Ein Engländer als Freund

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Anastasiya kam, wie Wladimir mir bereits mitgeteilt hatte, zu mir.
Ein besorgter Ausdruck war auf ihrem schönen Gesicht vorzufinden.
Ehe ich auch nur ein Wort sagen konnte, hatte sie mich schon fest umarmt.
„Ich habe gehört, was passiert ist. Ist alles in Ordnung?", fragte sie mich und drückte mich enger an sich.
Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter  und antwortete mit einem knappen „Ja".

Als mich Anastasiya losließ, wanderten ihre Augen über meinen Körper.
Ich fühlte mich unwohl unter ihren Blicken und knetete meine Hände, um ihr zu signalisieren, sie solle mir wieder ins Gesicht blicken.
Logan ist schon viel weiter als die Zwillinge gegangen. Doch er war alleine.

Die Braunhaarige verstand sofort und lächelte entschuldigend.
„Mir wurde gesagt, ich soll dir das Anwesen zeigen.", wechselte sie schnell das Thema.
Ich nickte und folgte ihr zur Türe, die sie mir aufhielt und trat mit ihr zusammen auf den Gang.
„Wo willst du als erstes hin?", fragte mich Anastasiya und drehte sich zu mir um.
Ich zuckte mit den Schultern und dachte nach.
„Ins Wohnzimmer...-?"
„Gut. Folge mir bitte.", lächelnd setzte sich die junge Frau in Bewegung.
„Aber werden-", fing ich an, wurde jedoch von der braunhaarigen Schönheit unterbrochen, die einfach weiterging.
„Du wirst nicht auf Boris und Andrej treffen. Das versichere ich dir, Olivia.", sie sprach die Namen der beiden mit Abscheu aus.
Ich sagte nichts weiter und ging ihr weiter hinterher.

Erst jetzt fiel mir auf, wie groß Dimitrijs Haus war.
Haus war gut gesagt.
Dieses Gebäude ähnelte vielmehr einem riesigen Palast. Mit all seinen Zimmern, den vielen Gängen, den dutzenden Treppen und den unzähligen, großen Fenstern.
Der „Palast" war dunkel eingerichtet.
Dunkle Böden, dunkel Wände und dunkel Teppiche die in den Gängen ausgerollt waren.

Anastasiya führte mich in das Erdgeschoss, in eine imposante Eingangshalle.
Wir standen am Ende einer riesigen Holztreppe.
Das Gelände der Treppe war aus dunklem Holz und poliert.
Die Stufen führten hinunter, zu einem mächtigen Eingangstor.
Ich war beeindruckt.
Von Treppen und Eingängen?
Spottete mein Unterbewusstsein.

„Und das alles gehört Dimitrij?", fragte ich Anastasiya und drehte mich zu ihr.
„Ja. Doch das ist nur ein kleiner Teil vom Anwesen. Es ist recht weitläufig. Du musst aufpassen, dass du dich nicht verirrst.", witzelte sie und kicherte leise.
„Das Gebäude umfasst drei ganze Stockwerke. Dein Zimmer liegt im zweiten Stock.
Dazu noch einen Blumengarten, einen Park und einen Reithof. Herr Wolkov hat eine Vorliebe für teure Autos, weshalb er auch eine große Garage besitzt.", erzählte sie mir und führte mich die Treppe hinunter.
Ein Reithof? Ritt er denn selbst?
Ich schmunzelte belustigt bei der Vorstellung.

Ich drehte mich nochmal um, und erblickte ein Gemälde, das fast die ganze, Holz vertäfelte Wand, über der Treppe einnahm.
Darauf war eine Frau abgebildet.
Sie sah aus wie eine Fee.
Mit langem, blondem Haar, wunderschönen dunkelgrünen Augen.
Ein Lächeln war auf ihrem wunderschönen Gesicht abgebildet.
Diese Frau strahlte eine Eleganz und Attraktivität, wie keine andere aus.
Wer sie wohl war?

„Das ist Elena Jones. Sie war Dimitrij's Mutter. Sie ist verstorben als Dimitrij gerade mal 12 Jahre alt war. Jetzt ist er 35.", erklärte mir Anastasiya, die bemerkt hatte, dass ich stehen geblieben war.
Von ihr hatte Dimitrij dann wohl diese verstörend schöne Augenfarbe.
Er war also 14 Jahre älter als ich...
„Jones? Ich dachte Dimitrij heißt Wolkov im Nachnamen?", verwirrt runzelte ich die Stirn.
„Das tut er. Er hat den Namen von seinem Vater. Elena und er haben nie geheiratet.", klärte sie mich auf.

