Abendessen

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Die Tür ging auf und ein Mann trat in das Zimmer.
Er war groß und das schwarze T-Shirt spannte um seinen breiten Oberkörper und erlaubte einen Blick auf seine vernarbten und tätowierten Arme. Sein blondes Haar war kurz geschoren.
War das Wladimir?
Er stellte sich neben die offene Tür und sah mich aus braunen Augen stumm an.
Sein Gesicht war kantig und grob und die Narbe, die sich quer über sein Gesicht zog, verlieh ihm etwas Brutales.
Würde ich ihm nachts, alleine auf der Straße begegnen würde ich die Straßenseite sofort wechseln.

Ich blickte noch einmal an mir herunter.
Ich trug ein einfaches, zugegeben sehr schönes weißes Kleid und dazu farblich passende, weiße Ballerinas.
Das Kleid und die Schuhe lagen auf der Armlehne des Sessels, auf dem Dimitrij gegessen hat.
Ich hatte im ersten Moment darüber nachgedacht, mich zu weigern und nicht zum Abendessen zu erscheinen, doch wenn ich mir diesen Bärenmann, der noch immer bewegungslos an der Tür stand und mich nicht aus den Augen ließ, ansah, dann war ich mir sicher, er würde mich ohne weitere Mühe dorthin tragen.
Ich räusperte mich und sah zu dann Wladimir.
Dieser nickte nur und verschwand aus der Tür.
Eilig folgte ich ihm und versuchte, mit ihm Schritt zu halten.
Wir redeten auf dem Weg nicht und ich wäre fast gegen den breiten Rücken vor mir gelaufen, als dieser ganz plötzlich stehen blieb.

Wir standen vor einer Doppelflügeltür.
Wladimir beachtete mich nicht mehr, sondern schritt auf die Tür zu und öffnete sie.
Mein Hals fühlte sich kratzig und staubtrocken an, mein Puls schoss in die Höhe.

Es ist nur ein Essen. Also reiß dich gefälligst zusammen, Harrison!, giftete mich die Stimme in meinem Kopf an.
Es war nur ein Essen, aber eins mit einem Mörder.
Ich straffte die Schultern und strich mir noch einmal über das Kleid, ehe ich langsam in das Esszimmer ging.
Meine Beine fühlten sich bleischwer an und ich hatte Mühe, weiter zugehen.
Und als ich Dimitrij entdecke, wollte ich am liebsten auf dem Absatz kehrt machen und in mein Zimmer rennen.
Er saß am Ende des langen Tisches und beobachtete jeden meiner Schritte.
Als ich neben ihm stand, deutete er stumm auf den Stuhl, ihm schräg gegenüber.
Als ich mich setzte, starrte ich stud auf das polierte Holz.
Auch er sagte nichts, doch sein Blick brannte sich in meinen Kopf.
„Geht es dir besser?", brach Dimitrij das betreten Schweigen einfühlsam.
Ich unterdrückte ein verächtliches Schnauben.
Ob es mir "besser ging"?!

Nein, es geht mir nicht besser! Du widerliches Arschloch hast mich entführt, einen Menschen ermordet und zwingst mich jetzt dazu, mit dir zu essen!

„Ein wenig.", antwortete ich stattdessen ruhig.
„Das freut mich zu hören. Wein?", fragte er ganz der Gentleman.
Er deutete auf eine Flasche Rotwein.
Ich überlegte kurz und nickte dann. Ein erfreutes Lächeln erschien auf seinen Lippen und er goss zuerst mir, dann sich selbst die dunkelrote Flüssigkeit in die dafür bereit gestellten Gläser. Er prostete mir noch immer lächelnd zu und nahm dann einen Schluck. Er beobachtete, wie ich nach dem Glas griff und es kurz herumschwenkte, bis ich es an meine Lippen setzte und daran nippte.
Der Wein schmeckte leicht süßlich und kostete bestimmt mehr, als alles, was ich je in meinem bisherigen Leben besessen hatte.
„Schmeckt er dir?", erkundigte er sich, woraufhin ich nur nickte.
„Das freut mich. Und bitte sieh mich an, wenn ich mit dir rede.", verlangte er förmlich und nur sehr widerwillig hob ich den Blick.
Unauffällig musterte ich ihn. Er trug einen schwarzen Anzug, der bestimmt maßgeschneidert war.
Sein Haar war zurückgekämmt und ein leichter Bartschatten war auf seinen Wangen zu sehen.
Seine Lippen sind zu einem Lächeln verzogen und seine Augen funkelten in so einem wunderschönen Grün, dass ich in einem See aus flüssigem Smaragd ertrank.

