Frage und Antwort

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Ich starrte auf meine ineinander verschränkten Hände. Seit einigen Minuten saß ich in dem gemütlichen Stuhl, in Dimtrijs Büro und wartete auf ihn.
Wladimir hatte mich nach dem Frühstück geholt und mir mitgeteilt, dass Dimitrij noch etwas zu erledigen hätte, bevor er zu mir käme.
Meine Gedanken kreisten um die Fragen, die ich ihm stellen wollte.
Die ganze Nacht hatte ich mir darüber den Kopf zerbrochen.
Ich warf einen Blick nach draußen.
Von Dimitrijs Büro hatte man einen wunderschönen Ausblick auf den großen Rosengarten.

Die Tür ging mit einem Mal auf und herein kam Dimitrij.
Er ging wortlos an mir vorbei, zog sich in aller Ruhe sein Jackett aus, legte dieses auf die Seite seines Schreibtisches, ehe er sich in seinen Chefsessel setzte.
Er sah mich noch immer stumm an, während ich nervös auf der Innenseite meiner Wange kaute.
Dann, nach endlos langer Zeit, atmete er aus und richtete sein Wort an mich.
„Wenn du Fragen hast, dann stelle sie."

Ich fuhr mir noch einmal mit der Zunge über die trockenen Lippen, räusperte mich, ehe ich zu sprechen anfing.
„Was hat Wladimir hier für eine Position?"
Ich biss mir auf die Zunge, verärgert darüber, so eine unwichtige Frage als erstes gestellt zu haben.
Dimitrij hob eine Augenbraue und schmunzelte belustigt.
„Er ist mein Cousin. Er war schon immer an meiner Seite und wird es weiterhin bleiben.", erklärte mir Dimitrij knapp.

Cousins?
Die beiden sahen sich aber nun wirklich nicht ähnlich.

„Du bist in der Mafia, hab ich recht?", fragte ich weiter, konnte mir die Antwort aber schon denken.
Er nickte. „Um genau zu sein, bin ich das Oberhaupt der Russischen Mafia. Die Einzelheiten sind unwichtig, zumindest für dich. Du solltest nur wissen, dass ich sehr viel Macht habe.", sagte er und grinste mich dann an. Ein Schweißfilm legte sich auf meine Handflächen und ich musste schwer schlucken.
„Wo genau sind wir?"
„In Russland. In einem Waldgebiet, das nächste Dorf ist kilometerweit entfernt.", beantwortete er meine Frage und stütze seine Ellenbogen auf die Armlehnen.
„Ist dieser Adam wirklich dein Bruder? Hast du noch andere Geschwister?"
Mir wurde unwohl, als ich an den Mann mit den blauen Augen zurückdachte, der mich damals, als Dimitrijs Hure betitelte.
Sein Gesicht verfinsterte sich.
„Wir sind Halbbrüder. Mein Vater hatte neben meiner Mutter noch eine Frau, die er geschwängert hat. Das Resultat hast du schon kennengelernt. Nein, ich habe keine anderen Geschwister mehr.", brummte er, als würde er nicht gerne über seine Familie sprechen.
Aber das war mir ziemlich egal. Er hatte mir versprochen, mir all meine Fragen zu beantworten.
„Lebt dein Vater noch?"
Das Bild aus dem Buch, in der Bibliothek, blitzte in meinen Gedächtnis auf.
Dort war Dimitrij als kleiner, trauriger Junge abgebildet, hinter ihm seine Eltern.

Er ließ sich Zeit mit der Antwort.
„Nein, er lebt nicht mehr." Die Endgültigkeit ließ mich die Stirn runzeln, aber ich beschloss, nicht mehr weiter nachzubohren.
Ich nickte nur, war mir nicht sicher, was ich darauf hätte sagen sollen.
„Wer ist Svetlana, ist sie wirklich deine Verlobte?" Diese Frage brannte mir seit Tagen auf der Zunge und jetzt würde ich endlich eine Antwort auf sie bekommen.
Das Gesicht der braunhaarigen Schönheit mit den langen Beinen kam mir in den Sinn, die behauptete mit Dimitrij verlobt zu sein, und ich versteifte mich unbemerkt.
Dimitrij spielte mit einem der Ringe an seinem Finger.
„Unsere Väter haben diese Vereinbarung über unsere Köpfe hin getroffen, als wir noch nicht einmal richtig laufen konnten. Die Verlobung wurde aufgelöst, mit dem Tod meines Vaters. Aber das scheint Svetlanas Familie nicht akzeptieren zu wollen. Du musst wissen, ihr Vater und ihre Brüder sind lauter Kleinkriminelle, die dann und wann für etwas Ärger sorgen. Sie wollen an die Spitze und deshalb bestehen sie auf diese Hochzeit.", erwiderte er und zuckte mit den Achseln, als wäre das keine große Sache.

Irritiert zog ich die Augenbrauen zusammen.
Es mochte ja sein, dass die Verlobung aufgelöst wurde, aber es blieb mir noch immer ein Rätsel, weshalb Dimitrij sie nicht heiraten wollte.
Immerhin war sie wunderschön und wirkte auf den ersten Blick hin nicht dumm. Außerdem kannte sie sich in seiner Welt aus.
„Und was spiele ich für eine Rolle in diesem Spiel?", wollte ich wissen und sah ihn fragend an.
Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen und er bedeutete mir mit dem Zeigefinger, dass ich zu ihm kommen sollte. Ich schüttelte verneinend den Kopf. Ich wollte nicht zu ihm. Ich wollte verdammt nochmal eine Antwort!
Sein Lächeln wurde breiter.
„Wenn du jetzt ein braves Mädchen bist und zu mir kommst, dann werde ich dir eine Antwort geben. Wenn nicht, dann kriegst du eben keine." Er grinste hinterlistig, woraufhin ich verärgert die Augen verengte.
„So war das nicht abgemacht!", protestierte ich und Dimitrijs Grinsen wurde breiter, was mich nur noch mehr aufregte.
Er hob abwartend eine Augenbraue, erwiderte aber nichts.
Das Ultimatum war gestellte und ich wog meine Option ab.

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