Aha.

„Wollen wir weiter?", fragte sie und deutet auf den Flur, auf der linken Seite.
Ich nickte und setzte mich mit der Braunhaarigen in Bewegung.

Wenig später kamen wir dann auch im Wohnzimmer an.
Zumindest war eine schwarze Couch vorzufinden, auf der mindestens zwölf Personen Platz gefunden hätten.
Davor stand ein nicht Glastisch.
Eine Glasfront spendete dem Raum Licht und eine Tür gewährte den Ausgang zu einem märchenhaften Park.
Ich entdeckte sogar einen Steinkamin.
Ich hatte eine Vorliebe für Steinkamine.

Es war stockdunkel draußen.
Schneeflocken flogen an die Fensterscheiben.
Draußen war es stürmisch und kalt.
Hier, in dieser kleinen Holzhütte, mitten im Wald, war es hell und warm.
Das Feuer knisterte im Steinkamin und erhellte den Raum.
Ich kniete auf einem flauschigen Teppich, nackt zwischen Dimitrijs Beinen, der mir sanft durch das Haar streichelte.
Meinen Po und Teile meines Rücken, zierten rote Striemen.
Ich schmiegte mich an sein Bein und erntete ein kleines Lächeln.

„Olivia?", wurde ich von Anastasiya aus meinen Gedanken gerissen.
Ich bin anscheinend unbemerkt stehen geblieben und habe den Kamin angestarrt.
Ich schluckte.
Was hatte ich mir denn da bitte schön vorgestellt?
Mit geröteten Wangen drehte ich mich zur Braunhaarigen.
„Tut mir leid. Ich bin wohl in Gedanken versunken.", entschuldigte ich mich hastig.
„Ach, alles gut. Aber wir sind jetzt im Wohn-", Anastasiya brach mitten im Satz ab und sah zur Couch.
Ich folgte ihrem Blick und entdeckte einen jungen Mann auf einem Sessel, vor dem Glastisch, sitzen.
Vor ihm ein Schachbrett.
Er hatte braune, leicht zerzauste Haare.
Eine schwarze Brille und haselnussbraune Augen, die auf das Brett sahen.
Er war groß und schlank.
Der Fremde hob den Kopf und zog überrascht eine Augenbraue in die Höhe.
Er hatte irgendwie Ähnlichkeiten mit Stephen Hawking in seinen jungen Jahren.

Es war still im Raum.
Doch ein Räuspern des Braunhaarigen durchbrach die Stille.
Lächelnd stand er auf und kam auf uns zu.
„Wie schön dich endlich persönlich kennenzulernen, Olivia, richtig?", er reichte mir seine Hand.
Er hatte eine beruhigende Stimme. Sie gefiel mir.
Sein Akzent fiel mir auf.
Er war wohl ein Engländer.
Stirnrunzelnd ergriff ich die dargebotene Hand und schüttelte sie, ehe ich sie wieder losließ.
Er war um einiges größer als ich. Ich schätze ihn auf 1.8om.

Er musste meinen verwirrte Gesichtsausdruck bemerkt haben und ein kleines Lachen entwischte seiner Kehle.
„Dimitrij prahlt gerne, musst du wissen. Und am liebsten mit einer schönen, noch unschuldigen und intelligenten Sub.", grinste er und meine Wangen fingen Feuer.
Wem hatte dieser Mistkerl alles von mir erzählt?
Und was hatte er rum erzähl?

Der Braunhaarige wandte sich dann an Anastasiya, die ja noch immer neben mir stand. „Es ist auch schön, dich wieder zu sehen.", begrüßte er sie knapp, aber höflich.
„Wie lange bleibst du Kyle?", fragte sie, ohne auf seine Begrüßung wirklich zu antworten.
„Ich bin morgen früh schon wieder auf dem Weg nach London.", verkündete er, schenkte uns beiden noch einen kurzen Blick, ehe er aus dem Wohnzimmer ging und uns alleine ließ.

„Wer...- war das?", fragte ich perplex.
„Das, Olivia, war Kyle Parker. Ein enger Freund von Dimitrij. Er hat eine Vorliebe für Schach, Mathematik und Physik.", erzählte sie und sah mich mit einem schiefen Lächeln an.
Schach war in der Tat wirklich interessant.
Mathematik und Physik hingegen waren zwei gute Gründe um Selbstmord zu begehen.

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