Ich nahm nicht einmal war, wie die Vorspeise, eine Suppe, serviert wurde.
Zwei Männer schoben einen vollbeladenen Wagen in den Saal und begannen das Essen aufzutischen. Doch als Dimitrij die Hand hob und ihnen in knappen Worten etwas sagte, nickten sie nur und verschwanden so schnell, wie sie auch gekommen waren.
Erst als der dampfende Teller vor mich gestellt wurde, riss ich mich von seinen Augen los.
Ein amüsiertes Grinsen legte sich um seine Züge.
Mit errötenden Wangen griff ich nach dem Löffel und tunkte ihn in die Suppe, hielt aber im nächsten Moment inne.
Meine Handflächen wurden schwitzig und mir wäre der Löffel fast aus der Hand gerutscht. Misstrauisch beäugte ich den Teller vor mir.
War in der Vorspeise vielleicht ein Schlafmittel? Eines, dass mich für einige Stunden schlafen ließ und ich nichts davon mitbekommen würde, was man mir antat?
Schreckliche Szenarien spielten sich in meinem Kopf ab. Darunter auch eine Vergewaltigung. Mein Appetit verschwand schlagartig.
War Dimitrij vielleicht ein genauso großes Monster wie Logan?

Nein. Er ist schlimmer!
Wisperte eine leise Stimme in meinem Kopf.
Ich hörte Dimitrij neben mir aufseufzen.
„Wenn du wirklich glaubst, ich würde dir etwas ins Essen mischen um dich gefügig zu machen, dann hast du ein wirklich falsches Bild von mir, meine Kleine.", spottete er und schob seinen leeren Teller zur Seite. Ich wollte ihm die faszinierenden Augen am liebsten mit der silbernen Gabel, die auf der Serviette lag, ausstechen. Doch ich bezweifelte stark, dass ich die Kraft dazu hätte.
Ich runzelte nur die Stirn und beachtete ihn kaum.
Ich hörte ihn entnervt schnauben und das Scharren von Stuhlbeinen auf dem Boden.
Gleich darauf stand er hinter mir und beugte sich über mich, so dass seine Lippen an meinem Ohr waren.
Er nahm mir den Löffel aus der Hand und führte ihn zu seinem Mund.
Genüsslich schlurfte er die Flüssigkeit in seinen Mund.
„Köstlich.", raunte er dunkel an mein Ohr und ich verfluchte mich, dass sich eine Gänsehaut auf meinen Armen bildete.
Dimitrij legte den Löffel wieder neben den Teller und stütze sich dann auf die Armlehne des Stuhls.
Er hatte jetzt einen wundervollen Ausblick, auf mein Dekolleté.
„So schön dieses Kleid an dir auch aussieht. Es wird besser auf dem Fußboden meines Zimmers aussehen. Ich erwarte dich in einer Stunde."
Er machte eine kleine Pause und griff mir dann ins Haar und zog meinen Kopf dann in den Nacken.
„Ich lege auf Pünktlichkeit großen Wert. Also würde ich dir raten, nicht zu trödeln oder nicht, nicht zu erscheinen. Und jetzt iss etwas. Dein Magen ist leer und du wirst die Energie brauchen.", knurrte er leise und zog noch etwas fester an meinem Haar, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
Dann ließ er mich los, richtete sich auf und schritt zur Tür.
„Bis in einer Stunde, mein Liebling!", rief er und ließ die Tür ins Schloss fallen.
Ich stieß einen Schrei durch die Zähne aus, nicht fähig, meine Wut zu zügeln.
Ein abfälliges Schnauben verließ meinen Mund.

Dieser aufgeblasene, arrogante Mistkerl!

Als meine Wut etwas verrauchte, ließ ich seine Worte Revue passieren.
"Du wirst die Energie brauchen."
Ich erschauderte, griff dann nach dem Löffel und vergaß, dass genau dieser Löffel, vor wenigen Minuten noch in Dimitrijs Mund steckte.
Doch diese Tatsache schob ich beiseite, denn ich war mit meinen Gedanken schon eine Stunde voraus und überlegte, wie der restliche Abend noch verlaufen würde.

Hey.
Da bin ich wieder.
Mit einem neuen Kapitel für euch :)
Ich entschuldige mich für die Rechtschreib- und Grammatikfehler, wenn euch welche auffallen sollten. 🙃
Ich hoffe es gefällt euch und drückt doch dann auf das kleine Sternchen links unten. 😁✨👀

Frisson-sinful pleasureWo Geschichten leben. Entdecke jetzt