im Chaos versinken lässt. Der zulässt, dass tagtäglich Menschen brutal abgeschlachtet und vergewaltigt werden.
Der zulässt, dass ich dir die Flügel brechen und dich in mein Reich ziehen werde.
In mein Reich, voll von Dunkelheit, Angst, Verderben und einer sündhaften und unbändigen Lust, der du dich bald hingeben wirst.

Dein Schöpfer hat dich verraten Olivia. Er hat dich an den Teufel höchstpersönlich verkauft.
Du gehörst mir Olivia.
Das wirst du erst nach einiger Zeit verstehen, doch das ist in Ordnung. Ich gebe dir die Zeit um zu verstehen, dass du mein Eigentum bist.
Mein Eigentum, das mir zu Füßen liegt und das ich in Ketten legen werde.

Ich drücke dir einen kleinen Kuss auf die Wange um dich nicht zu wecken und stehe auf.
Ich werfe noch einen Blick auf dich, ehe ich mich in Bewegung setze und dein Zimmer verlasse.
Aber alles in mir schreit, mich wieder zu dir zu legen und dich in meine Arme zu nehmen.
Ganz besonders laut sind die Schreie, wegen dem, was vor einer Stunde passiert ist.
Du hast an Logan gedacht.
An dieses verdammte Arschloch.
Noch immer tut er dir weh, obwohl er schon längst unter der Erde ist, meilenweit von dir entfernt.
Ich hätte ihn mit Kugeln durchlöchern sollen, als er dich das erste Mal falsch angesehen hat.

Der Wind reißt an deiner Kleidung und du reibst deine kleinen Hände aneinander.
Du sitzt alleine auf einer Bank.
Deine Mütze hast du dir tief ins Gesicht gezogen.
Du hast eine dünne Jacke an, die dich aber nicht vor der Dezemberkälte schützt.
Seit genau einer Woche folge ich dir auf Schritt und Tritt.
Wie ein verdammter Stalker.

Ich will zu dir, dich in meine Arme schließen und dich wärmen. Doch ich tue nichts weiter, als in sicherer Entfernung, in einer dunklen Gasse zu stehen und dich zu beobachten.
Deine Eltern stehen einige Meter entfernt von dir und unterhalten sich mit zwei anderen Erwachsenen. Die Vier haben alle lange Mäntel und Stiefel an, während deine Zähne vor Kälte klappern.
Stirnrunzelnd sehe ich eine Person in einer dicken, schwarzen Jacke auf dich zu kommen. Als auch du sie bemerkst, weiten sich deine Augen und deine Wangen werden noch röter als sie eh schon sind. Und das ganz sicher nicht vor Kälte.

„LOGAN!", rufst du erfreut, springst auf und stürmst auf den Jungen, der wohl auf den Namen Logan hört, zu.
Deine Mutter, ruft zischend deinen Namen und ermahnt dich, leiser zu sein.

Olivia.
Ich lasse mir deinen Name wie ein Stück Schokolade auf der Zunge zergehen.
Ich zerlege ihn und setzte ihn wieder zusammen.

Meine Fingerknöchel treten weiß hervor, als er dich fest umarmt und an sich drückt.
Er soll seine Finger von dir lassen!
Logan hat dunkelblondes Haar.
Wohl eher köterblond.
Als er dich nach einiger Zeit wieder loslässt und sein Blick über deinen Körper wandert, bin ich kurz davor zu ihm hinzugehen und seinen Kopf gegen eine Hauswand zu dreschen. Bis ich in einer Lache aus seinem Blut stehe und sein Gesicht nicht mehr zu identifizieren ist.
Ich könnte ihn aber auch durchlöchern.
Wie einen Schweizer-Käse. Ich grinse leicht bei der Vorstellung und taste nach der Schusswaffe in meiner Manteltasche.

Doch ich beherrsche mich.
Ich will nicht, dass du das mit ansehen musst.
Ich sehe mir diesen Mistkerl genau an.
Er mag vielleicht 5 Jahre älter als du sein, anderthalb Köpfe größer als du und hat wohl ein Problem mit Unreinheiten in seinem Gesicht.
Und über so wen freust du dich Olivia?
So jemandem wirfst du dich in die Arme?

Ich schnaube abfällig, hole eine Zigarettenschachtel aus meiner Hosentasche hervor und wenig später ziehe ich den giftigen Rauch in meine Lungen.
Ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr.
22:27
Es ist spät Olivia. Du solltest schon längst im Bett sein. Du hast morgen 6 Stunden Unterricht. Du wirst nicht ausgeschlafen sein, meine Kleine.

Ich sollte mich aber auch schon langsam auf den Weg machen. Ich lasse meinen besten Freund, Wladimir, schon zu lange warten.
Noch einmal streift mein Blick deine Gestalt. Du lachst das Blondchen gerade an, der seine schmierigen Hände auf deiner schmalen Taille liegen hat. Ich sollte sie ihm brechen. Nicht jetzt. Irgendwann später.

Ich werfe die ausgerauchte Zigarette auf den Boden, trete sie aus und verschwinde aus der dunklen Gasse, in Richtung meines Autos. Doch denke nicht, dass ich dich nicht weiterhin im Auge habe Olivia.
Ich sehe dich.
Egal wo du bist.
Und ich kriege dich.
Egal wo du dich verstecken magst.

Ich lasse mich in das Leder meines Stuhls sinken und sehe Wladimir an.
Die Narbe, die sich quer über sein Gesicht zieht, hat er seinem Vater zu verdanken.
Er hat ihm das Messer über das Gesicht gezogen, da Waldimir es gewagt hatte, eine seiner Affären zu beleidigen.
Doch auch noch mit dieser hässlichen Narbe, folgen ihm Frauen und manchmal sogar Männer ins Bett.

„Schläft Olivia?", will mein bester Freund wissen, woraufhin ich nur nicke.
Wladimir weiß von meiner Gier und meinem Verlangen nach dir.
Seit dem ersten Tag an.
Er hat gar nicht versucht, sie mir auszureden.
Es hätte nichts gebracht.

Ich musste ihm aber versichern, dass ich mich nicht an dir vergreifen werde.
Daraufhin habe ich ihm die Nase, für diese dreiste Zumutung, gebrochen.
Ich hatte nie vor, dich in so jungen Jahren anzufassen. Nein.
Ich hätte gewartet bis du ein passables Alter erreicht hättest.
Doch du hast mich zu lange warten lassen.
Und jetzt, bist du bei mir.
Und du wirst es für immer bleiben.

Was gedenkst du, wegen Igor zu unternehmen?", fragt er mich und greift nach einer Flasche voller Bourbon.
Schon wird mein Glas mit dem Alkohol gefüllt.
„Abwarten.", sage ich lediglich und setzte mir das Glas an die Lippen.
Entgeistert sieht er mich an.
„Du willst abwarten!?!", aufgebracht beginnt er durch den Raum zu laufen und fuhr sich über die soldatisch geschorenen blonden Haare.

Ein kleines Grinsen huscht mir über's Gesicht und als der Blonde das sieht, mahlen seine Kiefer.
„Du gottloser Mistkerl!", zischt mein bester Freund und kommt allmählich wieder zur Ruhe.
Gottlos bin ich. Ein Mistkerl bin ich auch.
Ich nehme einen kleinen Schluck vom Alkohol, ehe ich das Glas wieder auf den Tisch stelle.

„Sie werden morgen abreisen. Und wenn nicht, schieße ich jedem einzelnen eine Kugel in den hohlen Kopf.", verkündige ich und Wladimir nickt wieder einmal.
„Was willst du mit Olivia anfangen? Du kannst sie nicht auf ewig in diesem Zimmer einsperren."

„Das werde ich nicht.", erkläre ich knapp und lehne mich im Ledersessel zurück.
Ich sehe, dass mein bester Freund nicht wirklich zufrieden mit der Antwort ist, doch ich werde mir nicht die Mühe machen und ihm erklären, was ich genau mit dir vor habe.

Das hat niemanden anzugehen.
Niemanden hat es zu interessieren, was ich mit meiner Kleinen vorhabe.

Frisson-sinful pleasureWo Geschichten leben. Entdecke jetzt